Hierzu halten Dr. Alexander Grau (freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist für die Cicero, die FAZ und den Deutschlandfunk) und Dr. Benjamin Jörissen einleitende Worte parat. Erstgenannter widmet sich dabei dem allgemeinen Bildungsbegriff in der modernen Gesellschaft, während Jörissen (Professor für allgemeine Pädagogik an der Uni Erlangen-Nürnberg) im Interview über die Medienpädagogik, über das Lernen und Reflektieren in einer mediatisierten Welt spricht. Im Anschluss wird dann auch gleich ein Ansatz geliefert, wie denn das Schulsystem verändert, bzw. überdacht werden könnte, um sich dem Medienwandel anzupassen. Ein Schritt der irgendwann schlicht erfolgen muss. In detailliert dargelegten Überlegungen wird ein fiktives Bildungssystem beschrieben, welches in der Digitalgesellschaft aufgehen könnte.
Aber nicht nur innerhalb der Schule muss der Einsatz und die Beschäftigung / Thematisierung der Medien in den Fokus gerückt werden. Auch die Auseinandersetzung mit Bildung in den Medien ist ein Thema. Immer mehr kostenloses Lehrmaterial wird auf verschiedensten Internetportalen angeboten – als Unterstützung für die Lehre, als Inspiration, als herunter ladbare Dokumente für die Arbeit in den unterschiedlichsten Fort- und Weiterbildungsformen. Hier setzt ein Interview mit Professorin Eva Mathes an, die von den Ergebnissen einer Studie berichtet, in denen es um die Fragen ging, wer denn hinter solchen Angeboten steckt, wie das Online-Lehrmaterial tatsächlich in die Unterrichtsgestaltung einfließt und wie diese qualitativ aufgestellt sind. Die Studie wurde als Kooperation der Lehrstühle für Pädagogik und Schulpädagogik der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg und dem Verband Bildungsmedien durchgeführt und bietet interessante Einblicke in diese ganz eigene Online-Lehrmaterialienwelt.
Und dann ist da noch ein grandios-zutreffendes Zitat im Fokus eines Artikels zum Einsatz von Serious Games in der Bildung. Dort heißt es: „Wer sich 100 Pokémon-Namen und ihre Eigenschaften merken kann, der schafft das im Fach Geografie auch für Länder, Städte und Flüsse, wenn die Inhalte entsprechend dargeboten werden“. Im eigenen Umkreis existieren tatsächlich solche Menschen, weshalb das Zitat als zutreffend bezeichnet werden kann. Jetzt muss man nur noch den Spielspaß eines Pokémon-Spiels oder viel mehr die Sammelleidenschaft auf den Schulunterricht übertragen ohne dabei zu trivial zu werden.
Bildung. Lernen in der Mediengesellschaft bleibt aber nicht das einzige Thema der ersten 2014er Ausgabe des tv diskurs. Es gibt Exkurse bis hin in den Norden. Es wird über die Veränderungen (vor allem in den Jahren 2001 und 2007) im finnischen Jugendmedienschutz gesprochen, ebenso über den Pragmatismus mit dem dort gerade das Fernsehprogramm unter dem Medienschutz steht. Und in einem kurzen Resümee der Nordischen Filmtage 2013 heißt es dann noch laut Überschrift, dass es dort hauptsächlich um „Junge Menschen mit emotionalen Verunsicherungen“ ging, was scheinbar symptomatisch für den Kinder- und Jugendfilm aus dem Norden ist.
Um dem Titel des Magazins noch gerecht zu werden, explizit dem „tv“, gibt es lesenwertes Material zu Unterhaltungssendungen mit Informationswert, zu dem Wert von Breaking Bad (gerade nach dem Ende der Serie immer wieder gerne diskutiert), sowie dem analytischen Schauen dieser Serie, als auch um die Sopranos und der Frage, ob hier Schuld ohne Sühne dargestellt wird.
Fazit: Gute Überblicksausgabe über Dinge, die erst noch so richtig in Gang kommen müssen, über die sich manch ein Lehrer oder Lerner aber noch gar keine Gedanken macht. Das Ganze gespickt mit ebenso interessanten Exkursen fernab der Hauptthematik, noch weitaus mehr als in diesem kurzen Artikel genannt wurde.
tv diskurs 1/2014 bei der Freiwilligen Selbstkontrolle Film (FSF)