Tropical Island: mein stürmischer Sieg ohne Ehrung beim ‘Lauf in die Tropen’

Von Eiswuerfelimschuh @eiswuerfelimsch
Ein eisiger und stürmischer Morgen wartete da plötzlich beim 3. ‘Lauf in die Tropen’ auf uns. Mehr als 700 Läufer machten sich gemeinsam auf die fünf verschiedenen Strecken um das Tropical Island. In den warmen Genuss tropischer Bedingungen kamen alle Starter erst nach dem Wettkampf. Stattdessen stellten wir uns bei sehr schönem Winterwetter dem Wind entgegen. 

Der Herbst war für mich irgendwie unvollständig so ganz ohne meinem geliebten Teltow Lauf, den ich erstmals nach vier Jahren krankheitsbedingt habe ausfallen lassen müssen. Deshalb war ich sofort begeistert von der Idee, zum ersten Mal den ‘Lauf in die Tropen‘ mitzumachen und nahm die Einladung des Tropical Islands sehr gern an. Nicht weit von Berlin entfernt, kam ich ein gutes Stündchen vor dem Lauf an. Ich schaute mich etwas um. Irgendwie ein unwirklicher Platz mit dieser Halle, die wie ein Dom im Nirgendwo mitten auf der Wiese steht. Ich lief mich schön warm, was durchaus von Vorteil an diesem frischen Morgen war. Ich holte entspannt meine Startunterlagen ab und schaute noch einmal auf den Streckenplan.

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Trotz der für mich überraschend hohen Anzahl an Startern verlief die Ausgabe der Nummern sehr schnell. Es war wirklich alles sehr gut organisiert. Der Kommentator machte sich derweil ebenfalls mit dem ein und anderen lockeren Spruch warm. Das Verpflegungszelt stand bereit so wie der Start- und Zielbogen. Die Sachen konnten alle Athleten schon in ihr Schließfach im Tropical Islands bringen, denn im Eintrittspreis war der Aufenthalt in diesem Spaßbad inbegriffen.

Schon beim Warmlaufen dort vor der größten freitragenden Halle der Welt, in der sogar die Freiheitsstatue stehend einen Platz finden würde, wehte ein ordentlicher Wind, der mich direkt beim Lauf-ABC etwas auskühlte. Kurz vor dem Start traf ich auf Henrik und Marek, die sich die 16km Strecke ausgesucht hatten. Eine von mittlerweile fünf Strecken (4, 8, 12, 16 Kilometer und Halbmarathon), die auf einem gut 4km langen Rundkurs absolviert werden konnten. Meine Wahl fiel in Ermangelung von zehn Kilometer auf die 8. Völlig ausreichend nach meinem Erkältungsmarathon und dem wenigen Training nach Hawaii. Wir Läufer tauschten uns kurz aus und schon ging es mitten rein ins Startfeld.

Sollte ich vorn mitlaufen wollen, blieb mir wie immer keine Wahl, als das Getümmel in den vorderen Reihen zu suchen. Ich wollte mir aber keinen Druck machen, denn das Ziel war einfach nur, schnellstmöglich ohne genaue Vorstellung einer Geschwindigkeit von A nach B zu kommen. Eine herrlich erfrischende Einstellung, aber alles andere wäre mit Sicherheit schief gegangen. Also knallte der Startschuss für alle Läufer und Walker gleichzeitig. Das übliche vorsichtige Anlaufen war nach den ersten beiden Kurven und wenigen hundert Metern bereits vorüber. Vom Parkplatz des Bades ging es kurz quer über die Wiese, wo mir kurzzeitig etwas mulmig wurde, ob es denn nun doch eher ein Crosslauf werden würde. Aber weit gefehlt. Dieser ganz kurze Abschnitt blieb der einzige. Ansonsten konnten wir quer durch den Wald und um das Tropical Islands auf asphaltierten Straßen laufen.






