Tür auf!

Die ersten Augenblicke des Tages sind oft die entscheidenden. So, wie es angefangen hat, so geht es meist für den Rest des Tages weiter. Gestern Morgen, zum Beispiel, setzte “Meiner” sich um sechs Uhr im Bett auf. Im gleichen Augenblick richtete sich Luise, die krankheitsbedingt in unserem Bett nächtigte und mich aufs Sofa vertrieben hatte, ebenfalls auf und – bitte verzeiht den Ausdruck - kotzte “Meinem” den Rücken voll. Kann man es dem guten Mann verargen, dass er von da an zu nichts zu gebrauchen war, wegen jeder Kleinigkeit in die Luft ging und abends um neun auf dem Sofa einschlief? 

Ganz anders mein heutiger Start in den Tag: Die ganze Familie inklusive Katzen stand verzweifelt vor der verschlossenen Türe der Vorratskammer. “Der Andere” – wer denn sonst? – hat es mal wieder geschafft, den Schlüssel drinnen zu lassen und die Tür zuzuknallen. Corn Flakes, Kakao, Katzenfutter – alles eingeschlossen und keiner schaffte es, die Türe zu öffnen. Keiner, ausser mir. Schlaftrunken ging ich auf die Tür zu, schnappte mir ein ganz gewöhnliches Messer, schob das Ding in den Türspalt und Sesam war geöffnet. Wer den Tag mit einer Heldentat beginnt, der kann wohl gar nicht anders, als voller Zuversicht weiterzugehen.

So war es dann auch: Alles lief runder als gewöhnlich und hätte ich nicht diesen dummen Fehler begangen, so wäre ich wohl für einmal ohne meine üblichen Schnitzer ausgekommen. Zu dumm nur, dass ich am späten Nachmittag aus lauter Gewohnheit die Tür der Vorratskammer zuschlug, als der Schlüssel noch immer drin war. Was ja nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn der Trick vom Morgen noch funktioniert hätte, aber das tat er nicht, so sehr ich mich auch abmühte. Nun gut, auch damit hätte ich leben können, wäre ich mit Gartenarbeit oder mit der Steuererklärung beschäftigt gewesen. Wie es der Zufall aber wollte, war ich gerade dabei, Luises Geburtstagstorte zu backen. Der Teig halb fertig, die Form eingefettet, der Ofen heiss und keine Chance, an Backpulver und Mehl heranzukommen. Was blieb mir da noch anderes übrig, als die heute sorgsam geschonten Nerven doch noch zu verlieren? 

Zum Glück gelang es “Meinem” irgendwann doch noch, die Tür zu öffnen. Ich mag es ihm von Herzen gönnen, dass er der Retter der Geburtstagstorte ist. Nachdem Luise ihn gestern vor dem Frühstück mit Halbverdautem beglückt hat, hat er ein bisschen Heldenverehrung mehr als verdient.

Tür auf!



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