Tschüss, EU: Die Türkei startet durch und hebt ab!

Yiğit Bulut, beschrieben als Top-Berater des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan, empfiehlt der Türkei ihre EU-Beitrittsbemühungen zu beenden um schneller zu wachsen!

Die Türkei sei Zentrum und Anführer eines Kreises der den Nahen Osten, Zentralasien und Afrika umfasse. Die türkische Führungsrolle sei auf natürlichem Wege entstanden, als die Türkei 2006 die ihr von den westlichen Imperialmächten seit 1850 vorgezeichnete Route aus eigenem Entschluss verlassen habe. Heute sei alles unter Kontrolle und es unterliege dem Willen der Türkei und nicht der Imperialmächte. Das türkische Gesellschaftsmodell und die natürliche Führungsrolle der Türkei diene als Vorbild  für die neuen Staatsformen die im Nahen Osten, in Zentralasien und Afrika im entstehen seien.

Die Türkei sollte sich das EU-Szenario schnellstens vom Hals schaffen. Wir machen immer noch mit denen rum, die uns seit 150 Jahren von nicht existierenden „Roadmaps“ erzählen und unsere Zeit verschwenden. Ein neues Zivilisationsprojekt entstünde heute eher aus dem Reichtum und den Wurzeln der türkischen Geschichte, als aus der sich in Auflösung befindlichen EU, so meint Bulut.

Am härtesten geht der zuständige Minister für Europa-Fragen Egemen Bağış mit der EU ins Gericht. Er lässt keine Chance aus, der EU die Schuld für alle Stockungen und Verzögerungen beim Beitrittsprozess zuzuweisen.  Selbst türkische Beobachter konstatieren, dass er absolut nichts zu dem Annäherungsprozess beigetragen hätte. Auf der Ebene des Premierministers und des Präsidenten wird die EU zwar noch immer als ein strategisches Ziel bezeichnet, Beobachter sehen den ursprünglich einmal vorhandenen Enthusiasmus aber von Tag zu Tag schwinden.

Deutschland und Frankreich hätten den Beitrittsprozess für drei Jahre eingefroren. Der Bundestagsabgeordnete İsmal Ertuğ wird zitiert, dass Merkels Wahlsieg die Chancen für die Eröffnung neuer Verhandlungskapitel nicht verbessert habe. Hätte es den Gezi-Park Zwischenfall nicht gegeben, hätte man andere Gründe  gesucht und gefunden, konstatierte er.

Türkische Beobachter aus dem Universitätsbereich sehen es differenzierter: Das Meinungsspektrum reicht von „man könne nicht alle Schuld auf die EU schieben“ bis hin zu „die EU wollte uns von Anfang an mit dem Beitrittsprozess ausbremsen und abwürgen“.

Wenn solche Ansichten in Recep Tayyip Erdoğans Umfeld vorherrschen, dann erklärt das so einiges, was in letzter Zeit stattgefunden hat und zu einem schleichenden Entfremdungsprozess auf beiden Seiten geführt hat.



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