Egal, wie man es macht, - man macht es falsch!
Ladies & Gentlemen,
in Deutschland haben wir gelernt: Trinkwasser ist eine kostbare Ressource, mit der man sparsam umgehen muss. Der Umwelt zuliebe.
Wir alle kennen die schrecklichen Bilder: Der verzweifelte afrikanische Bauer, der vor der rissigen Scholle steht, wissend, dass es auf seinem Feld nichts mehr zu ernten gibt. Ausgemergelte Nutztiere, die notgeschlachtet werden müssen, weil für sie weder Wasser noch Futter vorhanden ist. Tierkadaver in der Halbwüste. Dürre in Südeuropa. Die Sahara ist schon über das Mittelmeer gesprungen und erfasste bereits einen Teil des Küstenstreifens Spaniens.
Deshalb soll man Wasser sparen, wo immer es nur geht: Duschen, statt ein Vollbad nehmen. Beim Zähneputzen den Wasserhahn abdrehen. Waschmaschine mit Sparprogramm. Regenwasser vom Dach sammeln, um damit die Pflanzen im Garten zu giessen. Kein Tropfen Wasser soll ungenutzt verschwendet werden. Die Industrie hat sich längst des Themas angenommen und bietet vielfältige Möglichkeiten des Wassersparens an.
In deutschen Schulen wird Kindern gelehrt, dass Wassersparen für uns eine Art Überlebensstrategie bedeutet. Wer Wasser sinnlos verschwendet, verhält sich unsozial. Was der aber Lehrer wahrscheinlich gar nicht wissen will, oder nicht weiß: Dem Bauer in Faro, Portugal, hilft es in keiner Weise, wenn in Regensburg Wasser gespart wird.
Wenn der eine Wasser spart, muss der andere es verschwenden?
Einem SPIEGEL-Bericht zufolge gibt es in Deutschland einen neuen Job: Den des professionellen Wasserverschwenders. Ja, Sie haben schon richtig gelesen. Täglich schwärmen Mitarbeiter der Wasserwerke aus, um bestes Trinkwasser zu entsorgen. Sie öffnen auf den Straßen und Plätzen Wasserhydranten, um jeweils 800.000 Liter des kostbaren Nass in die Abwasserkanalisation zu leiten. Der Grund für diese Maßnahme: Angeblich wird in Deutschland zu viel Wasser gespart. Da der durchschnittliche Wasserverbrauch in Deutschland während der letzten 20 Jahren deutlich zurückging, sind die Rohrleitungen heute überdimensioniert, weil sie für einen höheren Verbrauch verlegt worden waren. Dies hat nun zur Folge, dass die Fließgeschwindigkeit in den Rohren sinkt. Fließt aber nicht genügend Wasser durch die Rohre, soll das Wasser anfällig für Keime und für metallische Ablagerungen werden.
Missverständnisse in der Wasserwirtschaft
Sollten die Deutschen also weiterhin Wasserspar-Meisterschaften im eigenen Land austragen wollen, dann müssten die Wasserwerke künftig Milliarden investieren, um das Rohrleitungsnetz der sinkenden Nachfrage anzupassen, bzw. die dicken Rohre durch dünnere ersetzen. Aus diesem Grund werden sich deutsche Bürger auf bis zu 25 % höhere Gebühren einzurichten haben.
Ich habe verstanden
Wenn es darum geht, Preise anzuheben, findet sich immer ein Grund. Wird viel Wasser verbraucht, heißt es: Die unsoziale Wasserplantscherei muss dringend durch höhere Preise bestraft werden. - Wird jedoch gespart, werden ebenfalls höhere Wassergebühren angedroht. Warum nur findet sich niemals ein triftiger Grund, um die Gebühren zu senken, fragt... Peter Broell?