Trekking durch den Talkessel von Mafate Teil 1

Von Melanie @carinzil

Wieso eigentlich Teil 1? Gestern hatte ich noch vor das komplette 7-Tages-Trekking auf einmal zu posten, aber nachdem ich noch nicht mit dem schreiben fertig bin und jetzt schon fast 3000 Wörter habe, dachte ich, dass das eh niemand von euch mehr auf einmal liest und ich es in 2 Teile teilen werde.
Die ersten 4 Tage kommen schon einmal jetzt, die zweite Hälfte folgt dann am Abend.

1. Tag – Hell-Bourg bis Plaine des Chicots

Der Abstieg von Morgens (siehe letzter Artikel) +
↑1094hm ↓318hm 9,94km

Nachdem wir in Hell-Bourg am frühen Morgen die letzten Versorgungen getätigt hatten, fuhr der Bus uns zum Ausgangspunkt des Trekkings.
Von da an ging es erstmal 1000hm bergauf – steil bergauf wohlgemerkt.

Der Weg ist teilweise so glitschig, mit einigen Klettereinladen und Leitern, dass wir diesen bei Regen nicht gegangen wären. Da es “nur” bewölkt war begannen wir jedoch den Aufstieg.
Sehr schön war, dass es alle 100hm ein Schild gab, dass wir die nächste Hürde geschafft hatten. Da gab es von uns “vorderen” natürlich schonmal den ein oder anderen Scherz á la “Wir sind auf 600hm, da kommt ihr in 10min auch noch hin”.
War natürlich ein Scherz, da wir als Gruppe schon ziemlich zusammen waren die meiste Zeit.
Auf 1000hm angekommen zog dichter Nebel auf und wir wollten grade gemütlich unsere Picknickpause einlegen als es auch noch anfing zu regnen.

Somit wurden die Regensachen schnell übergeworfen und wir beschlossen weiter zu gehen.
Unsere Reiseleiterin hatte uns schon darauf vorbereitet, dass wir beim schlechten Wetter uns den Weg hoch zum Roche Ecrit sparen können, da man da nichts anderes sieht als von dem Felsplateau auf welchem wir standen.
Somit ging es auf direktem Weg zur Hütte. Die Landschaft war total anders als am Vortag oder auch während des Aufstiegs. Steinplatten mit vielen Moosen und Flechten, nur wenigen kleinen Büschen.
Das sah im Nebel natürlich umso besser aus.
Die Sonne kämpfte und wir hatten sogar eine Art farblosen Regenbogen – sehr interessant.

In der Roche Ecrite Hütte (2270m) angekommen bezogen wir erstmal unser 8-Bett-Zimmer und machten uns etwas frisch (richtig frisch machen ging ja nicht, wir hatten ja kaum Anziehsachen dabei) bevor es zum Abendessen ging. Lecker Cari, was auch sonst und dazu Rum Arrangé.

2. Tag Plaine des Chicots bis Dos d’Ane

↑324hm ↓1172hm 12,44km

Nach einem sehr schlichten Frühstück (Zwieback mit Butter und Marmelade) machten wir uns auf in die nächste Etappe.
Zunächst liefen wir dur einen reinen Märchenwald mit Tamarinden, Moosen und Flechten wohin das Auge blicken konnte.
Ein Aussichtspunkt ließ uns einen ersten Blick in den Talkessel von Mafate und auf das Piton des Neiges Massiv blicken. Und dieser, lasst euch sagen und zeigen, war unbeschreiblich!

Diesen Talkessel sollten wir also durchqueren – sah gar nicht so weit aus – wenn nicht die ganzen Felsen, Gratwege und Schluchten zwischendrin wären. Und hier sollten Menschen leben? Noch sah man kein einziges Haus.
Straßen gibt es dort nicht. Man sah und hörte nur hier und dort einen Helikopter fliegen.
Nach einem weiteren Stück Märchenwald gelangten wir an einen der äußeren Gratwege von Mafate auf welchem sich unser Weg bis Dos d’Ane befand.
Links und rechts des schmalen Weges gab es nichts außer üppigen Pflanzenwuchs. Man musste aufpassen, dass man nicht neben den Weg trat.

Immer wieder boten sich grandiose Ausblicke auf Mafate.
Nach mehr als 10x auf und ab (wir haben am Schluss gezählt) kamen wir an unseren Rastplatz schon gegen Ende des Gratweges. Dort legten wir uns in die Sonne und genossen den Nachmittag mit Blick auf Mafate auf der einen und Dos d’Ane auf der anderen Seite.

