Trends im Hundefutter – was bringt die Zukunft?

Wohl niemals zuvor war die Ernährung ein so wichtiges Thema. Essen ist nicht mehr nur eine Frage von satt werden sondern für immer mehr Menschen ein Ausdruck ihres „Lifestyles“. Diese Entwicklung macht auch vor dem Hundefutternapf nicht halt.

Hunde sind unsere liebsten Haustiere und ihr Stellenwert hat sich in den letzten 100 Jahren stark verändert. Für viele ist ihr Hund ein Familienmitglied, entsprechend wird er auch umsorgt. Die Frage, was im Futternapf landen soll, wird in Folge für viele Menschen immer wichtiger.

Der Hund soll gesund und fit sein, möglichst alt werden und es soll ihm schmecken. Eine große Rolle spielen bei dem, was im Futternapf landet, die menschlichen Vorlieben. Aus den Trends, die bei der menschlichen Ernährung vorherrschen, entwickeln sich so die Trends für das Hundefutter.

Der Boom „getreidefrei“ im Hundefutter hat sich nicht aus wissenschaftlichen Erkenntnissen entwickelt, woraus man ableiten konnte, dass Getreide für Hunde schlecht wäre, sondern aus dem Anti-Getreide-Trend der menschlichen Ernährung.

Aus diesem Grund beobachtet die Futtermittelindustrie gerne die menschlichen Ernährungstrends und leitet daraus ab, welche Ernährungsformen besonders gefragt sind und welche Entwicklungen rund um das Hundefutter bei den Menschen in der nahen Zukunft wohl gut ankommen werden.

Trend – Nachhaltigkeit

Dass immer mehr Menschen sich wünschen, Nahrungsmittel zu konsumieren, die der Umwelt nicht schaden, die Klimaerwärmung nicht anfeuern, die Nutztiere nicht ausnutzen und die fair produziert werden, bleibt auch den Futtermittelherstellern nicht verborgen.

Zudem ist es um den ökologischen Pfotenabdruck der Hunde aktuell nicht sehr gut bestellt. Einer Studie zufolge ist daran vor allem der Trend zu hohen Fleischanteilen im Futter schuld.

→ Womit wir also rechnen können, ist, dass auch beim Hundefutter die Nachhaltigkeit der verwendeten Zutaten in Zukunft ein viel wichtigerer Faktor werden wird.

Trend – alternative Proteinquellen

Aktuell ist es modern, Hunde mit hohen Fleischanteilen zu füttern. Fleisch war viele Jahrzehnte lang ein billiges und nicht wertgeschätztes Nahrungsmittel. Das hat natürlich vor allem damit zu tun, dass es uns dank der Massentierhaltung in Unmengen zur Verfügung stand. Doch es findet ein Umdenken statt.

Den Menschen wird immer bewusster, dass der Großteil der Nutztiere kein artgerechtes Leben führt. Deshalb kehren immer mehr Menschen zurück zu der „guten alten Zeit“. Sie essen weniger Fleisch und kaufen auf dem Bauernhof oder im Bioladen ein, wo das Fleisch natürlich deutlich teuer ist.

Ende letzten Jahres haben Wissenschaftler der Universität Augsburg in einer Studie die wahren Kosten der Lebensmittel ermittelt. Sie haben dabei auch die versteckten Kosten entlarvt, die durch die Umweltbelastungen bei der Produktion entstehen. Demzufolge müssten die Fleischprodukte aus der Massentierhaltung 3x teurer sein! Es wäre ein Aufschlag von 196% nötig um alle verursachten Kosten zu decken. Diese Mehrkosten zahlen nicht die Konsumenten selber, die dieses Fleisch kaufen, sondern wir alle.

Dem Ruf nach mehr Natur im Hundefutternapf kann eher nicht gefolgt werden, indem man ihn mit Unmengen Fleisch füllt. Denn – das ist nicht FÜR sondern GEGEN die Natur. Auf der Suche nach Alternativen ist man erfinderisch.

