Triumph der Turnschuhsoldaten

Wunder gibt es immer wieder, unter der Laterne und vor der Latrine. Das Kriegswunder von Libyen etwa, bewirkt von jungen Männern in legeren T-Shirts, die sich schwere Maschinengewehre über den Kopf halten und in die Luft schießen, bis sie der Rückstoß quer über die Straße geweht hat. Ein Triumph der Turnschuhsoldaten. So haben sie Gaddafis Söldnerheere und Elitetruppen besiegt, rätselhafterweise mit Pickups, auf die hinten ein Maschinengewehr montiert ist. Eine gute Waffe für jeden, der auf der Flucht ist. Für Angriffsaktionen aber etwa so tauglich wie die mit Maxim-Maschinengewehren ausgerüsteten Pferdewagen von Budjonnys Reiterarmee.

Ein Medienmärchen wird erzählt aus dem Land aus tausenduneiner Nacht, das schon ein etwas genauerer Blick als solches enttarnen würde. "Da bombardiert die NATO wochenlang Tripolis, aber sie hat immer nur haarscharf böse Steine getroffen, wie Gaddafis Kasernen, kein einziger Mensch wurde durch NATO-Bomber getötet", schreibt Fakten-Fiktionen. Darum seien sämtliche Leichen, "die man jetzt in Tripolis findet, brutal Verstümmelte und Ermordete des Gaddafi-Regimes". Auch die Elitesoldaten der USA, Frankreichs und Großbritanniens, die auf Seiten der Rebellen kämpfen, haben während der ganzen Zeit "natürlich keinen einzigen Libyer erschossen. Nein, nein, alle Toten hat Gaddafi auf dem Gewissen".

So soll es sein, so möchten es die deutschen Medien haben. Als hätte sie jemand auf ein gemeinsames Ziel eingeschworen, singen die vielen Stimmen einmal mehr im Chor. Doch dieses Mal  ist das Lied noch ein bisschen absurder, die Botschaft noch ein wenig schräger. Endlich einmal wird ein krieg wirklich so dargestellt, wie ihn ein Generalstab immer am liebsten sieht: Sauber, ohne Leichen, die man selbst verschuldet hat, kein Blut, kein Leiden, nichts. Wurde in Afghanistan und im Irak trotz embedded journalism gelegentlich noch Wahrheit kund, weil die Heimatfront den Waffengängen von Anfang an skeptisch gegenübergestanden hatte, so ist diesmal alles ein einziger Spaziergang. Von "Gefechten" zwischen "Rebellen" und "Gaddafi-Treuen" wird erzählt, doch niemals gibt es Bilder, Augenzeugenberichte, Filme. Stattdessen ist die Rede von "Vormärschen", "Belagerungen" und Ultimaten, von klinisch reinem "Weg frei bomben" und "Luftunterstützung".

Klingt wie ein Rettungseinsatz von Christoph 26, der eine feuchte Katze heldenhaft aus einem Überschwemmungsgebiet birgt. Krieg? Nirgendwo. Opfer? Nur die der anderen Seite.

Der Friede muss bewaffnet sein


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