Originaltitel: Turbo Kid
Ca, NZ, USA | 2015 | ca. 96 Min. | FSK: ab 16
Komödie, Coming-of-Age, Science-Fiction, Splatter
Regie: François Simard, Anouk Whissell, Yoann-Karl Whissell
Drehbuch: François Simard, Anouk Whissell, Yoann-Karl Whissell
Besetzung: Munro Chambers, Michael Ironside u.a.
Kinostart: —
DVD/Blu-Ray VÖ: 13.11.15
Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Szenenbild © Sébastien Raymond
Worum geht’s?
Es ist die Zukunft, es ist das Jahr 1997. Ein junger Plünderer mit Vorliebe für Comics streunt durch von Kriegen verwüstete Landschaften. Eines Tages trifft er auf ein rätselhaftes Mädchen namens Apple, das unbedingt seine Freundin sein will. Gemeinsam stellen sich die beiden dem selbsternannten Ödland-Herrscher Zeus und dessen furchteinflößenden Handlangern.
Wie ist der Film?
Darauf muss man erst einmal kommen: Der Film wurde 2014 gedreht, tut aber so, als käme er aus den 80ern und portraitiert dabei eine Zukunftsvision des Jahres 1997. Diese Umständlichkeit rührt natürlich von gewolltem Retro-Chic; ganz darauf baut „Turbo Kid“. „Mad Max“ auf BMX-Rädern trifft Splatter-Komödie trifft Coming-of-Age-Superheldendrama. Aus einer bunten Klischee-Sammlung bastelte das dreiköpfige Regie- und Drehbuchteam einen charmanten, selten originellen Spaß.
Eine gelungene Besetzung hält wacker gegen die Drehbuchschwächen: Munro Chambers gibt authentisch den cleveren und doch naiven Helden, Laurence Leboeuf fasziniert mit ihrer Mischung aus süß und wahnsinnig, Aaron Jeffery macht Spaß als stereotypisch-grimmiger Cowboy und Altmeister Michael Ironside („Die totale Erinnerung – Total Recall“) ist ein so treffender Fiesling wie eh und je. In kleinen Nebenrollen mischt sich auch die Regie-Dreifaltigkeit unter die Profis vor der Kamera – eine ‚Roadkill Superstar‘-Tradition, die in jener subtilen Form gerne aufrechterhalten werden darf.
Mit wenig Geld kreiert „Turbo Kid“ eine stimmungsvolle Postapokalypse, die durch detailverliebte Ausstattung überzeugt, abgerundet von hochwertiger Splatter-Handarbeit. Für die angemessene Laune sorgt obendrein ein altmodischer Synthesizer-Soundtrack, wie er derzeit wieder schwer angesagt ist („Kung Fury“, „The Guest“, „Starry Eyes“,…). Eine nicht zu übersehende Ironie verkleinert die Angriffsfläche. Gegen bedingungslosen Trash-Spaß ist nichts einzuwenden. Nichtsdestotrotz möchte der Film sein Publikum ernsthaft für die Gefühle des Protagonisten erwärmen, um sich zu verkaufen. Es gibt niedliche Momente, doch für eine emotionale Reise wirken die Plot-Bausteine wiederum zu selbstzweckhaft und willkürlich zusammengeworfen, frei von Hintergründen.
„Turbo Kid“ ist ein oberflächlich erzählter, aber wunderbar kreativer und technisch sauberer Ausnahmefilm von B-Movie-Fans für B-Movie-Fans. Eine surreale Zeitreise voller Kunstblut und Hingabe – für das dahintersteckende Team ein möglicher Türöffner, um das Spielfilmgeschäft ordentlich aufzumischen.
Wertungen (ø 6.5) [?]
6.5 – Philipp Stroh
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