Der Wilde Westen. Die weite Prärie auf einem Pferd durchquerend, mit dem Revolver im Anschlag nur ein Ziel vor Augen haben: Die Banditen zur Strecke bringen! Haben wir nicht alle irgendwann Cowboy und Indianer gespielt? Haben wir uns nicht alle ans imaginäre Lagerfeuer gesetzt, unsere imaginären Bohnen gegessen und den imaginären Sonnenuntergang beobachtet? Ein Kindheitstraum, den jetzt die Coen Brüder mit ihrem neuen Film „True Grit“ für sich wahr gemacht haben.
Die 14-jährige Mattie ist in der Stadt. Sie kümmert sich um die Angelegenheiten ihres verstorbenen Vaters. Der wurde ganz feige erschossen vom Schurken Tom Chaney. Sie will Vergeltung und sucht deshalb einen Mann mit echtem Schneid. Der einzige, der dafür in Frage käme, wäre der raubeinige Marshall Rooster Cogburn. Mattie will ihn engagieren, den Schurken zu jagen und ihn vor den Richter zu bringen. Der alte Marshall ist wenig begeistert von dieser Idee, denn er ist gemütlich geworden und schluckt lieber Whisky, als Staub. Das Angebot, das Mattie ihm macht, ist allerdings viel zu verlockend und er lässt sich überreden, sie auch noch mit zu nehmen. Tom Chaney hat allerdings früher schon von sich hören lassen. Im fernen Texas hat er sogar einen Senator erschossen. Deshalb ist der Texasranger LaBoef ebenfalls hinter ihm her. Die drei ungleichen Gesellen raufen sich also zusammen und machen sich zu dritt auf die Jagd nach dem Mörder. Der macht es ihnen natürlich nicht leicht.
Die Coens haben sich gut gemacht. Betrachtet man ihre bisherigen Filme, so waren die sehr speziell und einem kleinen Publikum vorbehalten. Es gab viele Menschen, die mit dem Stil der Brüder nicht viel anfangen konnten. Das lag an den schillernden Figuren, die oft neben dem Leben standen und verrückter Geschichten erlebt haben. Vielen sagte diese schrille Mischung also nicht zu, so dass Wenige die Genialität und das Können der Brüder bemerkten. So hüpften die Coens klammheimlich von einem Genre zum nächsten und produzierten so Komödie, Film Noir, Krimi, Action und nun einen Western. Mit „No Country For Old Men“ gelang ihnen 2007 der ganz große Wurf. Dieser Film war spannend, hart, berührte, schockierte, ließ lachen und weinen, und das auf so unglaublich intensive Weise, dass man vollkommen überwältigt war.
Ganz klar, dass die Erwartungen an „True Grit“, der im Vorfeld immer wieder mit dem 2007er Film verglichen wurde, entsprechend hoch sind. Gleich zu Beginn: „True Grit“ ist völlig anders, als ich es mir vorgestellt habe. Ich habe mit genau dem gleichen intensiven Gefühl gerechnet, welches mich bei „No Country For Old Men“ überkam. Aber „True Grit“ ist nicht hart oder böse, der Film ist überraschend locker geraten und trotzdem schwingt die ganze Zeit der schwere Hauch eines ausgewachsenen Abenteuers mit. Die Figuren entsprechen den zu erwartenden Western-Stereotypen, wirken aber nicht oberflächlich. Die ganze Machart erinnert sehr an alte John Wayne Filme. Das ist nicht verwunderlich, wurde „True Grit“ bereits 1969 mit John Wayne verfilmt und galt damals schon als so unkonventioneller Western, wie man es nie gesehen hat. Es gibt tragische Momente, spannende Momente und auch komische Momente und alles plätschert in einem enorm lockeren Stil über die Leinwand. Die Geschichte fegt ratz-fatz an einem vorbei, ohne, dass man sich anstrengen muss, ihr zu folgen.
Ich bin ein bisschen hin und her gerissen. Einerseits ist „True Grit“ nicht so geworden, wie ich es erwartet, ja regelrecht erhofft habe. Als bekennender Fan des sogenannten Neowestern ala „Erbarmungslos“ oder „Todeszug nach Yuma“ war ich hier natürlich zunächst schwer enttäuscht. Aber „True Grit“ ist dennoch ein guter Film. Er ist spannend, erzählt die Geschichte toller Charaktere und fängt nahezu perfekt die Atmosphäre und das Gefühl klassischer Westernfilme ein. Eine tiefe Verbeugung also vor einem sterbenden Genre.
