"True Blood" meets "American Horror Story" meets "Lost" - Irrungen und Wirrungen in "Hemlock Grove - Staffel 1"!

Erstellt am 10. Oktober 2015 von Bandrix @cityofcinema1

AUF DVD UND BLU-RAY! ©Concorde


Kleine, verschlafene Städtchen scheinen auf Filmemacher und Autoren einen gewissen Reiz auszuüben. Seit jeher finden sie sich in der Popkultur wieder, sei es in David Lynchs Meisterwerk „Twin Peaks“ oder erst letztens in M. Night Shyamalans „Wayward Pines“. Nun will auch Netflix etwas vom Kuchen abhaben und schickt mit „Hemlock Grove“ seine eigene Version von einer Stadt mit zwielichtigen Bewohnern auf die Bildschirme. 
Die Serie bedient sich am herkömmlichen Kanon der mystischen Tierwelt. Werwölfe, Gestaltwandler, Vampire, obskure Versuche – all das, was seit der Horrorwelle im späten 19. Jahrhundert die Leser und Zuschauer in Angst und Schrecken versetzte. „Hemlock Grove“ hat sie alle und ähnelt in seiner Aufmachung ein wenig „True Blood“ des Konkurrenzsenders HBO. Wie dort geht es überaus blutig zur Sache, lediglich der Sex wird deutlich reduziert. Was nicht heißen soll, es würde nicht hier und dort heiß hergehen. Eine weitere Ähnlichkeit: Witzigerweise spielt der jüngere Bruder von Alexander Skarsgard (Eric in „True Blood“) – namentlich Bill Skarsgard – in „Hemlock Grove“ eine ähnliche Rolle. 
Jedoch verzichtet „Hemlock Grove“ auf die gehörige Portion Trash, die „True Blood“ mit den Jahren mehr und mehr einholte. Den Autoren ist eher an einem Mystery-Drama mit Horrorelementen gelegen, das sich ganz durch seine Figuren auszeichnet. So gerät der rote Faden rund um zwei ungleiche Familien und den Machenschaften des ominösen Godfrey-Konzerns schon mal in den Hintergrund. „Hemlock Grove“ ist auf eine faszinierende Art und Weise unfokusiert, reiht mitunter wahllos Rückblenden in das Geschehen ein, hemmt den eigenen Erzählfluss – und doch funktioniert es. 

©Concorde

Die Fragezeichen im Kopf des Zuschauers bleiben für lange, lange Zeit bestehen, die Serie ergeht sich förmlich in Nebenhandlungen, dessen Fülle an unterschiedlichsten Charakteren für Staunen sorgt. Schon vermutet man ein neues „Lost“ gefunden zu haben, indem sich die Macher in immer mehr Rätsel verstricken und alsbald selbst den Weg aus dem Labyrinth nicht mehr finden. Doch bekommt „Hemlock Grove“ in den letzten Episoden noch die Kurve und schafft es tatsächlich seine in der Luft baumelnden Fäden zu einem Ganzen zu verbinden. 
Das Ergebnis ist 13 Folgen irritierender Wahnsinn, ständig in der Erwartung vor dem großen Knall, der doch ausbleibt. Ziellos in seiner Ausführung, hin und wieder haarscharf an unfreiwilliger Komik vorbei, jedoch fantastisch in SachenAtmosphäre und Produktionsqualität. Eine Produktion, die fasziniert, aufgrund ihres Mutes, die Dinge einfach mal treiben zu lassen. Und am Ende tatsächlich versöhnt.  

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BEWERTUNG: 07/10Titel: Hemlock GroveFSK: ab 16 freigegebenLaufzeit: 13x45 MinGenre: Horror, DramaErscheinungsjahr: 2013Darsteller: Bill Skarsgard, Famke Janssen, Dougray Scott, Landon Liboiron, Lily Taylor, Aaron Douglas, Kandyse McClure