Ex-CIA-Analyst Jack Ryan wird in London Zeuge des Angriffs einer IRA-Splittergruppe auf ein Mitglied der Königfamilie, kann die Aktion vereiteln. Terrorist Miller (Sean Bean) wird verhaftet, sein kleiner Bruder kommt ums Leben. Von den Gefährten befreit, schwört der radikale Republikaner Rache. Und während Briten und Amerikaner den Terroristen bis ins libysche Terrorcamp nachspüren, gerät Ryan und seine Familie daheim in den USA ins Fadenkreuz der Extremisten.
1992 kam PATRIOT GAMES (dt. DIE STUNDE DER PATRIOTEN), die Tom-Clancy-Verfilmung des Australiers Phillip Noyce, in die Kinos. Harrison Ford spielt die Hauptrolle und verleiht mit seinem zerknautschten Sorgengesicht der gutbürgerlichen und im US-Geheimdienst- und Militär-Apparatus etablierten Professional Ryan etwas angenehm und notwendig Bodenständiges – und dazu, überhaupt: ein bisschen Charakter. Denn was das anbelangt, hapert(e) es dem Bestsellerautoren Clancy allgemein. Noch einmal unter Noyces Regie spielte Ford diesen Helden fast aller Clancy-Romane: 1994 in dem weit besseren und komplexeren, sehr empfehlenswerten CLEAR AND PRESENT DANGER (dt.: DAS KARTELL).
Ist PATRIOT GAMES (der Titel ist nicht mit dem Republikaner-Lied „The Patriot Game“ zu verwechseln) sehenswert? Wegen Ford, Bean als fanatischem, aber stets auch etwas leidend dreinschauenden IRA-Mann sowie Richard Harris als schmierigen Sinn-Féin-Politiker allemal; hinzukommen große Darsteller wie Patrick Bergin, James Fox, James Earl Jones und Anne Archer als Ryans Gattin. Zudem sind Filmen von Noyce stets eine besondere Eleganz zu eigen, die auch diesem Film wohltuend vor Hektik und Hysterie bewahrt.
Die Story selbst jedoch ist, abgesehen von spannenden und intensive Einzelmomenten, die auch in die schmutzige und damals hoch avancierte Technik (und Techniken) der US-Intelligence und des Militärs Einblick geben (z.B. die Satelliten-Live-Beobachtung einer nächtlichen Kommandoangriffs auf das Wüstentrainingscamp), eher dünn. Die IRA, mehr noch: eine Splittergruppe, die mit den Provos selbst in eine blutige Fehde verwickelt ist, als derart fanatisch und vor allem gefährlich darzustellen (vor allem was die „Reichweite“ bis und Effizienz in den USA betrifft) mutet übertrieben an; es scheint freilich auch als ein Versuch, den Nordirlandkonflikt irgendwie für US-Leser bzw. -Zuschauer interessant(er) zu machen, in Ermangelung anderer Bösewichte wie dem nach 1989 obsolet gewordenen „Russen“ und dem damals bereits arg abgenutzten „Evil Arab“.
Der Roman „Patriot Games“ selbst erschien 1987 – und die Idee dazu kam Clancy vermutlich unter dem Eindruck des missglückten IRA-Attentats auf die „Eiserne Lady“ Margaret Thatcher 1984 und Reagans Besuch in Irland. Ein Jahr, nachdem PATRIOT GAMES im Kino startete, wurde jedoch schon die Downing Street Declaration unterzeichnet, wurde Clinton US-Präsident, der sich massiv für die Beilegung des Konflikts in Nordirland engagierte – kurz: startete der Friedensprozess und damit der schwere, steinige Marsch hin zum Karfreitagsabkommen.
Filme wie THE DEVIL’S OWN (dt. VERTRAUTER FEIND), mit Brad Pitt als junger IRA-Mann, der sich bei einem nichtsahnenden New-Yorker-Cop einquartiert und in ihm einen Freund und Ersatzvater findet, etablierten das Mainstreamkino-Paradigma vom jungen irischen Republikaner als tragisches Opfer und Erbe der Gewalt.
Den braven Streifenpolizist mit seinem Mittelschichtsleben in THE DEVIL’S OWN, der schließlich wie Jack Ryan in PATRIOT GAMES auf einem Boot mit dem jungen IRA-Mann kämpft und ihn schließlich tötet (freilich: um ihn quasi hernach zu beweinen), wurde übrigens ebenfalls von Harrison Ford gespielt. Ein Vergleich beider Rollen und Filme lohnt.
STUNDE DER PATRIOTEN im Fernsehen:
12. März, Pro7. Ab 20.15 Uhr
(zyw)