True Grit (USA, 2010): D.: Joel & Ethan Coen; D.: Jeff Bridges, Matt Damon, Josh Brolin, u.a.; M.: Carter Burwell; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar, lichthaus (demnächst als OmU)
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.
Die 14-jährige Mattie ist in der Stadt. Sie kümmert sich um die Angelegenheiten ihres verstorbenen Vaters. Der wurde ganz feige erschossen vom Schurken Tom Chaney. Sie will Vergeltung und sucht deshalb einen Mann mit echtem Schneid. Der einzige, der dafür in Frage käme, wäre der raubeinige Marshall Rooster Cogburn. Mattie will ihn engagieren, den Schurken zu jagen und ihn vor den Richter zu bringen. Der alte Marshall ist wenig begeistert von dieser Idee, denn er ist gemütlich geworden und schluckt lieber Whisky, als Staub. Das Angebot, das Mattie ihm macht, ist allerdings viel zu verlockend und er lässt sich überreden, sie auch noch mit zu nehmen. Tom Chaney hat allerdings früher schon von sich hören lassen. Im fernen Texas hat er sogar einen Senator erschossen. Deshalb ist der Texasranger LaBoef ebenfalls hinter ihm her. Die drei ungleichen Gesellen raufen sich also zusammen und machen sich zu dritt auf die Jagd nach dem Mörder. Der macht es ihnen natürlich nicht leicht.
Die Coens haben sich gut gemacht. Betrachtet man ihre bisherigen Filme, so waren die sehr speziell und einem kleinen Publikum vorbehalten. Es gab viele Menschen, die mit dem Stil der Brüder nicht viel anfangen konnten. Das lag an den schillernden Figuren, die oft neben dem Leben standen und verrückter Geschichten erlebt haben. Vielen sagte diese schrille Mischung also nicht zu, so dass Wenige die Genialität und das Können der Brüder bemerkten. So hüpften die Coens klammheimlich von einem Genre zum nächsten und produzierten so Komödie, Film Noir, Krimi, Action und nun einen Western. Mit „No Country For Old Men“ gelang ihnen 2007 der ganz große Wurf. Dieser Film war spannend, hart, berührte, schockierte, ließ lachen und weinen, und das auf so unglaublich intensive Weise, dass man vollkommen überwältigt war.
Ganz klar, dass die Erwartungen an „True Grit“, der im Vorfeld immer wieder mit dem 2007er Film verglichen wurde, entsprechend hoch sind. Gleich zu Beginn: „True Grit“ ist völlig anders, als ich es mir vorgestellt habe. Ich habe mit genau dem gleichen intensiven Gefühl gerechnet, welches mich bei „No Country For Old Men“ überkam. Aber „True Grit“ ist nicht hart oder böse, der Film ist überraschend locker geraten und trotzdem schwingt die ganze Zeit der schwere Hauch eines ausgewachsenen Abenteuers mit. Die Figuren entsprechen den zu erwartenden Western-Stereotypen, wirken aber nicht oberflächlich. Die ganze Machart erinnert sehr an alte John Wayne Filme. Das ist nicht verwunderlich, wurde „True Grit“ bereits 1969 mit John Wayne verfilmt und galt damals schon als so unkonventioneller Western, wie man es nie gesehen hat. Es gibt tragische Momente, spannende Momente und auch komische Momente und alles plätschert in einem enorm lockeren Stil über die Leinwand. Die Geschichte fegt ratz-fatz an einem vorbei, ohne, dass man sich anstrengen muss, ihr zu folgen.
Ich bin ein bisschen hin und her gerissen. Einerseits ist „True Grit“ nicht so geworden, wie ich es erwartet, ja regelrecht erhofft habe. Als bekennender Fan des sogenannten Neowestern ala „Erbarmungslos“ oder „Todeszug nach Yuma“ war ich hier natürlich zunächst schwer enttäuscht. Aber „True Grit“ ist dennoch ein guter Film. Er ist spannend, erzählt die Geschichte toller Charaktere und fängt nahezu perfekt die Atmosphäre und das Gefühl klassischer Westernfilme ein. Eine tiefe Verbeugung also vor einem sterbenden Genre.
True Grit (USA, 2010): D.: Joel & Ethan Coen; D.: Jeff Bridges, Matt Damon, Josh Brolin, u.a.; M.: Carter Burwell; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar, lichthaus (demnächst als OmU)
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.