Auch andere Tiere liefern Proteine …

Sowohl für die Menschen als auch für unsere Hunde werden neben der Reduzierung der Fleischanteile alternative Proteinquellen wie z. B. Insekten interessant. Erste Hundefuttersorten, die Insekten zur Versorgung mit Proteinen enthalten, sind schon auf dem Markt.

Mancher denkt da „Igitt“, aber in anderen Teilen der Welt wie z. B. in China gehören Insekten quasi alltäglich auf den Speiseplan. Bei uns kann man wohl davon ausgehen, dass sie sich zumindest im Futternapf wahrscheinlich etablieren werden. Denn – logisch – wird das Fleisch weniger, bzw. teurer, werden die Menschen erst als letztes selber verzichten, Insekten als Alternative werden also eher im Futternapf landen.

Pflanzliche Proteinquellen …

Auch pflanzliche Nahrungsmittel liefern Proteine, man ist ja nicht nur auf die Tiere angewiesen. Für den Hund gilt das gleiche, was für uns Menschen (SäugeTIERE) gilt: Tierische Proteine können vom Organismus besser verwertet werden, weil sie den körpereigenen in ihrer Aminosäuren-Zusammensetzung am ähnlichsten sind. Das heißt, man kann pflanzliche Proteine verwerten, es ist nur nicht ganz so effektiv. Vor allem Hülsenfrüchte oder auch Getreide liefern nichtsdestotrotz viele wertvolle Proteine und können wichtige Bestandteile der Ernährung von Hund und Mensch sein.

Dabei muss man nicht extrem werden und völlig auf die tierischen Proteine verzichten. Man kann den tierischen Anteil aber senken und so die Mehrkosten für teures Fleisch aus guter Haltung kompensieren. Das kann man sowohl, indem man z. B. Clean Feeding praktiziert oder auch, indem man Fertigfutter wählt, das entsprechend zusammengesetzt ist oder indem man das Fertigfutter mit frischen Nahrungsmitteln ergänzt.

Trend – Getreide kehrt möglicherweise zurück

Nachdem im letzten Jahr eine Meldung für Aufsehen gesorgt hatte, bei der getreidefreies Futter in den Verdacht geriet, an der Entstehung von Herzerkrankungen beteiligt zu sein, haben vor allem Tierärzte diesen Umstand genutzt, den getreidefrei-Trend im Hundefutter zu hinterfragen. HIER bin ich auf die Thematik schon einmal eingegangen.

Tatsache ist, dass es keinerlei wissenschaftliche Grundlage für die Vermeidung von Getreide im Hundefutter gibt. Wie weiter oben schon erwähnt, die Ursache für diesen Trend ist eine Übertragung aus den Trends für die menschliche Ernährung. Und auch hier basiert die verbreitete Meinung, Getreide sei per se schlecht, nicht auf wissenschaftlichen Fakten.

Obwohl der Anteil an Kohlenhydraten und so auch Getreide im Essen in den letzen ca. 100 Jahren sogar zurückgegangen ist, kam es zu Schlussfolgerungen, das Getreide könne schuld sein an diversen Erkrankungen. Dabei spielte eher die Tatsache eine Rolle, dass Getreide hauptsächlich nur noch in Form von Auszugsmehlen genutzt wurde, denen viele gute Nährstoffe wie auch wichtige Ballaststoffe fehlen.

Vollkorn ist vollwertig

Wie wichtig z. B. die Ballaststoffe sind, zeigt sich erst in den letzten Jahren, wo man die Wichtigkeit der Darmbakterien erkennt. Gute Darmbakterien wiederum benötigen verschiedene Ballaststoffe als Nahrung. Eine Ernährung, die arm ist an Ballaststoffen, lässt also die der Gesundheit zuträgliche Bakterienbesiedlung im Darm verkümmern.

Vollkornbrot, Vollkornnudeln, Vollkornreis werden in Folge dieser Erkenntnisse auch wieder vermehrt gegessen und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis das Getreide auch wieder seinen Platz im Hundefutternapf zurückerobert.