Weiter sollte es gehen zum gefährlichsten Part, denn Dos d’Ane liegt noch nicht im Talkessel und besitzt deswegen noch Straßen und Autos. Und auf dem Beton mussten wir bis zu unserer Hütte laufen.
Unterwegs entdeckten wir eine kleine Bar (2 Tage vorher eröffnet, wie wir erfuhren), tranken ein Dodo (bzw. ich einen Tee, weil ich etwas erkältet war) und probierten den Käse der Region.
Die Dos d’Ane Hütte (1400m) war wunderschön mit Blick hinunter zur Küste, die noch ewig entfehrnt schien, gelegen. Hier nutzen wir die Chance mal Unterwäsche und Socken zu waschen, da es viele Wäschenleinen gab.
Was gab es Abends zu essen? Natürlich Cari! Diesmal aber etwas Besonderes. Das Fleisch war diesmal Wachtelfleisch. Das habe ich vorher auch noch nicht gegessen, war aber wirklich lecker.
Als Vorspeise gab es Salat, was nicht zuletzt daran liegt, dass Dos d’Ane Hauptanbaugebiet für Salat auf La Réunion ist und die ganze Insel damit versorgt.

Die Nacht verbrachten wir in 6 Bett Zimmern.

3. Tag Dos d’Ane bis Ilet a Malheur

↑976hm ↓1126hm 21,86km

Zu Abend gab es Wachtelfleisch was glaubt ihr was es dann zum Frühstück gab? Richtig! Wachteleier! Hatte ich bis dato auch noch nie gegessen. Somit wurde es Zeit und ich muss sagen: Sie schmecken wie ganz normale Eier, nur, dass man 5 davon essen muss um die Größe eines normalen Hühnereis zu erreichen.

Schon packten wir wieder unsere Sachen und weiter gings.
2 aus unserer Gruppe holten noch Baguettes für das Mittagessen ab, während wir anderen schonmal zum Supermarkt liefen. Dieser bot – rein gar nichts.
Als die anderen dann auch kamen konnte unsere Wanderung beginnen – diesmal richtig in den Talkessel von Mafate hinein.
Das hieß natürlich erstmal bergab, bergab, bergab, da wir hinunter mussten zum Rivière des Galets, einem der Flüsse durch den Talkessel.

Der Weg dorthin wurde durch viele Klettereinlagen schwierig gestaltet. Immer wieder hatte man eine Leiter oder eine Stelle mit Seil zu überwinden. Dafür hatten wir aber auch unbeschreiblich schöne Blicke in den Talkessel und die Vegetation veränderte sich schon wieder bis wir durch einen Wald gingen der eher an Mangroven erinnerte.
Am Fluss angekommen mussten wir einen Seitenarm auch schon einmal überqueren (Manuel Antrak, Journalist, sagte mal in einem Interview dass er es komisch findet, dass man den Fluss 15x überqueren muss und wieso man sich nicht für eine Seite hätte entscheiden können).
Nach der ersten Überquerung kam auch schon die Mittagspause. Diesmal mit Bademöglichkeit. Es war sehr heiß und die Abkühlung tat richtig gut für die Füße und wir konnten erholt weitergehen.
Ein Schotterweg führte zum letzten Parkplatz in Mafate. Hier kommen nur Pickups und Helikopter hin um sich um die Versorgung der Menschen in Mafate zu kümmern oder um Personen abzuholen die es nötig haben.
Der ganze Platz war vollgepackt mit Lebensmittel, in der prallen Sonne und Menschen, die auf etwas warteten.

Nach ungezählten weiteren Flussüberquerungen ging es dann auch wieder steil bergauf. Und das in der prallen Sonne. Puh! Ganz schön anstrengend. Der Schweiß lief und mein Wasser war bald, sowie das einiger anderer Mitreisenden zuende.
Gott sei Dank hatte ich Micropur dabei und wir konnten die Flaschen mit Wasser aus einem Rinnsal an der Felswand wieder auffüllen.
Normalerweise ist das Wasser auf La Réunion Trinkwasser. Jedoch weiß man bei Gebirgsbächen nie, was weiter oberhalb des einsehbaren Bereichs liegt.
Wo wir schon einmal oben waren konnten wir auch direkt wieder hinabsteigen zu einer kleinen Schlucht über welche eine kleine Brücke führte.
Noch einmal ein kurzes Stück den Berg hinauf durch einen Laubbaumwald der aussah wie ein Nadelbaumwald voller Filaos Bäume und schon waren wir in Ilet a Malheur.
Das Gästehaus (1400m) lag direkt neben der Kirche und hatte ein 4 und ein 6 Bett Zimmer.
Hier waren sogar einige andere Wanderer untergebracht und wir genossen, genau, Cari zum Abendessen bevor wir hundemüde in unsere Betten flielen.