Die ersten beiden Kilometer jeder Runde konnten gemütlich angegangen werden. Der Wind war kaum zu spüren und so hielt sich auch die eisige Kälte etwas zurück, die aber auf der freien Fläche knallhart drüber fegte. Wenige Meter konnte ich mich etwas geschützt hinter einigen Läufern bewegen. Als aber jemand an mir vorbei rauschte und ich spürte, dass meine Beine alles mitmachen würden, hing ich mich an ihn. Leider verschärfte er aber irgendwann das Tempo so, dass ich mich bis kurz vor dem Ende der ersten Runde allein durchkämpfen musste. Dennoch lief ich einfach so, wie es mir mein Körper vorgab und starrte nicht wie sonst ständig auf meine Uhr. Ein weiteres kleines Lob muss ich hier mal für meine Kleiderwahl einwerfen. Endlich habe ich mich wirklich getraut, halb erfroren super leicht bekleidet (ok, das ist jetzt vielleicht ein klein wenig übertrieben) an den Start zu gehen. So hätte ich auch locker noch ein oder zwei Runden weiterlaufen können, ohne das elendige Gefühl zu haben, dass ich wieder einmal zu warme Sachen aus dem Schrank gezogen habe!

Als ich kurz vor dem Zielbogen sah, wie viele Läufer sich plötzlich einen Abschlusssprint lieferten, wollte ich kurz mitmachen und aufhören zu laufen. Aber die eine Runde mehr über 4,1km sollte ja wohl drin sein. Runde für Runde dünnte sich das Läuferfeld mehr aus. In der zweiten und für mich letzten Runde wurde ich rasant ausgebremst. Das Stückchen durch den Wald lief sich eigentlich noch richtig gut, aber dieser eisige Wind stellte sich mir knallhart entgegen. Es war niemand da, dem ich hätte hinterher flitzen können. Alle waren viel zu weit entfernt. Es stürmte so ordentlich, dass sogar Absperrpfosten umfielen. Aber das war noch nicht alles.













Etwa fünfhundert Meter vor dem Ziel wollte ich gerade noch einmal Schwung holen, als ein PKW vom Parkplatz fuhr und die richtige Spur verpasste. Autofahrer und Sicherheitspersonal hatten da wohl nicht aufgepasst. Die Familie landete geradewegs auf unserer Laufstrecke und welch Überraschung – es fuhr Schritttempo. Ich kreischte innerlich, denn es gab kein Vorbeikommen. Weder rechts, noch links. Ich hörte die Sekunden in meinem Kopf herunterticken und wurde fast verrückt so halb an seinem Kofferraum klebend. Durch den Wind und diesem kleinen Missgeschick lief ich die zweite Runde ganze 40 Sekunden langsamer. Das macht auf den Kilometer 10 Sekunden. Unfassbar viel Zeit. Aber gut zu wissen, dass ich mit dem wenigen sporadischen Tempotraining doch schon wieder einigermaßen fit bin. Irgendwann waren die Büsche des Seitenstreifens zu Ende und ich rannte quer über die Rabatte. Die letzte Kurve vor dem Ziel konnte ich endlich wieder frei auf der Straße laufen.

Ich überschritt die Ziellinie, der Kommentator ließ kurz verlauten, dass ich mit meinen 35:16min den ersten Altersklassenplatz gewonnen hatte. Ich freute mich wirklich sehr darüber. Aber wo war meine Medaille. Sollte nicht jeder eine im Ziel erhalten? Stattdessen wird mir die Startnummer abgenommen, die ich auch nicht als Andenken behalten durfte. Also lief ich halb irritiert und halb glücklich weiter zur Verpflegungsstation. Seit ich weiß, wie gesund Erdinger ist, nehme ich es liebend gern nach jedem Wettkampf entgegen. Dort erfahre ich dann auch, dass ich nicht nur meine Altersklasse gewonnen hatte, sondern auch Siegern der Damen über die 8,2km war. Ein tolles Gefühl für einen recht unterhaltsamen Lauf, der bei der Siegerehrung ein spannendes Finale fand.











Ich wartete noch auf Henrik und Marek im Ziel, die sich über die 16,4km den ersten und zweiten Platz erkämpften. Herzlichen Glückwunsch auch an dieser Stelle noch einmal! Als wir alle so richtig ausgekühlt waren, machten wir uns einen schönen Nachmittag im Badeparadies, das mittlerweile prall gefüllt war. Die kleinen Läufer unter uns, lieferten zwischendrin ein rasantes Rennen ab. Da wurde sich über die 400 und 800m auch nichts geschenkt.















