Tschüss Dollar

Dass die mittlerweile unerwünschte Transatlantikbrücke infolge der Sanktionen gegen Russland erste Risse bekommt, gehört der Vergangenheit an. Nun scheint die Welt einen Schritt weiter zu sein, die Brücke bröckelt

Welch unerhörte Chance sich neuerdings den Ländern der Welt bietet, zeigen die derzeitigen politischen Entwicklungen. Diese richten sich stärker denn je zuvor gegen die imperialistischen Ambitionen westlicher Industrienationen, vor allem jedoch gegen Washington. Während China und Russland immer mehr Staaten in ausgesprochene Win Win- Situationen bringen, erschöpft sich das strategische Repertoire der US- gesteuerten Think Tanks in Drohung, Erpressung und Mord. Nun, so scheint es ganz, beginnt die Welt sich zusehends gegen den großen Aggressor zu verbünden. Nirgends wird dies deutlicher sichtbar, als an der Tatsache, dass die neu gegründete asiatische Entwicklungbank 'Asian Infrastructure Investment Bank' (AIIB) Zulauf aus Ländern bekommt, die bislang fest in das westliche Bündnis einbetoniert waren und sich nun jedoch vom Dollar abzuwenden beginnen. Zuletzt hatte sogar IWF- Präsidentin Christine Lagarde eine Beteiligung des IWF signalisiert. Damit ist der Beginn vom Ende des Dollars als Reservewährung der Welt eingeleitet.

Nachdem bereits Großbritannien eine entsprechende Absichtserklärung über eine Beteiligung an der AIIB in Höhe von 50 Milliarden abgegeben hatte, folgten auf dem Fuße Indien, Bangladesch, Brunei, Kambodscha, Kasachstan, Kuwait, Laos, Malaysia, die Mongolei, Myanmar, Nepal, Oman, Pakistan, die Philippinen, Katar, Singapur, Sri Lanka, Thailand, Usbekistan, Vietnam, Frankreich, Italien, Australien, Südkorea und, man höre und staune, Deutschland. Damit hat der Nasenring Europas erstmals seit 70 Jahren gegen seinen Herrn und Meister aufgemuckt, was Washington in Unbehagen versetzt. Wie Stratfor- Chef George Friedman unlängst verlauten ließ, ist die Beherrschung Deutschlands durch die USA der entscheidende Faktor im machtpolitischen Spiel um Europa und gegen Russland, unter Zuhilfenahme der Ukraine.

Tschüss DollarIn einer Rede vor dem Chicago Council On Global Affairs bekannte er freimütig: „[...], wer mir eine Antwort darauf geben kann, was die Deutschen in dieser Situation tun werden, der kann mir auch sagen, wie die nächsten 20 Jahre Geschichte aussehen werden." Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass unmittelbar nach Deutschlands Zustimmung zur AIIB, also heute, Flug 4U9525 von Germanwings auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf mit 150 Passagieren an Bord über Frankreich abgestürzt ist. Unter den Opfern sollen vor allem viele Deutsche sein. Darunter eine Schulklasse auf Schüleraustausch.

Bumerangsanktionen vor dem Aus

Zunächst hatten sich Politgranden wie Joe Biden und John McCain noch damit gebrüstet, Deutschland und andere europäische Staaten gegen deren Willen dennoch auf den gewünschten Sanktionskurs gebracht zu haben. Ein Zeichen dafür, dass die beiden etwas entscheidendes nicht verstanden haben. Wenn man Freunde schlecht behandelt, laufen sie einem weg. Insbesonders dann, wenn beim Nachbarn ein freundlicher Empfang und eine reich gedeckte Tafel warten. So kam es denn, wie es kommen musste. Deutschland verwehrt sich mittlerweile offen gegen weitere US- Waffenlieferungen in die Ukraine. Steinmeier ließ keinen Zweifel daran offen, dass der Ukrainekonflikt aus seiner Sicht so nicht lösbar sei. McCain bezeichnete Steinmeier daraufhin öffentlich als 'völlig unglaubwürdig'. Seither wartet Berlin - auf McCains Entschuldigung, die sicherlich nicht erfolgen wird.

Auch Victoria Nulands Versuche, ihre f*ck EU durch Staatsbesuche wieder auf Kurs gegen Russland zu bringen, schienen nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Nachdem der griechische Staatschef Alex Tsipras Nulands Höflichkeitsbesuch über sich hatte ergehen lassen, reiste er sogleich stehenden Fußes nach Moskau, um sich mit Putin abzusprechen. Ins Deutsche übersetzt heißt dies nichts anderes als: „Mach hinne, Vickie. Ich hab noch wichtigere Termine."

Danach ging es Schlag auf Schlag. Spaniens Außenminister José Manuel García-Margallo reiste ebenfalls zu einem Staatsbesuch nach Moskau, wo er sich offen gegen Sanktionen aussprach, da diese schädlich für beide Seiten seien. Auch sieht er keinen Bedarf für weitere Sanktionen: „Die Rebellen in der Ukraine haben ihre schweren Waffen auf Grundlage der Minsker Friedensvereinbarung abgezogen. Damit haben sie der Einigung Folge geleistet. Das ist eine positive Entwicklung. Die EU muss bei ihren Beziehungen mit der Ukraine auch Russlands Interessen berücksichtigen." Mit dieser Sichtweise steht er nicht alleine da. Zuvor hatten sich bereits Ungarn, Italien, Griechenland, Tschechien, die Slowakei, Slowenien und Zypern gegen die Sanktionen ausgesprochen. Zudem dementieren die Niederlande inzwischen offiziell, dass eine russische BUK- Rakete für den Abschuss von MH17 verantwortlich gewesen sei, womit den bisherigen Sanktionen ohnehin jede Grundlage entzogen wird.

