Trotz – oder vielleicht doch gar wegen? – der Finanzkrise wachsen die Privatvermögen unablässig weiter. Seit dem Jahr 2000 haben sich nach Angaben der Schweizer Bank Credit Suisse die weltweiten Privatvermögen auf 241 Billionen Dollar (177,5 Billionen Euro) verdoppelt. Dabei habe der Zuwachs von Mitte 2012 auf Mitte 2013 ganze 4,9% betragen.
Den höchsten Vermögenszuwachs verzeichnete hierbei Nordamerika mit einem Plus von 8,4 Billionen Dollar (+11,9%). Damit liegt diese Region erstmals seit 2005 wieder über Europa, welches mit einem Plus von 5,5 Billionen Dollar (+7,7%) nicht mehr so starke Zuwächse verzeichnen konnte. Grund für den massiven Anstieg in den USA sind vor allem die explodierenden Aktienkurse und das langsam wieder steigende Preisniveau bei Immobilien. Auch die Europäer verdanken das Plus den steigenden Aktienkursen, welche dafür sorgten, dass die krisenbedingten Verluste bis 2012 zumindest zur Hälfte wieder gut gemacht wurden.
Wer profitiert davon?
Die breite Masse der Weltbevölkerung hat von diesen (theoretischen) Vermögenszuwächsen nichts, zumal nur eine Minderheit in Aktien oder Aktienfonds investiert. Und wenn, dann sind es oftmals nur geringe Summen, deren Wertzuwächse auch noch durch Depotkosten geschmälert werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass die explodierenden Börsenkurse nur Dank der Geldflut der Fed entstanden sind. Den realen Wert spiegeln diese Kurse nämlich oftmals gar nicht wieder.
Für die finanzielle Oberschicht hingegen ist dieser Boom ein Segen: Mehr Geld ist gleichzusetzen mit mehr Macht. Und dennoch ist dieses System sehr fragil. Sollte der US-Haushaltsstreit weiter andauern, könnte es am 17. Oktober zu einem Crash der Finanzmärkte kommen, bei dem die ganzen Papierwerte auf den Materialwert zusammenschrumpfen. Nicht umsonst intervenieren die US-Großbanken schon bei den Kongressabgeordneten. Angesichts des Drucks der Finanzeliten dürfte es jedoch ziemlich sicher zu einer Einigung kommen: Gegen die übermächtige Finanzindustrie kommt kein Politiker an.
Nominal, real und die Auswirkungen
Allerdings muss man auch bedenken, dass die Studie der Credit Suisse lediglich die nominalen Wertveränderungen berücksichtigt. Geht man davon aus, dass sich die Kaufkraft seit dem Jahr 2000 durchschnittlich um 3% jährlich verringerte, liegt der aktuelle Wertindex auf Basis des Jahres 2000 bei etwa 150 Punkten. Damit relativiert sich dieser Vermögenszuwachs wieder, so dass die Vermögen selbst lediglich um rund ein Drittel zulegten. Dennoch ist dies ein ordentlicher Anstieg, wenn man die Auswirkungen der Finanzkrise in den letzten Jahren berücksichtigt. Damit liegt das reale Vermögenswachstum der letzten 13 Jahre immerhin noch bei rund 2,5% pro Jahr.
Interessant sind jedoch die Auswirkungen dieses Vermögenszuwachses: Wenn man davon ausgeht, dass diese Vermögenswerte im Schnitt auch nur eine Rendite von 1% pro Jahr abwerfen, so muss die Weltwirtschaft alleine in diesem Jahr 2,4 Billionen Dollar rein nur an Dividenden und Zinsen erwirtschaften. Davon dürften etwa 2 Billionen Dollar an die reichste Million an Menschen fließen. Geld, welches wiederum investiert wird und Rendite von den Massen verlangt. Dafür muss jeder einzelne Mensch auf dieser Erde im Schnitt 280 Dollar in diesem Jahr nur für die Befriedigung der Renditeinteressen dieser kleinen Minderheit erarbeiten. Insofern ist es doch fraglich, ob man wirklich glücklich über diese Vermögensentwicklung sein soll.