Trotz des gesegneten Alters ist es dann doch unvorstellbar: Am 7. Oktober verstarb Charlotte van der Meer. Bis zu ihrem letzten Tag war sie in der Seniorenbegegnungsstätte „Marga Legal“ in der Paul-Robeson-Straße zugange. Und erst im September wurde sie von der Berliner Morgenpost porträtiert.
Im Herzen war Charlotte immer Rostockerin geblieben. Alleinerziehende Mutter dreier Kinder nach dem Krieg, das kann nicht leicht gewesen sein. Und sie hat es sehr gut gemacht, wie alles was sie angefangen hat. Für und in ihrem Klub verbrachte sie sehr viel Zeit. Ich glaube, sie war dort in jedem Kurs, egal ob Chor, Englisch- oder Tanzkurs. Und literarisch-musikalische Abende organisierte sie am besten gleich selbst.
Nur eins, so hieß es immer, hätte Vorrang - die Familie. Wobei mir ihr Sohn Michael van der Meer, der langjährige Vorsitzende unserer Fraktion in der Pankower BVV zuflüsterte, dass auch er manchmal ewig brauchte um mit ihr einen Termin zu machen.
Stefan und ich erlebten sie häufiger als energisch-engagierte Genossin. Ich selbst hatte immer etwas Bammel vor ihr, ging lieber in Deckung, ehe sie mir beinhart Aufträge erteilte oder Stefan etwas ausrichten ließ. Die Sätze fingen dann immer an mit: „Da muss doch Stefan aber mal…“ Es gab dann kein „wenn“ und kein „aber“ mehr.
Gabi KuttnerBeim Abschiedskaffeetrinken in ihrem Club, etwas, das sie sich ausdrücklich gewünscht hatte, blieb kein Stuhl frei. Auch nicht für Udo Wolf, dem Fraktionsvorsitzenden der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus. Keiner war dort hinbestellt worden, kein Redebeitrag abgesprochen und kaum einer brachte seine Gedanken zu Ende, ohne dass die Stimme brach. So viel von Herzen kommende Traurigkeit, so viele Tränen. Ich glaube „Charlottchen“, wie ihr Sohn Micha sie immer liebevoll nannte, hätte da irgendwann auf den Tisch gehauen und gerufen: „Nu is aber Schluss mit der Heulerei, lasst uns endlich Kaffee trinken.“ Haben wir dann auch gemacht.