TV-Folge: "CSI: Den Tätern auf der Spur - Grabesstille" / "CSI: Crime Scene Investigation - Grave Danger" (5x24/25) [USA 2005]
Erstellt am 6. Januar 2016 von Timo K.Hätte Tarantino nicht Kamerakünstler Michael Slovis ("Breaking Bad", "Game of Thrones") gehabt – "Grabesstille" wäre zum beliebigen Zweiteiler eines eingestaubten Crime-Formats verkommen. Was Slovis allerdings gelingt, erhebt sich infolgedessen über die Gleichförmigkeit narrativer wie handwerklich apathischer "CSI"-Texturen in einem digital-hysterischen (Serien-)Zeitalter: In "Grabesstille", in klaustrophobisches Neon getüncht, ist die Kamera beweglicher als selten zuvor, überführt statische Dialogsituationen in gravitätische Plansequenzen, schale Stadtbilder in ornamental ausgeleuchtete Glitzerpanoramen. Tarantinos ambitioniertes Staffelfinale der fünften Season beantwortet die Frage indes nicht, inwieweit der kultige Autorenfilmer überhaupt beim filmischen Gesamtprozess schöpferisch involviert war. Geschwätziges Anekdoten-Understatement über eine nächtliche Beinahkonfrontation, ein "Cabin-Fever"-Poster, eine surrealistische Wachtraumsequenz (mit allerhand ekligem Körperorganglibber) und ein Hauch schwarze Romantik umwehen die Folge zwar popkulturell, Restzweifel über ein Auftragsprojekt, ein Klotz am Bein, können dennoch nicht weggewischt werden. "Grabesstille" erweist sich trotz archetypisch forcierter Twists und Turns, wie es in "CSI" der Tagesplan verlangt (samt einem absehbaren "to-be-continued-Cliffhanger"), als luftdicht verschlossener Minimalthriller, ausnehmend schön und spannend darauf geschult, das ohnehin meisterlich gezirkelte Begrabungstableau aus "Kill Bill" wirkungsbeklemmend zu verdoppeln. Manch' perspektivisch subjektivierte Giallo-Anleihe, wenn der Täter seine Handschuhe in den Kamerawinkel hält, versüßt statt versalzt zusätzlich ein längst totgerittenes Konzept und transzendiert es zu einer experimentellen Fernsehspielweise, wie man sie sich öfters wünscht.
6 | 10