4. Tag Ilat a Malheur bis Grand Place Cayenne

↑281hm ↓288hm 4km

Die oberen Angaben kommen euch recht wenig vor? Ist auch so, denn an diesem Tag haben wir 2 Wanderungen gemacht und die Angaben oben sind nur die, von der ersten Wanderung.
Diese bot unsere Reiseleiterin uns an zu machen für alle die wollen direkt nach dem Frühstück nach Aurère, einer der ältesten Siedlungen in Mafate.
Zu 5 Frauen inklusive Reiseleiterin brachen wir auf während die anderen sich ausruhten auf der Hütte. Zuerst ging es zurück zur Schlucht vom Vorabend, diesmal jedoch nicht über die Brücke, sondern hinab zum Fluss, welchen wir überqueren mussten.

Der Weg schlängelte sich immer weiter bergauf und überall hingen die großen Netzspinnen La Réunions, deren Namen mir leider entfallen sind. Faszinierende Geschöpfe deren Netze so stabil sind dass sie nichtmal kaputt gehen wenn man sie anfäßt. Die Spinnen selber lassen sich dadurch auch nicht wirklich erschrecken. Ich glaube das ist auch der Grund wieso mir diese Spinnen nichts ausmachen – die hängen einfach nur ca. 2m oberhalb der Wege in ihren Netzen rum.
In Aurère angekommen bestaunten wir die grandiose Aussicht vom Helikopter Landeplatz aus. Unsere Reiseleiterin sagte uns jedoch, dass wir aufpassen sollten. Wenn ein Heli kommt, sollten wir schauen, dass wir rennen, da sie nur ein begrenztes Zeitfenster haben und landen, egal ob da jemand steht oder nicht.

Auch das Schulhaus schauten wir uns von außen an. Auch wenn jede Siedlung nur 10-50 Einwohner (die größte 150 Einwohner) hat, gibt es viele Schulen überall verteilt.

Zurück ging es wieder über den Weg vom Vorabend zur Hütte, wo die anderen schon warteten.
Genau in diesem Moment fing es an zu regnen und wir begannen unsere Hauptwanderung des Tages in Regenklamotten.

↑526hm ↓738hm 10km

Durch zwei Schluchten mussten wir heute gehen und die Wege waren durch den Matsch ziemlich rutschig.

Dafür legten wir aber auch ein paar Aussichts-Pausen ein.

Nach der zweiten Schlucht kamen wir in Ilet a Bourse bei Sonnenschein an und machten eine Sonnen- und Trocknungspause auf einer großen Wiese.

Da unser Weg heute recht kurz war konnten wir es uns erlauben ein paar Pausen einzulegen und so liefen wir weiter zu einem kleinen Shop/Bar in Grand Place, nicht weit von unserer eigentlichen Hütte entfehrnt um schon einmal unser “Ankunfts-DoDo” zu trinken und uns mit ein paar Sachen einzudecken.
Wirklich jedesmal faszinierend, dass all diese Sachen einfach per Helikopter hergeflogen werden, da es einfach keine andere Möglichkeit gibt.
Und die Menschen sind alle so freundlich und glücklich. Wie die meisten Menschen die nicht in Saus und Braus leben.
Einen kurzen Fußmarsch weiter kamen wir in der Grand Place Cayenne Hütte (1200m) an und bezogen unsere 4-Bett-Zimmer. Es war noch recht früh und somit hatten wir Zeit eine kurze Dusche im, naja nennen wir es netterweise lauwarmen, Wasser zu nehmen.
Das Abendessen muss ich glaube ich nicht weiter beschreiben, ihr wißt was es gab.

Teil 2 des Trekkings folgt heute Abend – die weiteren Reiseberichte von La Reunion folgen in den nächsten Tagen.

Ihr habt die ersten verpasst? Kein Problem, hier sind sie:
La Reunion – Wo bist du gewesen?
Ankunft und das erste Beschnuppern der Insel