Vielleicht kennen Sie das – irgendwie versteht man sich nicht mehr. Sogar mehr: Man geht sich richtig auf die Nerven und die kleinen Marotten beim anderen, die man am Anfang noch süß und putzig gefunden hat, die sind jetzt bloßes Gift. Die reine Anwesenheit des anderen scheint bloße Tortur zu sein. Doch gleich komplett trennen? Nach einer so langen und/oder intensiven Zeit? Oder erst einmal schauen, ob nicht ein bisschen Abstand hilft? Wir sprechen also über “Trennung auf Zeit” oder “Trennung light” – ein kluger Ratschlag von vielen KollegInnen, der in den allermeisten Fällen – so meine Erfahrung – zu einer tatsächlichen Trennung führt.
Warum? Ganz einfach – weil außer der räumlichen Trennung nichts weiter passiert. Jeder lebt seinen Stiefel weiter, keiner der beiden Partner schaut sich seinen Anteil an der Situation an und beide zusammen schon gar nicht ihre Partnerschaft. Zwei Menschen, die sich immer mehr distanziert haben, distanzieren sich nun räumlich und hoffen, dass es irgendwie vielleicht doch noch zusammen weitergeht. Und werden parallel – wie so oft – von gutmeinenden FreundInnen bearbeitet, die “es ja schon immer wussten”. Und Peng. Stecker raus. Beziehung komplett zu Ende.
Distanz erzeugt Distanz
So einfach ist es. Distanz erzeugt Distanz. Und wenn ich mich vorher schon ein bisschen distanziert hatte, dann distanziere ich mich räumlich noch mehr. Und werde zum distanzierten Partner. Und ohne mein Zutun wird sie immer größer. Nur Nähe überwindet Distanz. Also das Gegenteil vom “Trennung auf Zeit”-Spiel. Nähe suchen, Nähe aushalten – auch im Streit und darüber reden, was schief lief, was schief läuft und wie es vielleicht besser laufen könnte. Nähe als Basis, als Klebstoff für die Beziehung.
Und wenn wir uns im Spiegel ganz lange in die Augen schauen und ganz ehrlich zu uns sind: Eigentlich ist es gerade diese Nähe, die wir so dringend suchen. Und vor der wir in den allermeisten Fällen auch den größten Respekt, sprich die größte Angst haben. Und nicht die Distanz – die wir zur Bewältigung dieser Angst dann irrtümlich wählen. Nähe gibt es nur durch Nähe. Vielleicht als kleine Idee in Ihrem Hinterkopf, wenn Sie das nächste Mal Ihren Partner am Liebsten zum Mond wünschen – nehmen Sie ihn in den Arm, seien Sie ihm nah und schauen Sie, was sich verändert….