Während Putin & Erdoğan Machtspiele austragen, freuen sich D-A-CH-Reise-Unternehmen auf Rekord-Umsätze in der Türkei!
Putin und Erdoğan erklären sich den kalten Krieg. Das führt den türkischen Reise-Tourimus zum Wandel. Aktuell kurbeln Reiseveranstalter wie Kadir Ugur (64), CEO bei Bentour Reisen jetzt den Sommer-Tourismus 2016 für die türkische Riviera, Ägäis und Marmara an. Doch die Nachrichtenlage in den Boulevard-Zeitungen, seriösen Magazinen und im Fernsehen verunsichern im Augenblick viele Türkei-Liebhaber. Schlagzeilen wie „Die Russen sind weg. Türkischer Tourismus in der Krise“, „In dürren Worten. Affront: Russlands Präsident Putin lädt Erdoğan aus“, „Schwarzes Meer: Russische Korvette zwingt offenbar türkisches Schiff zum Abdrehen” bekräftigen manchen Türkei-Fan anderswo Urlaub machen zu wollen. Keine leichte Aufgabe für den Reise-Tourismus könnte man meinen, doch gestandene Reiseunternehmer wie Kadir Ugur halten entschieden dagegen. Entschlossen sagt er im deutsch-türkischen Kultur-Magazin Harmonie-e: „Werbung ist Nahrung für den Tourismus.”
Mehr als 40 Jahre Erfahrung, viel Arbeit und Begeisterungsfähigkeit steckt in sein Familien-Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz. Mehr als 140’000 Urlauber buchten 2015 ihre Türkei-Reise über Bentour Reisen. Jetzt brachte das Unternehmen seinen neuen Türkei-Sommerkatalog mit 400 Hotels im Angebot für 2016 heraus, das druckfrisch in den Reisebüros ausliegt. Vergangene Woche lud Kadir Ugur mehr als 1.200 Gäste aus der Reisebranche zur Reisemesse nach Belek ein. Allaroundturkey-Reporterin Jacqueline Jane Bartels war dabei, um sich einen Eindruck zu machen, wie deutsche, schweizer, österreichische und holländische Reiseveranstalter auf die aktuelle russisch-türkische Situation reagieren.
Harald Golda von Orion Reisen, der aus Wien nach Antalya anreiste, sagt: „Viele Deutsche werden gar nicht so unglücklich darüber sein, dass russische Touristen zukünftig nicht mehr in der Türkei Urlaub machen.”
Russen bleiben zu Hause!
Kadir Ugur sieht das genauso und trotzt der schwierigen Situation mit einem Augenzwickern und viel Know How. Bei einer Abendveranstaltung in der Sportarena Gloria in Belek motivierte er seinen 1200 Gästen in seinem ureigenen türkisch-deutschen Charme mit Sätzen wie: „Wäre die Situation nicht so bitter, sollte man darüber nachdenken Werbeplakate mit dem Slogan “Russen bleiben zu Hause” zu plakatieren. Für den türkischen Tourismus ist der Verlust russischer Touristen bitter. Doch für uns ist das die Chance, noch mehr Touristen aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Holland in die Türkei zu locken.”
Mit dieser Ansage zielte Kadir Ugur auf den Umstand ab, dass Russland im heftigen Streit mit der Führung in Ankara seine Sanktionsliste gegen die Türkei veröffentlichte, die in der Frankfurter Allgemeinen im Detail nach zu lesen ist. Demnach tritt am Neujahrstag eine Visapflicht für Türken in Kraft. Der visafreie Reiseverkehr zwischen beiden Ländern war im April 2011 in Kraft getreten und vor allem von Touristen genutzt worden. Zuletzt reisten jährlich etwa vier Millionen Russen in die Türkei, die größte Gruppe nach den Deutschen. Nun stellt Russland – bis auf die Heimreisen russischer Touristen – auch alle Charterflüge mit der Türkei ein.
