Tunesien: der Düsseldorfer ist nicht ganz dicht

aus meinem Tagebuch: Teil 17
Mittwoch 24 April 96. Schlechtes Wetter! Bewölkt und ein kalter Wind. Zum Frühstück gibt es, wie seit Jahren, Quittenkonfitüre und dürres Brot. Dazu schwarzen Kaffee mit zuviel Zucker.
Wir machen eine Besichtigungstour durch Kairouan. Zuerst die „Barbiermoschee“, die Aghlabiden-Wasserbecken, dann die Grosse Mosche. Dann einige Paläste in der Altstadt und zum Schluss noch verschiedene Märkte. Die Grosse Moschee wird von Bustouristen bestürmt. Sie drängeln und schupsen, als ob es kein Morgen gäbe. Andere wiederum laufen wie Hühner ihrem Führer hinterher.
Den verbleibenden Tag verbringe ich mit ausgiebigem Nichtstun. Essen und plaudern. Geniessen. Im „magasin general“ hinter unserem Hotel kaufe ich noch einige Packungen Schaf-Suppe. Leider ist die bekannt rote Suppe ausverkauft.
Zum Sonnenuntergang steigen wir auf die Dachterrasse vom Hotel. Eine Muezzin nach dem anderen beginnt mit seinem Abendgebet. Aus allen Richtungen erschallen die Gebete und vereinen sich bei uns zu einer Kakophonie. Als es wieder ruhig ist, beginnen Tausende von Vögeln zu zwitschern, um sich dann im Geäst zum Schlafen niederzulassen.
Auf dem Heimweg vom Nachtessen treffen wir noch den „Düsseldorfer“. Ein älterer Tunesier, der immer von seiner Zeit damals in Düsseldorf erzählt, aber wohl einen an der Waffel hat. Ich zahle ihm ein Tee und etwas zu Essen; er kann es gebrauchen.
Tunesien: der Düsseldorfer ist nicht ganz dicht 25. April 96. Unsere Gruppe ist gewachsen, mittlerweile sind wir zehn Personen. Einige Motorradfahrer, die wir von früher kennen, haben sich uns angeschlossen. Über Enfidaville fahren wir nach Tunis, mitten ins Zentrum hinein. Zu „meinem“ Parkplatz direkt vor der britischen Botschaft ist frei. Der Pförtner bekommt einen Obolus und so stehen der Bus im Halteverbot und die Töff auf dem Trottoir. Und unter dem Schutz Grossbritaniens.
Die Medina, die historische Altstadt, ist auch diesmal einen Besuch wert. Die Händler sitzen vor ihren Geschäften und ärgern die Touristengruppen. Ich brauche eine neue Mütze; probiere die eine oder andere, aber keine gefällt mir.
Zum Sonnenuntergang fahren wir nach Sidi Bou Said. Trotz mässig schönem Wetter ist das Städtchen wunderschön. Weisse Häuser mit schmiedeisernen Erkern und hellblauen Türen. Wir sitzen uns in das „Café des Nates“ und schlürfen Tee. Gegen Abend beginnt es zu regnen. Ausgerechnet heute, an unserem letzten Abend in Afrika. Eigentlich wollten wir in der Nähe direkt am Strand übernachten, bei dem Regen macht das aber wenig Spass. Also fahren wir nach La Goulette und übernachten bei der neuen Sporthalle. Eigentlich dürften wir drinnen schlafen, aber das Dach ist undicht und es regnet durch. Unter einem Vordach finden wir dann einen trockenen Schlafplatz.
Morgen geht es weiter, und wir tun schiffen.
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