Auch Frankreich stellt sich mittlerweile offen gegen weitere Sanktionen, wenn auch aus einem anderen Grund. Zwar haben die bisherigen Maßnahmen Frankreichs Wirtschaft empfindlich getroffen, doch die größte Sorge des französischen und europäischen Establishments gilt dem Erstarken des Front National und Marie Le Pen. Sollte Sie 2017 die Wahlen zur Regierungschefin gewinnen, steht zu erwarten, dass Frankreich aus der Eurozone ausschert. Damit wäre der Anfang vom Ende der Brüsseler Eurokratie eingeleitet.

Wie's in den Wald hinein ruft, so schallt es zurück

Dann beging Washington den nächsten großen Fehler. Obama bezeichnete das Land Venezuela als außerordentliche und außergewöhnliche Gefahr für die nationale Sicherheit und Außenpolitik der USA. Prompt solidarisierten sich Russland, China, Spanien, Argentinien, Paraguay, Bolivien, Ecuador, Kuba und Nicaragua öffentlich mit Venezuela. UNASUR und CELAC verurteilten die US-Drohungen in aller Schärfe, und das zurecht. Seit dieser Staat am 30. März 1845 gegründet worden wurde, hat er nicht ein einziges mal ein anderes Land überfallen und angegriffen. Dass ausgerechnet der kriegslüsterne und brutale Uncle Sam sich von seinem kleinen und friedlichen Nachbarn bedroht fühlt, ist ein Witz. Und die Welt sieht dies ebenso. Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner hierzu: "Es ist absolut unglaublich, dass Venezuela ein Problem sein soll. Das ist absurd und ungerechtfertigt." Boliviens Präsident Evo Morales ergänzte: „Bolivien ist das geliebte Kind von Simon Bolivar und bereit für dieses Land zu kämpfen und jede Aggression gegen Venezuela durch die Vereinigten Staaten abzuwehren." Obamas neue executive order ist ebenso interventionistisch wie auch diktatorisch und wird dementsprechend gebranntmarkt. Obama scheint verstanden zu haben, dass dies eine wirklich blöde Idee war, denn seither äußerte er sich nicht mehr zu diesem Thema.

Wenn die US- Kriegstreiber bei einem einzelnen Staat einfach nicht weiter kommen, pflegen sie dort einen Haufen zu setzen. So wurde seinerzeit Russland gegen Afghanistan gehetzt, Tschetschenien gegen Russland, der Irak gegen den Iran und nun eben die Ukraine gegen Russland. Wie Statfor Chef George Friedmann in einem Interview mit der russischen Zeitung Kommersant bekannte, ist die Krise in der Ukraine die direkte Folge gezielter Aktionen der US- Dienste, um so Russland für dessen loyale Haltung zu Syriens Präsidenten, Baschar al-Assad, abzustrafen. Sprich zu beschäftigen, um sich künftig wieder verstärkt der Zerschlagung Syriens widmen zu können. Der Maidan war somit nichts anderes, als ein Ablenkungsmanöver, nunmehr auch öffentlich als ein solches entlarvt.

Bauchschmerzen bereitet Washington zudem die Entwicklung einer neuen Achse in Asien. China, Japan und Südkorea sind gerade in diesem Augenblick dabei, eine Allianz zu schmieden. Gegen wen sich diese richtet, bedarf wohl keiner gesonderten Erklärung. Ebenfalls im Gespräch ist zudem eine neue Freihandelszone zwischen den eingangs erwähnten Staaten, die durchaus das Potenzial hätte, auch weitere asiatische Staaten anzuwerben. Während Washington wie üblich warnt, droht und erpresst, lockt Asien mit Geschäftsmöglichkeiten in nie zuvor dagewesenem Ausmaß einen Staat nach dem anderen in seinen Verbund.

Die USA haben gar keine andere Möglichkeit mehr, als die Flucht nach vorne anzutreten. Jeder Rückzieher würde in Senat und Kongress als Gesichtsverlust gewertet werden. Die Welt soll sich vor den USA fürchten, sonst bricht das Kartenhaus Amerika in sich zusammen. Daher steht zu erwarten, dass der zögerliche Obama demnächst über die Planke gejagt- und die Situation in der Ukraine kontinuierlich eskaliert wird. Anders kommen die Masters Of The Universe nicht weiter bei ihrem Bestreben, Russland zu destabilisieren. Mit einem bissigen Frettchen auf einen ausgewachsenen Bären einzudreschen, wird allerdings nur dem Frettchen schaden. Und die Aufforderung an die EU- Staaten, sich gefälligst für die Interessen der Multis umbringen zu lassen, fällt nirgends auf fruchtbaren Boden. Typen wie Biden oder McCain, die bisher durch großspurige Erklärungen in die Schlagzeilen geraten waren, sind derzeit auffallend schweigsam. Der Dollar bröckelt und mit ihm Imperium. Was soll's? Nach 222 Kriegen in nur 239 Jahren haben die USA eine Pause verdient.

Quellennachweis und weiterfüührende Links:


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