TV KRITISCH
Die kleine Heimat und das große Europa
Eine anheimelnde Plauderrunde im Club 2
Günter Verdin
Man wird sich doch verplaudern dürfen, zumal wenn es um ein so vordergründig gemütliches Thema wie Heimat geht. Im ORF verplaudert man allerdings ein bisschen viel Sendezeit. Genauso beharrlich, wie Armin Wolf im letzten Sommergespräch dem Bundeskanzler Feymann die " Inseratenaffäre" unter die Nase rieb, aus der nix tröpfeln wollte, weigerte sich die Club 2 -Moderatorin Eva Rossmann eine halbe Stunde lang, ihre Gäste vom Thema "Tracht" auf die vorgegebene Fährte eines möglicherweise neu erwachenden Heimatgefühls zu lotsen. Am goldigsten ließ sich gleich zu Beginn die aus Tirol stammende Sängerin Zabine vernehmen:"A kloa bissel bin i schon sehr konservativ ." Als sie sich später mit ihrer Wortmeldung zur genetischen Vorbestimmung der Frau für Küche und Kind vergaloppierte, steckte der Karren eh schon im Schlamassel. Viel zu spät landete die Gesprächsrunde bei der "Begrifflichkeit" von Heimat, ohne das klar wurde, dass das von den Nazis geschändete Wort zum Beispiel im volkstümlichen Schlager verdächtig emotional und in der österreichischen Literatur reflektiert gebraucht wird. Der Journalist Dieter Chmelar , dessen Gedankenflüge gerne ins Anekdotische abstürzen, führt die nun mal behauptete neue Heimatliebe auf die Angst vor dem Identitätsverlust im großen Europa zurück. Und gegen die Aufforderung der Germanistin Daniela Strigl, Heimat nicht nur den Rechten zu überlassen, ist ebensowenig einzuwenden wie gegen den abschließenden frommen Wunsch der Moderatorin, dass jeder von uns seine kleine Heimat finden , aber sie auch anderen gönnen möge. Ein Schiller-Zitat ( das übrigens gerne Grillparzer zugeschrieben wird, aber aus "Wallenstein " stammt) hätte es auch getan: „Der Österreicher hat ein Vaterland / und liebt's und hat auch Ursach, es zu lieben." Wir sind halt doch alle a bisserl sehr konservativ...
Club 2, ORF 2:Daham is Daham – kommt ein neues Heimatfeeling?
3 Punkte
Die kleine Heimat und das große Europa
Eine anheimelnde Plauderrunde im Club 2
Günter Verdin
Man wird sich doch verplaudern dürfen, zumal wenn es um ein so vordergründig gemütliches Thema wie Heimat geht. Im ORF verplaudert man allerdings ein bisschen viel Sendezeit. Genauso beharrlich, wie Armin Wolf im letzten Sommergespräch dem Bundeskanzler Feymann die " Inseratenaffäre" unter die Nase rieb, aus der nix tröpfeln wollte, weigerte sich die Club 2 -Moderatorin Eva Rossmann eine halbe Stunde lang, ihre Gäste vom Thema "Tracht" auf die vorgegebene Fährte eines möglicherweise neu erwachenden Heimatgefühls zu lotsen. Am goldigsten ließ sich gleich zu Beginn die aus Tirol stammende Sängerin Zabine vernehmen:"A kloa bissel bin i schon sehr konservativ ." Als sie sich später mit ihrer Wortmeldung zur genetischen Vorbestimmung der Frau für Küche und Kind vergaloppierte, steckte der Karren eh schon im Schlamassel. Viel zu spät landete die Gesprächsrunde bei der "Begrifflichkeit" von Heimat, ohne das klar wurde, dass das von den Nazis geschändete Wort zum Beispiel im volkstümlichen Schlager verdächtig emotional und in der österreichischen Literatur reflektiert gebraucht wird. Der Journalist Dieter Chmelar , dessen Gedankenflüge gerne ins Anekdotische abstürzen, führt die nun mal behauptete neue Heimatliebe auf die Angst vor dem Identitätsverlust im großen Europa zurück. Und gegen die Aufforderung der Germanistin Daniela Strigl, Heimat nicht nur den Rechten zu überlassen, ist ebensowenig einzuwenden wie gegen den abschließenden frommen Wunsch der Moderatorin, dass jeder von uns seine kleine Heimat finden , aber sie auch anderen gönnen möge. Ein Schiller-Zitat ( das übrigens gerne Grillparzer zugeschrieben wird, aber aus "Wallenstein " stammt) hätte es auch getan: „Der Österreicher hat ein Vaterland / und liebt's und hat auch Ursach, es zu lieben." Wir sind halt doch alle a bisserl sehr konservativ...
Club 2, ORF 2:Daham is Daham – kommt ein neues Heimatfeeling?
3 Punkte