Erst Anfang 2018 hat man in einer Studie festgestellt, dass die hündische Darmflora (Bakterienbesiedlung im Darm) der menschlichen ausgesprochen ähnlich ist und entsprechend auch auf Nahrungsmittel reagiert.

Trend – Kochen und Restefütterung sind IN

Da das Essen einen so wichtigen Stellenwert bekommen hat, wird auch das Kochen wieder wichtiger. Auch sollen die Nahrungsmittel vermehrt besser genutzt und weniger verschwendet werden. Die Fütterung von Essensresten wird wieder salonfähig, nachdem sie lange verpönt war.

Ihren Ursprung hatte diese Ablehnung der Essensreste für Hunde in einer großen Werbekampagne der Futtermittelindustrie, die vor einigen Jahrzehnten dem Zweck diente, endlich das Fertigfutter für Hunde zu etablieren. Die Kernaussage dieser Kampagne war, dass unser Essen und die Reste davon für Hunde schädlich wären.

Jetzt, wo die Nachhaltigkeit so ein großes Thema wird und der ökologische Pfotenabdruck des Hundes zu wünschen übrig lässt, erscheint die Fütterung von Essensresten in einem völlig neuen Licht. Etwas, das Jahrtausende lang die ganz normale Ernährung von Hunden war, wird nun wiederentdeckt.

Wenn man Reste füttern möchte, ergibt es sich quasi zwangsläufig, dass der Hund gekochte Komponenten erhält. Viele Hunde mögen gekochte Nahrungsmittel, die natürlich auch intensiver riechen, zudem lieber als rohe Bestandteile. Auch dass einige Nährstoffe so viel besser aufgeschlossen werden können, ist ein Vorteil beim Kochen. Die restriktive Fütterung roher Bestandteile ist längst nicht für jeden Hund oder auch Hundehalter die beste Variante.

Trend – klare, transparente Deklaration

Die Hundehalter von heute wollen wissen, was im Hundefutter enthalten ist. Wie sonst sollen sie sich davon überzeugen, dass dieses Futter auch wirklich nachhaltig ist, dass es nur gute Zutaten enthält, dass es keine Stoffe enthält die abgelehnt werden.

Futtermittelhersteller, die die Hundehalter ausschließen, indem sie ihre Produkte mangelhaft oder schwer verständlich deklarieren, werden es entsprechend immer schwerer haben. Das ist ihnen aber bewusst, entsprechend werden sie reagieren mit übersichtlicheren und leichter verständlichen Deklarationen.

Politik spielt auch eine Rolle!

Es gibt viele Umstände rund um die Produktion von Nahrungsmitteln, die fragwürdig sind und die sich in Zukunft ändern werden. Umweltverschmutzung, Klimawandel, Welthunger, Verschwendung von Ressourcen sind alles sehr aktuelle Themen und man kann davon ausgehen, dass auch die Politik einen großen Anteil an den nötigen Veränderungen haben wird.

Wie sich die Gewinnung und Produktion der Nahrungsmittel verändert, wirkt sich logischerweise auch darauf aus, was sich im Bereich Hundeernährung tut. Deshalb dürfen wir Hundehalter auf die weiteren – auch politischen – Entwicklungen sehr gespannt sein.

Quellen u. a.: Ladenpreis – wahrer Preis? Oder: Was kosten uns Lebensmittel wirklich? https://www.presse.uni-augsburg.de/unipressedienst/2018/jul-sep/2018_097/
Insektenfutter kann den ökologischen Fußabdruck der Hunde verbessern (Registrierung nötig): https://www.petfoodindustry.com/articles/7798-sustainable-dog-food-yora-aims-to-reduce-your-carbon-pawprint
Darmflora von Mensch und Hund: ähnlicher als gedacht: https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Darmflora_von_Mensch_und_Hund__aehnlicher_als_gedacht1771015590555.html


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