„Tu so viel Gutes, wie Du kannst,
und mache so wenig Gerede wie nur möglich darüber.“ Charles Dickens
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen:
„Die kleinen Dinge“
Ein Asket saß in einer Höhle und meditierte.
Da huschte eine kleine Maus in die Höhle hinein und knabberte an der Sandale des Asketen. Der Asket öffnete verärgert die Augen und sprach: "Warum störst du mich in meiner Andacht!"
"Ich habe Hunger", piepste die Maus.
"Geh weg, törichte Maus", schrie der Asket. "Ich suche die Einheit mit Gott, wie kannst Du mich dabei stören!"
"Wie willst Du Dich mit Gott vereinigen", fragte da die Maus "wenn Du nicht einmal mit mir einig werden kannst?"
Ihr Lieben,
wie viele von Euch ja wissen, habe ich einmal Theologie studiert und ich glaube fest an Gott.
Aber ich tue das nicht, weil ich mir aufgrund meines Glauben einen besonders guten Platz im Jenseits, im Himmel, erhoffe, sondern weil mich das überzeugt hat, was ich im Neuen Testament gelesen habe, wie wir mit anderen Menschen umgehen sollen.
Deshalb liebe ich diese kleine Geschichte auch so sehr.
Sie erinnert mich an mein Theologiestudium, als ich in einer Bremer Kirchengemeinde ein Praktikum machte. Ein junges 16-jähriges Mädchen, dessen Vater unbekannt war und deren Mutter als Alkoholikerin in eine Entzugsklinik musste, weinte, weil das Jugendamt ihr angekündigt hatte, sie werde wohl in einem Heim landen (damals wurde man erst mit 21 Jahren volljährig).
Ich ging mit dem Mädchen zu dem Gemeindepfarrer, um mit ihm, einem lieben, sehr gütigen Mann darüber zu sprechen, ob nicht jemand aus der Gemeinde das Mädchen aufnehmen könne.
Der Pfarrer war sehr freundlich und sagte: „Ich werde sehr für Dich beten!“ und er meinte das wirklich sehr ernst, aber eine echte Lösung wusste auch er nicht.
Da erinnerte ich mich an einen Deutschlehrer von mir, den ich in meinen letzten Schuljahren als einen sehr engagierten Menschen kennengelernt hatte, und wir gingen zu ihm, um ihn um Rat zu fragen. Dieser Lehrer schaute das junge Mädchen an und sagte: „Weißt Du, ich habe schon vier Kinder und wo vier Kinder satt werden, wird auch noch ein fünftes satt. Du kannst erst einmal bei uns wohnen!“
Diese praktische Hilfe, die zupackt, die sich im Alltag beweist, das ist es, woran es in unserer heutigen Welt so sehr mangelt.
Wir brauchen Menschen, die Licht in das Dunkel dieser Welt hineintragen und in den kleinen täglichen Begegnungen bereit sind, Liebe zu schenken, mit Freude den Anderen anzustecken, Hilfe zu geben, wo sie gewünscht ist.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch heute einen guten fröhlichen und zuversichtlichen Tag und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt