Trüffel-Rückblick zum Blog-Umzug

Von Bonheurgouteux

Ich war – saisonmäßig betrachtet – spät dran mit der Einladung Lasst und über Trüffeln sprechen! Und ich bin noch viel später dran mit der Zusammenfassung dessen, was wir gesammelt haben, jetzt so zwischen Ostern und Frühsommer. Unser kleines Projekt soll aber nicht unabgeschlossen bleiben, und deshalb kommt hier nun eine Mini-Revue unserer Rezepte und Erkenntnisse. Im Herbst werde ich das kleine Event wieder hervorholen und freue mich, wenn ihr dann dabei sein mögt.

Die Trüffel-Schau möchte ich mit der Ankündigung verbinden, dass dies mein letzter Beitrag hier sein wird, zumindest vorerst, denn man soll ja niemals nie sagen. Aber ich denke schon länger darüber nach, mein Doppel-Blog-Leben zu vereinfachen, und in den letzten Wochen haben sich nun zusätzliche wichtige Gründe ergeben, meine Zeit auf wenige, aber mir wichtige Dinge zu konzentrieren. Das Food-Bloggen gehört definitiv dazu. Und da ich meinem hiesigen Motto der vegetarischen Interpretationen von Fleisch-Klassikern ohnehin schon länger nicht mehr so richtig gerecht werde und ich zudem sehr gern weiterhin gemeinsame Blog-Sache mit Arne machen möchte, ziehe ich nun um auf unser beider Spielwiese Food with a View – Berlin Food & Photography. Wobei Umzug wohl das falsche Wort ist, denn wir tummeln uns dort ja bereits seit Januar, aber ein besserer Begriff fiel mir nicht ein.

Einige kennen unseren bisherigen Zweit-Blog ja schon, und ich würde mich sehr freuen, auch alle anderen, die hier mitlesen und -kommentieren, dort wiederzusehen. Und der eine oder andere Soja-Klops wird bestimmt auch dort mit von der Partie sein. Auf Euren Blogs werde ich künftig mit meiner dortigen Blog-Identität unterwegs sein, ihr werdet daher meine ersten nächsten Kommentare bei Euch wohl erst wieder freischalten müssen. Wenn ihr Lust habt, unseren Food-View-Blog in Eure Blogrolls aufzunehmen, freue ich mich – und meine hiesige Roll nehme ich auch in den nächsten Tagen mit rüber.

So viel zum Technischen, und nun kommen Trüffeln.

Die kleine Trüffel-Revue

Mein Super-Spezial-Trüffel-Öl wird mich (und Euch) noch ein bisschen begleiten. Aber die Trüffel-Saison geht unbarmherzig in den Frühlings-Schlaf. Damit wir gut vorbereitet sind, wenn sie im Herbst wieder erwacht, kommt hier zunächst unser gesammeltes Wissen, dann ein paar augenzwinkernde Erfahrungsberichte und schließlich ein kleines Menü aus den Rezepten, die einige von uns erdacht haben. Wer die nachkochen will, muss wohl noch bis November warten – aber der möge noch lange fernbleiben. Also, der November, nicht der Nachkochwillige.

Unsere Trüffel-Erkenntnisse

Trüffeln sind gar nicht so geheimnisvoll, unnahbar und weit entfernt wie man denkt. Wir vermuteten, wussten, befürchteten und erfuhren zu den kleinen Schönheiten Folgendes:

Trüffeln aus dem Glas schmecken tatsächlich nach, nun, sehr wenig.

Weiße Trüffeln duften umwerfend. Das kann genauso befriedigend sein wie sie zu essen.

Schwarze Trüffeln lassen sich gut erhitzen. Weiße Trüffeln nehmen einem das Übel, außer es geht ganz schnell.

Ziehen lassen! Nicht nur Tee, auch alles Selbstgetrüffelte von Tuber-Butter und -Öl über -Mayo und -Ei bis -Teig.

Die Vielzahl der Trüffel-Sorten ist verwirrend. Merken muss man sich wahrscheinlich nur wenige: Périgord, Winter-, Alba-, Burgunder-, Bianchetto-Trüffeln. Das ist bereits verwirrend genug.

Frische Sommertrüffeln sind noch zu testen. Wobei Sommer hier nicht Juni heißt, sondern September.

Über manches Trüffel-Öl und -Salz sollte man mitunter besser schweigen. Über selbstgemachtes Trüffel-Öl hingegen sollten wir unbedingt reden. Über sehr gutes gekauftes auch.

In der kommenden Saison sollten wir dringend auch über Herbst-Trompeten (in Frankreich: truffes des pauvres) sprechen. Siehe Menü.

Was es noch mit Trüffeln zu erleben gab

Den Goldenen Trüffelhobel 2012/2013 haben Eure folgenden Geschichten und Erlebnisse mit Trüffeln verdient:

Die schönste Trüffel-Comedy

Mittag bei Muttis Uda hat sich an einer Hamburger Käsetheke eine Trüffel-Käsepraline im Gegenwert eines Kinder-Skitagespasses (ich finde, das liest und spricht sich fast wie Kinder-Shitake-Spaß) aufschnacken lassen. Mit einer Wollmütze über dem Kopf trat sie vom Kauf zurück, um Ehe und Winterurlaub zu retten. Ihre Familie dankte ihr diesen Einsatz mit Skikanonen-Kollisionen und Kränkelei vor dem Skischulenbesuch. Was eine herrliche Geschichte.

Die sternenreichste Trüffelerfahrung

Julia von Chestnut and Sage hat in einem Augsburger Zwei-Sterne-Restaurant in einem einzigen Menü zweierlei Trüffeln gespeist, weiße und schwarze. Welcher Sorte, ist nicht mehr zu eruieren – aber die schwarzen haben sie zum Fan gemacht, während die weißen eher örgs waren. Örgs heißt glaube ich nicht so gut. Aber Julia ist damit unsere Top-Duo-Testerin – in Sterne- wie Trüffel-Hinsicht.

Geflügelte Trüffelworte

Emma mit der „Trüffel-Challenge“ und Heike mit dem „Trüffel-Niemandsland“ haben hier die Wort-Vögel abgeschossen. Danke dafür an Nachgekocht und die Regenbogenkombüse.

Der trüffeligste Wohnort

In dieser Kategorie hat Katia von Bolli’s Kitchen die Nase vorn. Sie lebt in Südfrankreich auf der Trüffelscholle und kann kenntnisreich über Sorten und Rezepte schreiben. Ich hingegen lebe – wie wohl die allermeisten unter uns – auf höchst untrüffeligem Terroir. Auf dem Berliner Kreuzberg jedoch gedeiht Wein, und dass ich dereinst mit Nachbars Hund im Volkspark Friedrichshain ein paar Tubern magnatum prenzlaubergis ausbuddeln könnte, scheitert womöglich eher am Vierbeiner als an der Bodengüte.

Die Trüffelprodukt-Erfahrung mit der höchsten Street Credibility

Der Punkt geht nochmals an Emma mit ihrem Trüffel-Mayo-Fund an einer belgischen Frittenbude zu Aachen. Wenn doch nur die ganze Welt voller Imbiss-Stände wäre, an denen Menschen Pommes schwarz-weiß bestellen und sie mit Hochgenuss on the road verspeisen könnten!
 
Wer das alles nochmal im Original nachlesen möchte, kann das hier im Post und vor allem in den zugehörigen Kommentaren tun. Und nun lasst uns speisen.

Das Trüffel-Menü in sechs Gängen

Dieses exquisite Menü wird angerichtet von drei Trüffel-Amazonen. Hier kommen je zwei Rezepte von Eva und Antje sowie zwei aus meinem Fundus.

Amuse bouche: Evas Trüffel-Knabberei

Die Kochpoetin hat sich was getraut, und zwar Parmesan-Cracker (!) mit Trüffeln. Ich finde, die haben es verdient, als Amuse bouche zu unserer trüffeligen Sause serviert zu werden. Applaus für Evas großartige Knabber-Tubern:
 

Kalte Vorspeise: Getrüffelte Rohkost von Antje

Lifestyle in grün sorgt für die grandiose Vorspeise, die – wie sich das in einem Menü von Gang zu Gang gehört – den Akzent in eine andere und ebenso ungewöhnliche Richtung setzt, nämlich nach dem herzhaft-süßen-Käse in Richtung erdig-herb-fruchtig. Tusch für Antjes Getrüffelte Sellerie-Rohkost auf Apfel-Carpaccio:
 

Warme Vorspeise: Antjes getrüffelter Käse

Wir speisen weiter vor – ich liebe Menüs mit mehreren Vorspeisen. Auch bei der warmen Variante geht wieder Antje zu Werke mit einem fein getrüffelten Käse. Der macht sich bestens zu Gemüse – seid also bereit für die köstliche Kombi Trüffel-Pecorino mit Topinambur:
 

Zwischengang: Bianchetti-Pfannküchlein von mir

Zeit für ein bisschen Frankreich, das nehme ich mal auf mich in meinem letzten Post als Bonheuse goûteuse. Und zwar mit Galette Complète with Bianchetti and l’Etivaz cheese vom anderen Blog:
 

Pasta: Evas Truffes des Pauvres im Nudelteig

Heute ist die Pasta mal der Hauptgang. Und die hat es im wahrsten Sinne des Wortes in sich, nämlich eine geniale Füllung aus Truffes des pauvres und Erdäpfeln. Wie gut ist das denn? Hier kommen Evas Kartoffel-Ravioli mit Herbsttrompeten – nicht zuletzt deren französische Bezeichnung verrät, warum sie ihren Platz im Trüffel-Menü namentlich wie geschmacklich verdient haben:
 

Dessert: Meine süßen Tubern

Geht nicht? Geht doch! Panna cotta und Zartbitter-Trüffeln mit Bianchetti-Tubern, und wer lieber Käse zum Nachtisch mag, für den ist auch was Trüffeliges dabei, das zumindest aussieht wie eine Praline. Hier kommen daher zum Abschluss des Menüs meine Süßen Tubern:
 

Ganz vielen lieben Dank an Eva und Antje für ihre tollen und vielfältigen Rezepte, ich bin von unserem gemeinsamen Menü begeistert. Und vielen lieben Dank auch an alle, die anderweitig etwas zu diesem kleinen Experiment beigetragen haben.

Das war sie dann also, die Trüffel-Saison. Und das war’s dann auch erstmal im Bonheur goûteux – und geht ja aber an anderer Stelle weiter. Lieben Dank, dass wir hier zusammen so viel Spaß hatten und bis bald!