Von Günter Verdin
Vergleichen wir getrost Äpfel mit Birnen. Am kommenden Donnerstag startet in RTL die neue Staffel von "Alarm für Cobra 11", eine amüsant kuriose und international sehr erfolgreiche Action-Serie, die durch die vorgegebenen Rituale der Autozertrümmerung und finaler Explosions-Feuerwerke in keinem Moment einen Anspruch auf Wahrscheinlichkeit erhebt. Der "Tatort" hingegen, das Krimi-Juwel von ARD und ORF am Sonntagabend, lebt nicht nur vom Kunstanspruch der besten Regisseure und Darsteller, sondern vor allem durch die in den meisten Fällen sehr spannende Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Realität. Der Kölner "Tatort" mit dem Titel "Fette Hunde" erzählt von der trüben Wirklichkeit von Bundeswehrsoldaten, die aus Afghanistan zurückkehren und die grauenhaften Bilder von streunenden Hunden, die das Fleisch der Leichen von Kriegsopfern verschlingen, nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Aus den Fugen geratene Partnerschaften schweissen die Afghanistan-Kumpels ebenso zusammen, wie die Geschichten, die sie im Krieg erlebt haben. Dazu gehört auch der Kampf gegen den Drogenanbau, mit dem die Taliban ihre Terror-Aktionen finanzieren. "Solange die Bauern in Afghanistan mit Mohnanbau fünfmal so viel verdienen wie als Polizist, ist die Situation schwer zu ändern.“ ist einer der Kernsätze des Drehbuchs von Andre Georgi, mit dem die zweite Handlungsebene aktuell gestützt wird: das afghanische Geschwisterpaar Milad und Amina Rahimi reist als sogenannte Bodypacker in die Bundesrepublik, als Drogenkuriere, die das in Kondomen verpackte Heroin im Körper schmuggeln. Die beiden Kommissare, der Dauersingle Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und der glücklich lange verheiratete Freddy Schenk (Dietmar Bär) liefern wieder einmal ein köstliches Pas de deux gemeinsamer Ermittlungen. Der preisgekrönte Regisseur Andreas Kleinert hat mit seinem Kameramann Johann Feindt wirklich atemberaubend dichte und schöne Bilder komponiert. Da ist wohl der nächste Grimme-Preis fällig!