Bereits seit einigen Jahren habe ich zuhause ein NAS im Einsatz. Anfangs noch das Einsteigermodell DS118 von Synology bin ich mittlerweile auf das größere Modell DS218+ umgestiegen. Nach wie vor bin ich mit der Leistung und dem Funktionsumfang beider Geräte mehr als zufrieden. Doch etwas störte mich beim DS218+ bereits nach kurzer Zeit massiv – das deutlich zu vernehmende Geräusch des Lüfters im Gehäuse. Was man dagegen tun kann, erfahrt Ihr hier.
Selbstverständlich hat auch das DS218+ eine Lüftersteuerung in der man regulieren kann, ob der Lüfter unabhängig von der CPU- und Festplattenlast auf voller Drehzahl läuft oder den “Kühlmodus” nutzt. Als dritte Option gibt es in den Einstellungen noch den stillen Modus. Ist dieser aktiviert, ist, zumindest beim DS118 der Lüfter absolut nicht mehr hörbar gewesen – dieser Modus wurde von mir kontinuierlich genutzt. Bei der Anschaffung des DS218+ wurde der stille Modus bei der ersten Einrichtung auch sofort aktiviert. Allerdings musste ich hier schnell bemerken, dass dieser Modus nicht oder nicht richtig funktioniert denn selbst im Ruhemodus drehte der Lüfter deutlich hörbar und bereits nach kurzer Zeit sehr nervig weiter.
Eine Recherche im Internet ergab, dass der sich ständig drehende Lüfter von Synology beabsichtigt ist. Die Aufgabe des Lüfters (zumindest beim DS218+) besteht nicht nur darin, die verbauten Festplatten zu kühlen, sondern auch die CPU – klingt eigentlich auch logisch. Denn schließlich muss das NAS auch im Ruhemodus ständig ansprechbar sein und auch ein verbauter Intel 2-Kern Prozessor will gekühlt werden. Was ich aber nicht verstehe ist die Tatsache das bei einem Gerätepreis von um die 300 Euro ein Lüfter verbaut wird, der gerade mal 4 Euro kostet und absoluter China-Schrott ist. Sorry Synology – das geht deutlich besser.
Abhilfe schaffen
Es gibt zwei Möglichkeiten das Lüftergeräusch zu minimieren. Zum einen hat man die Möglichkeit eine Datei im Betriebssystem des NAS umzuschreiben. Dazu sind aber Grundkenntnisse beim Thema SSH sowie der Umgang mit dem Programm Putty zwingend erforderlich. Über die Konsole wird dabei die Datei scemd.xml umgeschrieben und ab sofort ist der Lüfter schon um einiges leiser. Wie das funktioniert erfahrt ihr hier. Allerdings gibt es bei diesem Vorgehen einen großen Nachteil. Sobald ein Update für das Betriebssystem vorliegt, wird die scemd.xml wieder überschrieben und der Lüfter arbeitet wieder bei voller Lautstärke.
Die zweite Möglichkeit besteht darin, den verbauten Lüfter komplett auszutauschen. Dies erfordert lediglich ein bisschen handwerkliches Geschick und ist deutlich effektiver. Das Umschreiben irgendwelcher Dateien fällt dabei vollständig weg. In diesem kleinen Tutorial zeige ich was Ihr benötigt und wir Ihr bei diesem Umbau vorgeht.
Was wird benötigt
Das wichtigste ist hier wahrscheinlich der Lüfter. Grundsätzlich eignen sich alle 92mm-Lüfter mit 3-poligem Stecker. Ich empfehle hier allerdings den NF-A9 FLX von Noctua. Dieser wird nicht nur mit verschiedenen Low-Noise-Adaptern ausgeliefert, sondern ist mit seinen SS02-Referenzklassen-Lagern quasi unhörbar. In Verbindung mit dem DS218+ wird dieser Lüfter im Übrigen ständig empfohlen. Der Preis liegt hier bei ca. 20 Euro. Außerdem benötigt Ihr noch einen Kreuzschraubenzieher sowie etwas Geduld beim Umbau.
