Dietrich Bonhoeffer und Hans von Dohnanyi leisteten Hitler Widerstand - und gaben dafür nach dem 20. Juli 1944 ihr Leben
Heute vor 70 Jahren ist im "Führerbunker" die Bombe hochgegangen. Dorthin gebracht hat sie General Claus von Stauffenberg in seiner Aktentasche. Sie soll Adolf Hitler töten und die Deutschen aus seiner Schreckensherrschaft befreien. Das Attentat vom 20. Juli 1944 scheitert und Hitler lebt. Stauffenberg, seine Helfer und Helfershelfer müssen sterben. Unter ihnen sind der Pfarrer Dietrich Bonhoeffer und der Jurist Hans von Dohnanyi. Elisabeth Sifton und Fritz Stern haben ein bewegendes Doppelporträt aus der Nähe geschrieben.
Elisabeth Sifton/Fritz Stern
Keine gewöhnlichen Männer
Dietrich Bonhoeffer und Hans von Dohnanyi im Widerstand gegen Hitler
Erschienen bei C.H. Beck im August 2013. 176 Seiten kosten in der gebundenen Ausgabe 18,95 €.
Dietrich Bonhoeffer und Hans von Donhanyi sind nicht nur Verbündete im heimlichen Kampf gegen Hitler. Sie sind auch durch familiäre Bande verknüpft: Hans hat Dietrichs Schwester geheiratet. Vor allem aber sind sie vereint durch ein Band von Anstand und Mut, das dem Widerstand gegen die Tyrannei Festigkeit verlieh. So urteilt das Autorenehepaar Elisabeth Sifton und Fritz Stern. Ihre beiden Familien waren und sind mit den Bonhoeffers und Dohnanyis gut bekannt. Das ermöglicht besondere Nahaufnahmen der beiden Männer, die in den letzten Tagen der Hitlerdiktatur gehängt worden sind. Gleichwohl wahren die beiden Autoren immer eine gewisse kritische Distanz (Fritz Stern ist darin als Historiker von Weltrang geübt). Das macht das Doppelporträt zu einem Kleinod biografischer Essayistik (Umfang: 176 Seiten): Gleichermaßen liebevoll und zurückhaltend ordnen Sifton und Stern die Lebens- und Leidensgeschichten von Bonhoeffer und Dohnanyi in ihre Zeit ein: Bonhoeffer, der Hitler als Pfarrer in der Bekennenden Kirche die Stirn bietet; Dohnanyi, der als Jurist und mit Kontakten in die Wehrmacht die Greuel der NS-Diktatur heimlich dokumentiert und Verfolgte aus Deutschland schleust. Sifton und Stern belassen nicht dabei, die verborgenen und offenen Taten dieser beiden Widerstandskämpfer zu schildern. Ungewöhnlich scharf konturiert und dicht, dabei aber getragen von einer erzählerischen Leichtigkeit, fühlen sie sich in die Gewissensnöte der Männer ein, die mit dem gebilligten Attentat auf Hitler gegen ihre eigenen ethischen und christlichen Prinzipien verstoßen müssen, um ihnen zu genügen:
Dohnanyi fragte Bonhoeffer eines Abends, was er von der Aussage Jesu halte, "wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen". (Matth. 26, 52) Gelte das auch für Mörder? Bonhoeffer sagte ja, sie wären von diesem Urteil nicht ausgenommen. Es brauche Menschen, die sich ihm unterwerfen und bereit sind, sich der Verantwortung für ihr Leben zu stellen.
Fazit: Elisabeth Siftons und Fritz Sterns Doppelportät über Dietrich Bonhoeffer und Hans von Dohnanyi ist ein Kleinod biografischer Essayistik. Zugleich haben sie damit ein lebendiges Bekenntnis zu den Tugenden abgelegt, die Bonhoeffer und Dohnanyi stark gemacht haben, und die ihren Tod überdauern: Vertrauen in und Liebe zu Gott, Fleiß und Anstand, Verantwortungsbereitschaft und Mut zur Standhaftigkeit.