Tschechen besuchen „nette Nachbarn“

Von Urzeit

„Die Initiative „Regensburgs nette Nachbarn“ bietet ehrenamtliche Hilfe für Senioren. Eine tschechische Delegation hat sich das beispielhafte Projekt jetzt angeschaut. Foto: ce-press / Stadt Regensburg, Peter Ferstl

Die Initiative „Regensburgs nette Nachbarn“ bietet ehrenamtliche Hilfe für Senioren – eine tschechische Delegation hat sich das beispielhafte Projekt angeschaut.
Zbuch /Regensburg (ce-press - internet-zeitung) – Was jungen Menschen leicht von der Hand geht, kann im Alter schnell zum Problem werden. Wie eine Glühbirne auswechseln, wenn man nicht mehr auf die Leiter steigen kann? Wer dafür einen Handwerker ruft, ist schnell viel Geld los. In Regensburg gibt es für solche und viele andere Alltagsprobleme älterer Menschen die Initiative „Regensburgs nette Nachbarn“. Vom Kleinreparaturdienst bis zum Trauercafé bieten zahlreiche ehrenamtliche Dienste den Senioren ihre Hilfe an. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat die Regensburger Initiative bereits als bundesweit beispielgebendes „Leuchtturmprojekt“ ausgezeichnet. Jetzt hat das Signal sogar bis über die Grenze nach Tschechien gestrahlt. Von dort hat sich eine Delegation nach Regensburg aufgemacht, um sich über die „netten Nachbarn“ zu informieren.
Wir bewundern ‚Regensburgs nette Nachbarn‘ und beneiden die Stadt um dieses Projekt“, sagt Dr. Petr Stainigl, Direktor einer Behinderteneinrichtung in Zbuch bei Pilsen. Er hat sich gemeinsam mit Dipl. Ing. Vratislav Vojnar, Ministerialrat im Ministerium für Arbeit und Soziales in Prag, ein Bild von der Regensburger Initiative gemacht. „Die Delegation hat sich besonders für das große ehrenamtliche Engagement interessiert, das sich bei ‚Regensburgs netten Nachbarn‘ entfaltet“, berichtet Wolfgang Unterholzner, der das Projekt als Netzwerkkoordinator betreut. Er hat den tschechischen Gästen die einzelnen Dienste der Initiative vorgestellt.
Die Angebote sind vielfältig: Wer beispielsweise einen Computer von seinem Enkel bekommen hat und damit nicht klar kommt, der wendet sich an die Gruppe „Senioren@home“. Hat sich ein älterer Mensch ein Produkt aufschwatzen lassen oder Probleme mit seiner Versicherung, dann kann das Projekt „Papierkram – Na und?“ helfen. Dort kümmern sich Ehrenamtliche mit Sachverstand um die Probleme der Senioren. „Wir wollen aber nicht die Profis ersetzen“, betont Wolfgang Unterholzner. Die Beratungsangebote seien vielmehr ein erster Anlaufpunkt, wo sich weniger komplizierte Probleme ohne große Kosten lösen ließen.
Derzeit haben sich in Regensburg über 30 Freiwillige verpflichtet, mindestens ein halbes Jahr lang für acht Stunden pro Woche bei einer der Nachbarschaftsinitiativen mitzumachen. Das ist Voraussetzung für die Förderung durch das Bundesfamilienministerium, die allerdings auslaufen soll. Aber auch wer sich nicht so stark in die Pflicht nehmen lassen will, kann sich in den ReNeNa-Projekten engagieren. Seit 1992 gibt es in Regensburg beim „Treffpunkt Seniorenamt“ einen Pool von über 200 Freiwilligen, die bei etwa 40 sozialen Projekten mitmachen. Durch die Initiative „Regensburgs nette Nachbarn“ seien aber auch viele neue Ehrenamtliche hinzugekommen, berichtet Wolfgang Unterholzner.
Auch wenn es in Tschechien ein Projekt wie ReNeNa noch nicht gebe, so sei das Regensburger Vorbild eine große Inspiration, sagt Dr. Petr Štainigl. Auf dem Programm der Delegation aus dem Nachbarland stand außerdem der Besuch eines Seniorenheims und einer Krankenkasse. Dort tauschten sich die Gäste mit den deutschen Fachleuten über die Themen Altenpflege und Pflegegesetzgebung aus. Regensburgs stellvertretender Bürgermeister Joachim Wolbergs bot den tschechischen Nachbarn an, die Zusammenarbeit auf sozialem Gebiet zu verstärken: „Wir können voneinander lernen. Man muss das Rad nicht jeden Tag neu erfinden“, sagte er bei dem Besuch.