WARNUNG: Bei Öffnen des DS218+ und Entfernen des Original Lüfters verfällt die vollständige Garantie des Gerätes. Alle Schritte sollten gewissenhaft und vorsichtig abgearbeitet werden. An dieser Stelle übernehme ich keine Haftung für Schäden am DS218+. Der komplette Umbau geschieht auf eigene Gefahr!
Der Umbau
Zunächst wird der DS218+ vom Strom sowie vom Netzwerkkabel getrennt. Vorher unbedingt darauf achten das das NAS korrekt heruntergefahren und bereits aus ist. Im nächsten Schritt nehmt Ihr die aufgesteckte Frontblende ab und entfernt die beiden Festplatten aus Ihrem Laufwerksschacht. Merkt euch an dieser Stelle in welchem Schacht welche Festplatte liegt. Kleine Markierungen auf der HDD können dabei helfen.
Nachdem die Festplatten raus sind, löst Ihr die hinteren 5 Schrauben und nehmt das Schutzgitter vom Lüfter ab. Als nächstes müsst Ihr die linke Gehäusehälfte (von vorne gesehen) abziehen. Dazu drückt Ihr die beiden Arretierungs-Nasen im Gehäuse vorsichtig nach oben. Hier besonders aufpassen, da diese Nasen schnell brechen können und sich dann das Gehäuse später nicht mehr richtig zusammensetzen lässt. Um die Nasen oben zu halten könnt Ihr auch z.B. ein Messer oder ähnliches zwischen Metallrahmen und Gehäuse schieben. Dabei die Gehäusehälfte vorsichtig nach hinten schieben. Danach könnt Ihr die Gehäusehälfte abnehmen und habt nun das Gerät offen vor Euch liegen.
Um die Arretierung des Lüfters zu entfernen müsst Ihr oben und unten jeweils eine kleine Schraube lösen und entfernen. Danach liegt der Lüfter frei. Um diesen dann entfernen zu können müsst Ihr nur noch den kleinen Stromstecker des Lüfters abziehen – jetzt kann der Lüfter komplett entnommen werden. Es ist gut möglich das das Lüfterkabel mit einem Streifen Klebeband fixiert ist. Wenn Ihr dieses vorsichtig abzieht, kann damit nachher das neue Kabel wieder an gleicher Stelle befestigt werden. Nun könnt Ihr den neuen Lüfter einbauen. Dabei unbedingt auf die Laufrichtung des Lüfters achten. Diese ist mit zwei kleinen Pfeilen auf dem Lüfterrahmen kenntlich gemacht. Der Luftstrom muss auf jeden Fall aus dem Gehäuse laufen. Der Pfeil zeigt hierbei vom Gehäuse weg, nicht in das Gehäuse vom DS218+. Bevor Ihr den neuen Lüfter mit der Platine verbindet solltet Ihr unbedingt noch einen Low-Noise-Adapter (liegt beim Noctua-Lüfter bei) verwenden. Dadurch dreht der Lüfter etwas langsamer und ist dementsprechend leiser. Ich empfehle hier den Adapter NA-RC12. Hierbei dreht der Lüfter mit maximal 1050 U/min was für den DS218+ völlig ausreicht. Verstaut das etwas längere Anschlusskabel nun so im Gehäuse, das die Rotoren damit nicht in Berührung kommen können.
Danach werden die beiden Fixierungen für den Lüfter wieder angeschraubt. Der Lüfter sollte jetzt schon recht stabil sitzen. Zum Schluss das Kunststoffgehäuse wieder auf das NAS schieben, bis dies mit einem deutlich hörbaren Klicken wieder einrastet. Auch hier empfehle ich vorab genau zu prüfen ob die Gehäusehälfte richtig sitzt und erst dann bis zum Einrasten zusammen zu schieben.
Als letzten Schritt verschraubt Ihr das Lüftergitter sowie das Gehäuse auf der Rückseite mit den fünf Schrauben. Danach nur noch die beiden Festplatten wieder einschieben, die Blende drauf –fertig!
Wenn Ihr nun alles wieder anschliesst, sollte nach dem Hochfahren der DS218+ wieder ganz normal arbeiten, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass nun ein fast nicht hörbares NAS vor Euch steht.