Tropic Ice gibt dem Klimawandel ein Gesicht

Der Klimawandel bedroht nicht nur Orte, sondern auch Menschen. Das ist das wesentliche Thema der Installation Tropic Ice, an der die Fotografin und Wahlhamburgerin Barbara Dombrowski seit fast 10 Jahren fortlaufend arbeitet.

Es gibt verschiedene Schätzungen darüber, wie hoch die Anzahl derer ist, die ihre Lebensgrundlage durch Umwelteinflüsse verlieren. Manche liegen bei 200 Millionen Menschen, die bis zum Jahr 2040 ihre Heimat aufgrund des Klimawandels verlassen müssen. Andere Schätzungen liegen darunter. Dass die Zahl immens ist, steht jedoch fest. Allerdings handelt es sich nicht bloß um eine Zahl, sondern um Schicksale. Familien, Kinder, ganze Gemeinden und Dörfer müssen ihre Heimat verlassen, da diese nicht mehr bewohnbar ist. Überschwemmungen oder lang anhaltende Trockenperioden werden ein Leben in vielen Gebieten der Erde unmöglich machen.

Wir bei uns haben eher mit den indirekten Auswirkungen des Klimawandels zu tun: heißere Sommer, Luftverschmutzung und die Zunahme von Pollenallergien zum Beispiel. Naturvölker dagegen leben in direktem Kontakt mit ihrer Umwelt, sie erleben eine hautnahe Bedrohung ihrer Existenz durch die Auswirkungen der Klimaveränderung.

Das Klima ist ihr Herzensthema

Barbara Dombrowski lebt von der Fotografie, seitdem sie arbeitet. Sie war früher viel in der Musikindustrie unterwegs und durfte namhafte Größen wie Buena Vista Social Club ablichten. Heutzutage arbeitet sie imernoch häufig für Magazine, unter anderem für Hilfsorganisationen wie UNICEF. Außerdem erschafft sie Projekte, die ihr persönlich am Herzen liegen – wie Tropic Ice. Bereits seit dem Jahr 2010 ist sie mit dem Herzensprojekt beschäftigt. Was als Ausstellungs- und Buchprojekt begann, entwickelte sich stetig weiter zu einem kontinentübergreifenden Installationsprojekt, das heute aktueller ist denn je. Mit Tropic Ice widmet Dombrowski ihre Arbeit Orten, die vom Klimawandel akut bedroht sind, also solchen, die den sogenannten Kippelementen zuzuordnen sind. Hierbei beschäftigt sie sich speziell mit den Menschen, die im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne leben und deren Lebensraum durch unsere Lebensweise gefährdet wird.

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Tropic Ice – ein jahrelanges Herzensprojekt

Die Künstlerin möchte mit Tropic Ice nicht durch Katastrophenbilder schockieren. Auch möchte sie nicht mit dem moralischen Zeigefinger auf uns Verursacher deuten. Vielmehr zeigt sie auf, dass es bei den abstrakten Größen von 140 oder 200 Millionen Klimaflüchtlingen nicht um Zahlen geht, sondern um Menschen mit Geschichten und Gesichtern – und dass die gesamte Erde gleichermaßen betroffen ist.

Zu diesem Zweck besuchte sie seit 2010 regelmäßig Einwohner in den unterschiedlichsten Regionen aller fünf Kontinente. Sie bereiste die Mongolei, die Wüste Gobi, Kiribati, Grönland und Ecuador. Sie verbrachte Zeit mit den unterschiedlichsten Ureinwohnern und lernte ihre Lebensweise kennen. Barbara Dombrowski porträtierte Menschen verschiedener indigener Kulturen hautnah und emotional.

Anfangs war Tropic Ice als Buch- und Ausstellungsprojekt ausgelegt. Im Laufe der Jahre entwickelte die Künstlerin jedoch die Idee, die menschengroßen Porträts an anderen, akut vom Klimawandel bedrohten Orten auszustellen.

So begann Barbara Dombrowski in einem ersten Schritt mit einer Gegenüberstellung der Bewohner Grönlands mit den Einheimischen des Amazonasgebiets. Hierfür installierte sie in Grönland an einer Eisscholle nicht nur die Fotos der Einheimischen, sondern auch von Bewohnern aus dem Amazonasgebiet. Damit zeigt sie, dass alles zusammenhängt, dass alle Menschen und Völker gleichermaßen betroffen sind von den Auswirkungen der Klimaerwärmung.

In einem zweiten Schritt, der jetzt folgt, bringt sie alle fünf Kontinente zusammen, die Eröffnungsinstallation findet im Hambacher Forst statt (s. u.).

Grönland: Schmelzende Gletscher, weniger Nahrung

Die Fotografin arbeitet bei Tropic Ice mit kontrastreichen Gegenüberstellungen. Zum Beispiel Grönland und Tansania, gegensätzlicher könnten die beiden Orte nicht sein. Dennoch haben sie eines gemeinsam: Beide sind direkt bedroht vom Klimawandel. Die Gletscher in Grönland schmelzen, das hat verschiedene und vor allem weitreichende Konsequenzen. Zusammensetzung und Temperatur des Meerwassers ändern sich: Es wird wärmer, und der Süßwasseranteil steigt. Dadurch verändern sich die Strömungen, was zur Folge hat, dass Fischschwärme ihr Verhalten anpassen – sie schlagen andere Wege ein. Aus diesem Grund finden Robben immer weniger Nahrung. Auch sie passen ihr Verhalten an. Sie ziehen weg aus ihrer gewohnten Umgebung. Für die Grönländer bedeutet das, dass sie immer weniger von der traditionellen Robbenjagd leben können.

