Treudeutsch bis zum Schlüpfer

Unter der Artikelnummer A07009-HA findet sich beim «Nationalen Versandhaus» ein Männerschlüpfer. Er ist schwarz und hoch geschnitten, er ist in den Größen vier bis acht erhältlich und kostet 14,50 Euro. Soweit für eine Unterwäsche nicht ungewöhnlich, doch ist auf der Vorderseite eine weiße «88» mit einem Lorbeerkranz aufgedruckt. Die «8» steht im Nazi-Code für das H als achten Buchstaben des Alphabets: Heil Hitler grüßt es von der Unterhose des Trägers. Auch für Frauen ist das Motiv erhältlich, dann prangt die «88» von BH und Slip.

Ob Volksbuchse, Trainingshosen mit der Aufschrift «Deutsches Reich» oder Schmuck, Schuhe und Trinkgefäße: Rechte Versandhäuser bieten ein breites Angebot für Menschen, die ihrer Gesinnung in jeder Lebenslage Ausdruck verleihen wollen. Sogar Germanenkleidung und Wikingerspielzeug für Kinder gibt es. Oder rechte Düfte – das Parfüm «Nationalist» für den Mann, «Walküre» für die Frau, war vor einiger Zeit ein Renner im Sortiment.

Auch die NPD betreibt einen rechten Onlineshop

Die rechten Komplettausstatter wachsen im «Weltnetz»: «Es gibt eine Vielzahl von Anbietern, wir gehen von ungefähr 100 aus, die ihren Sitz in Deutschland haben. In den vergangenen Jahren hat die Zahl zugenommen», sagt Patrick Schwarz, Mitarbeiter des Antifaschistischen Pressearchivs und Bildungszentrums Berlin. Der Verein beobachtet die rechte Szene. Einer der bedeutenden Rechten-Ausstatter sei der «Deutsche-Stimme-Versand». Der gehört zum NPD-eigenen Verlag «Deutsche Stimme» aus Riesa. Weitere wichtige Onlineshops seien «PC Records», «WB Versand» oder «Resistore Vertrieb». «Anfänglich gab es vor allem Kleidung und Musik zu kaufen. In den vergangenen Jahren ist das Angebot breiter geworden», sagt Schwarz. «Es gibt viel mehr, vor allem für eine weibliche Käuferschicht.»

Neben der «88», die auf vielen Angeboten aufgedruckt ist, findet sich oft eine Schwarze Sonne, ein stilisiertes Hakenkreuz. Daneben zieren Reichskriegsflaggen und Runen, Eiserne Kreuze oder Begriffe wie Thor und Walhalla die Waren im Sortiment. «Die Verwendung von Symbolen oder Runen ist sicher grenzwertig. Aber oft nicht justiziabel, weil nur die Verwendung von NS-Symbolen und von Symbolen illegaler Organisationen verboten ist», so Schwarz.

Onlineshop verkaufte Musik über die «Döner-Morde» der NSU

Bei rechter Musik sei eine rechtliche Handhabe einfacher. «Die Produzenten rechter Musik haben dazugelernt. Sie lassen die Alben vor Veröffentlichung durch einen Anwalt prüfen», sagt Schwarz. «Alben, die rechtlich relevant werden könnten, werden im Ausland produziert oder von ausländischen Labels vertrieben». So sind viele der angebotenen Alben in einer rechtlichen Grauzone. Manchmal jedoch wird diese Grenze überschritten: Der «Versand der Bewegung» musste sich laut des linken Infoportals endstation-rechts.de vor Gericht verantworten. Den Betreibern wurde vorgeworfen, im Shop 38 CDs mit volksverhetzendem Inhalt vertrieben zu haben.

Im Prozess ging es auch um ein Album, das im vergangenen Herbst für Aufsehen sorgte. Daniel Giese singt in seiner Rechtsrockband «Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten» über die Rechtsterrorismus der NSU. Auf dem mittlerweile indizierten Album Adolf Hitler lebt klingt das so: «Bei allen Kebabs herrschen Angst und Schrecken, der Döner bleibt im Halse stecken». Denn der Döner-Killer komme «gerne spontan zu Besuch, am Dönerstand, denn neun sind nicht genug.» Am Ende gab es Bewährungs- und Geldstrafen für die Versandhaus-Betreiber. Und die Verpflichtung, mehrere hundert Euro an die Gedenkstätte im KZ Dachau zu spenden.

Quelle:
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Gesellschaft News -
Nazi-Versandhäuser – Treudeutsch bis zum Schlüpfer

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