Mit etwas Verspätung begann die Siegerehrung, die zu einer ganz speziellen Ehrung wurde. Nachdem die Gewinner der Kinderläufe prämiert und ausgezeichnet wurden, waren die Großen dran. Wie schon vor dem Lauf angekündigt, wartete eine Überraschung auf uns alle. Der Veranstalter wollte eine ganz besondere Ehrung vornehmen, was ihm tatsächlich gelungen ist. Statt die Sieger der einzelnen Läufe oder sogar alle Altersklassen zu ehren, erhalten von jedem Lauf nur die drei ersten Läufer und Läuferinnen eine Auszeichnung, die in den jeweils am besten besetzten Altersklassen gestartet waren. Eine super Idee fand ich. Tolle Überraschung. Inklusive der Ehrung der Walker, die sonst immer leer ausgehen. Es sollen nicht immer die gleichen auf dem Podest stehen, so der Veranstalter. Es setzt etwas Verwunderung um mich herum ein. Aber so recht glauben konnte es niemand, dass nicht die Gesamtsieger ausgezeichnet werden. Also warteten wir alle ab und glaubten fest daran, dass am Ende die Sieger der Läufe ebenfalls auf die Bühne geholt werden würden. Leider war dem nicht so, was bei allen, die um mich herum warteten zu absoluter Irritation führte.

Für die wenigstens von uns ist es möglich, tatsächlich mal eine Laufveranstaltung zu gewinnen. Gerade bei so kleinen Läufen stehen aber die Chancen nicht schlecht. Mit viel Glück und beherztem Einsatz kann es einem gelingen. Niemandem ging es um die Preise als solches,  wie ich mitbekam. Das war bei mir nicht anders. Es ging mir nur um die Ehre und um eine Medaille, die aber alle sicher gern gesehen hätten. Geschenke, Pokale,… all das ist optional. Das Tropical Islands bietet sich ja gerade dafür an, eine ganz individuelle Medaille anzufertigen, mit der alle ausgezeichnet werden könnten. Das ganze Dilemma hätte man auch umgehen können, indem man einfach alle Altersklassengewinner auszeichnet oder sich zusätzlich zu den Gesamtsiegern ganz besondere Läufer aussucht, die extra als Überraschung geehrt werden. So hat man als Veranstalter auch eine gewisse Garantie, dass möglichst viele an der Siegerehrung teilnehmen und nicht nur die Sieger dort wartend sitzen. Mittlerweile hat der Veranstalter in einer Stellungnahme erklärt, dass es nicht in seiner Absicht lag, dass es mit Entrüstung. Im nächsten Jahr wird wieder eine Ehrung stattfindet, die auch die Sieger mit einbezieht.

Der nächste ‘Lauf in die Tropen’ wird am 13. November 2016 stattfinden. Vorher wird aber im Frühjahr 2016 der neue Außenbereich des Tropical Islands eröffnet. Darauf bin ich doch sehr gespannt.

Habt ihr eure Laufsaison für dieses Jahr bereits beendet oder habt ihr die neue jetzt schon gestartet? Nachdem ich den Lauf in Teltow vermisst habe, war es zugleich ein schöner Abschluss und Neustart meiner Saison. 

Kleine Siegerpose am Schluss, ja, ich habe den Lauf gewonnen. Kleiner Jubel… Lust auf mehr schöne Geschichten? Schaut euch doch auch meine Lieblingsgeschichten an. Diese findet ihr auf meiner Unterseite: Die schönsten Geschichten.

P.S. Bei diesem Lauf begleitete mich ein Outfit von Reebok, meine Julbo Dust zusammen mit meinem Vaude Stirnband. Der Forerunner 920xt war wieder für die Streckenaufzeichnung verantwortlich und ja, ich trage Ringelsöckchen von Wrightsock.

Alle hier gezeigten Bilder wurden von meinem Fotografen erstellt. Die Rechte an diesen Bildern liegen bei ihm und mir. Eine weitere Nutzung dieser Bilder ist nur in Absprache mit uns möglich. 

..‘Din’ ist Gründerin von Eiswuerfel Im Schuh

Als Triathletin & Autorin von Eiswuerfel Im Schuh bin ich zusammen mit meinem Sportfotografen immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und neuen Bildmotiven. Als Julimädchen liebe ich die Sonne, das Meer und den Sand zwischen den Zehen, genieße aber auch die Ruhe auf meiner Yogamatte oder auf einem Surfbrett. Ich freue mich, mit dir auf Facebook, Twitter, Pinterest, Instagram und Google+ in Kontakt zu bleiben.