Alltag in Tansania: Klimawandel

In Tansania ist der Klimawandel bereits Realität. Voraussichtlich bis zum Jahr 2020/30 wird der Kilimandscharo eisfrei sein. Doch die Einwohner Tansanias haben schon jetzt mit den Folgen der Erderwärmung zu kämpfen. Einerseits kommt es immer wieder zu lang anhaltenden Dürren. Auf der anderen Seite haben die Einwohner immer öfter mit heftigen Niederschlägen zu kämpfen. Durch die extreme Austrocknung  kann das Wasser nicht mehr richtig ins Erdreich einsickern, der Boden wird förmlich weggewaschen – Bodenerosionen entstehen und machen ein Leben dort unmöglich.

Als die Fotografin 20017 in Tansania einen Stamm der Maasai bereiste, wurde sie sofort von ihnen auf den Klimawandel angesprochen. Noch bevor sie sich und ihr Projekt vorstellen konnte, war klar, dass sie ein akutes Problem hatten: Seit Jahrtausenden züchten die Halbnomaden Rinder. In diesem Frühjahr allerdings starben massenweise Tiere, da sie keine Nahrung fanden. Überall lagen Kadaver, die Luft roch nach Verwesung, und riesige Haufen von Rindern ragten in die Landschaft.

Ob die Ureinwohner weiterhin ihrer traditionellen Lebensform nachgehen können, ist unklar. Durch den Klimawandel stehen ihnen jedenfalls massive Veränderungen bevor.

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Tropic Ice im Hambacher Forst

Noch ist das Projekt Tropic Ice nicht abgeschlossen: Vom 14. bis zum 22. September 2019 zeigt Barbara Dombrowski im Hambacher Forst auf dem Gelände des BUND, dem sogenannten Widerstandsacker, eine Installation aus 35 Fotografien. Hiermit beginnt der zweite Teil des Installationszyklus, in dem die Fotografin erstmals alle fünf Kontinente zusammenführt.

Im Verlauf der Ausstellung sind weitere Aktionen geplant.

  • Am 13. September wird auf dem Widerstandssektor des Geländes ein Pressetermin stattfinden.
  • Die Eröffnung ist am 14. September – dem 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt.
  • Vor allem freut die Fotografin sich darauf, am 20. 09. 2019, dem globalen Klimastreiktag, möglichst viele junge Menschen der Fridays for Future Bewegung zu begrüßen.

Die insgesamt 35 Fotos ordnet Barbara Dombrowski in einem Kreis an. 15 Landschaftsfotografien, die sowohl von außen als auch von innen betrachtet werden können, bilden das Rund. In der Mitte befinden sich fünf Porträtfotos von Einheimischen aller fünf Kontinente. Die kreisförmige Anordnung entsteht in Anlehnung an ein indianisches Medizinrad. Ein Kreis symbolisiert nicht nur die Erde im Querschnitt. Unser Planet, das Universum und jedes Lebewesen bilden eine Einheit. In der animistischen Weltanschauung sind sie gleichwertig. Viele Naturvölker sind Animisten. Sie glauben nicht an den Menschen als Krone der Schöpfung, vielmehr schreiben sie allen Lebewesen und Dingen eine gleichgestellte Daseinsberechtigung zu – und eine Seele. Dieser spirituelle Ansatz beinhaltet einen Heilungsaspekt, und den hat unser Planet dringend nötig, wenn wir weiterhin darauf leben wollen.

Part of the Art: Mitmachen im Hambacher Forst

Wer sich gerne beteiligen möchte, kann das mit dem Tool Part of the Art machen: Jeder kann online ein Porträtfoto von sich hochladen und damit Teil der Installation werden. Wer vor Ort ist, hat außerdem die Möglichkeit, sich direkt von Barbara Dombrowski ablichten zu lassen und Teil des Klimaschutzprojektes zu werden. Diese und die hochgeladenen Fotos werden in Form von kleinen Fähnchen den großen Kreis der 25 Fotografien flankieren.

Hambach ist erst der Anfang: Für das nächste Jahr plant die Künstlerin, ihre Installation nach Tansania, Kiribati und in die Wüste Gobi zu bringen.

Tropic Ice – Kontraste, die begeistern

Wo ein Kontrast entsteht, ruft er Neugier oder Verwirrung hervor, auch kann er zum Nachdenken anregen. Die Installation Tropic Ice bietet nicht nur riesige, atemberaubende Landschafts- und Porträtfotografien. Vielmehr erschuf Barbara Dombrowski in ihrer jahrelangen Arbeit ein Werk mit ganzheitlichem Ansatz, das bei der Ausstellung im Hambacher Forst eine neue Dimension erreicht. Ihre eindringlichen, großformatigen Fotografien machen aus der abstrakten Zahl von 200 Millionen Klimaflüchtlingen Menschen; mit Tropic Ice verleiht sie ihnen ein Gesicht.


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