Deutsche Umfragen und Studien belegen es: Beliebt sind die Russen nicht. Für die Deutschen sind die Ferien nur halb so schön, wenn sich am Strand vor allem Touristen aus Russland tummeln. Ob nervige Trinkgelage, störendes herum grölen oder der leidige Kampf um die Sonnenliege – im Urlaub gibt es allerhand Mecker-Potential. Bloß nicht dorthin, wo viele Briten sind, sagen die einen – Russen sind unerträglich, die anderen. Bentour-Chef scheint aufgrund der Haltung vieler Deutschen Russen gegenüber seine Chance für die europäische Reisebranche zu sehen: „Kein Nachteil ohne Vorteil. Ein schöneres Werbe-Geschenk konnte uns Putin gar nicht machen.”
Mahir Ünal – der neue Kultur- und Tourismus-Minister fehlte!
Die Reise-Messe-Abendveranstaltung liest sich wie das «Who is who» der türkischen Politik Prominenz. Ex-Premierminister Mesut Yılmaz (68) gab Bentour Reisen die Ehre genauso wie Ertuğrul Günay (68), der ehemalige Kultur- und Tourismus-Minister und der ehemalige Staatssekretär İbrahim Yazar. Zweifelsohne wäre das die Gelegenheit für den frisch ins Kabinett bestellte Minister für Kultur und Tourismus Mahir Ünal (49) gewesen aufgrund Putins Sanktionen, den zahlreichen europäischen Reiseanbieter an diesem Abend in Antalya zu begegnen! Bereits vor wenigen Tagen verriet Kadir Ugur im Interview mit dem Kultur-Magazin Harmoni-e: «Ich freue mich darauf, dass das Kultur-und Tourismus-Ministerium einen so jungen Mann ins Kabinett geholt hat. Wir setzen darauf, dass Mahir Ünal schnell die Gespräche mit uns Reiseveranstalter suchen wird, um gemeinsam mit uns wirkungsvolle Massnahmen für das Türkei-Tourismusjahr 2016 auf den Weg zu bringen. Dazu sollte vor allem das Werbebudget um 100’000 Millionen € auf 150’000 Millionen € erhöht werden, denn Werbung ist Nahrung für den Tourismus.”
SunExpress plant neun Prozent mehr Flüge in die Türkei
Neun Prozent mehr Flüge will SunExpress 2016 realisieren.
Für noch mehr gute Nachrichten sorgte Jaan Albrecht (60), der neue CEO von SunExpress, Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines an diesem Abend. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass die Weltpolitik dem Türkei-Tourismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht erschüttern kann: „SunExpress wird 2016 insgesamt 567 wöchentliche Flugfrequenzen anbieten und damit insgesamt 119 Airports bedienen – das sind neun Prozent mehr Flüge als im Sommer 2015! Bentour Reisen und SunExpress arbeiten bereits seit Jahren sehr erfolgreich zusammen.”
Laut Planung gehen wöchentlich 267 Verbindungen allein nach Antalya und 122 pro Woche nach Izmir. Insgesamt wird SunExpress 20 deutsche Flughäfen sowie vier Airports in Österreich und drei in der Schweiz im Nonstop-Verkehr bedienen. Ein Shuttle-ähnlicher Verkehr wird die Airline ab Frankfurt, Düsseldorf, Köln und Hannover mit jeweils drei täglichen Nonstop-Flügen nach Antalya einrichten. Nürnberg, Amsterdam und Wien werden mit zwei Flügen pro Tag mit Antalya verbunden. Mehr Flüge pro Woche wird es unter anderem auch ab Hamburg und Berlin nach Antalya geben.
«Ich will nicht, oder ich will, das ist meine Politik», sagte bereits der französische Epiker, Romantiker und liberale Politiker Alphonse de Lamartine (1790 – 1869). Zweifelsohne: Kadir Ugur will!