Die Partei von Donald Trump, der ein historisches Fiasko bei den Zwischenwahlen drohte, hatte nach dem Krieg um die Nominierung des rechten Höchstrichters Brett Kavanaugh zunächst noch Hoffnung geschöpft.
Der Showdown hatte die Parteibasis der Republikaner (GOP) aufgewühlt und motiviert, Donald Trump nahm den Schwung in einem furiosen Wahlkampffinale mit täglichen Kampagnen-Stopps für Republikaner-Kandidaten mit. Sogar die Popularität des Präsidenten stieg. Die angesagte „blaue Welle" schien zu verebben, der Durchmarsch der Demokraten im Kongress abgesagt.
Doch dann kam eine wahre Höllenwoche für Amerika mit der Briefbomben-Serie gegen Top-Demokraten und dem Massaker in der Pittsburgh-Synagoge (11 Tote). Trump, dessen unverhohlene Hetze vor allem gegen Migranten und Minderheiten für das Klima der Gewalt mitverantwortlich gemacht wird, gerät in die Defensive: Er wird vom Zugpferd wieder zum Klotz am Bein der GOP.
In einer Umfrage fiel die Zustimmung für seine Amtsführung um vier Prozent - in nur einer Woche (im Schnitt aller Erhebungen unterstützen ihn jetzt 44 Prozent). Genau eine Woche vor dem Wahltag scheint das Pendel wieder zu den Demokraten zu schwingen, analysiert „Politico": Eine Machtübernahme im Repräsentantenhaus bleibt sehr wahrscheinlich (zu 85,9 % laut Prognosen von Umfrage-Guru Nate Silver). 39 Sitze könnte die Opposition im „House" zurückerobern.
Ebenso klar scheint aber auch, dass die Republikaner die Kontrolle im Senat erfolgreich verteidigen dürften.
Trump unterdessen geht unbeirrt aufs Ganze: Er steigert seine Polemik gegen Migranten, er will jetzt sogar das von der Verfassung garantierte Recht auf US-Staatsbürgerschaft für alle in Amerika Geborene aushebeln. Und er schickt mehr Truppen zur Mexiko-Grenze (5.200) als in der Migranten-Karawane durch Mexiko marschieren (4.000).
Der Präsident haut derart über die Stränge, dass die Taktik des unverhohlenen Schüren der Angst leicht zum Eigentor werden könnte.