tv diskurs 2/2014

© FSF

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Wenn wir an das filmisch Böse denken, fallen uns zumeist die wohl spannendsten Filmfiguren ein. Kein Held hat soviel Charme wie ein Hannibal Lecter,  von Anthony Hopkins vermutlich ebenso popkulturell geprägt, wie Namensvetter Anthony Perkins in dem Film Psycho Norman Bates zum absolut Bösen erhoben hat. Im Phantastischen tauchen Figuren wie Darth Vader oder Lord Voldemort auf, im Horrorfilm manifestiert sich das Böse mit vielerlei schrecklichen Gesichtern: das verwünschte Haus, das besessene Mädchen, unsichtbare Dämonen. Die neueste Ausgabe der Zeitschrift tv diskurs (Nr. 2 in 2014) beschäftigt sich unter dem Titel Das Böse. Medien als Spiegel unserer Schattenseiten mit eben diesem Phänomen.

Dabei wagt sich die Publikation aus dem UVK Verlag allerdings noch viel weiter hinaus, als nur einen Blick in die zahlreichen Filmwelten zu werfen. Obgleich das Titelcover den im Januar 2008 verstorbenen Heath Ledger zeigt, der in seiner Rolle als Batmans Gegenpart des Jokers in Christopher Nolans The Dark Knight postum mit einem Oscar prämiert wurde – für all seine Boshaftigkeit. Hier als Gallionsfigur gewählt, da er im Film selbst auch dafür verantwortlich ist, der Gesellschaft ihre eigenen Schattenseiten vorzuhalten. Er ist der Bösewicht, der eine Gruppe von Schiffspassagiere dazu zwingen will, entweder ein anderes Schiff voller Häftlinge in die Luft zu sprengen oder sich selbst zum Tode zu verurteilen.

Im Grunde nimmt dieser filmische Part aber nur einen recht kleinen Teil der tv diskurs ein. Georg Seeßlen, freier Autor und Filmkritiker, schreibt eine kleine Typologie des Bösen im Film. Darüber hinaus wird das Böse dann als religiöser Begriff definiert. Dr. Alexander Grau schreibt vom Bösen als kulturelle Konstruktion. Er lässt das Böse zu etwas Übernatürlichen werden, aber auch zu etwas, dass erst mit der Sündhaftigkeit des Menschen seinen Weg in die Welt gefunden hat. In der Realität beschäftigen sich Menschen wie Christopher Posch mit dem Bösen. Er ist Rechtsanwalt in Kassel mit dem Schwerpunkt Strafverteidigung. Er gibt im Interview offen zu, dass es Dinge gibt, für die auch er nicht zu haben ist. Manches ist eben zu böse für die Realität. Damit muss sich auch die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen auseinander setzen, deren Prüfverfahrensalltag ebenfalls mit dem Bösen konfrontiert werden kann.

In Beiträgen neben dem Titelthema widmet man sich einem sehr akut-aktuellen Bereich. Der freie Medien- und Kulturjournalist Hendrik Efert betrachtet das Phänomen Netflix. Der Streaming-Anbieter, der für die Serie House of Cards in Eigenproduktion verantwortlich ist und seinen Deutschlandstart für Ende 2014 angekündigt hat, ist Wegbereiter für die Abkehr vom klassischen Fernsehkonsum. Im Gegenzug schreibt der freiberufliche Medienfachjournalist Tilmann P. Gangloff darüber, wie die deutschen Privatsender sich zusammen rotten um ein weltweites Netz zu knüpfen, um damit eben auch das Internet zu erobern. Vielleicht als eine Form des Streaming-Konter-Versuchs.

Und damit wäre man dann auch wieder beim Titelthema: „Böses Netflix“ möchten die Privatsender wohl ermahnend den Zeigefinger heben. Aber wie böse ist das alles wirklich? Ist der Streaming-Sender nicht vielleicht ein medialer Spiegel für die Schattenseiten des herkömmlichen Fernsehens?

tv diskurs 2/2104 bei der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF)

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Denis Sasse Denis Sasse

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