Trayvon Martin und die Herren von der Bundespolizei


Trayvon Martin und die Herren von der BundespolizeiDa ist was... das ist seltsam. Soweit hergeholt kann es nicht sein. Darf ich ausführen? Die Fotos kapuzentragender Schwarzer Politiker, Musiker und Celebrities in Hoodies sind bewegend. Natürlich sind sie das. Da wurde ein 17-jähriger Jungevon einem testosterongeladenem Neighborhood Watch-Captain abgeknallt, weil dieser den Jungen fürkriminell hielt. Dass dieser nur zur Halbzeitpause schnell Süßigkeiten undEistee gekauft hatte, macht das ganze so unsagbar bitter, dass selbst PräsidentObama dazu Stellung bezieht.Nun geht drüben ein echter Ruck durch die Gesellschaft. Auch MainstreamTalkshows greifen verspätet das Thema auf. Es scheint klar zu sein, dass es nicht okayist und nicht sein darf, dass Menschen, ausschließlich aufgrund ihrer Hautfarbeund Kleidung als potentiell kriminell eingestuft werden. Trayvon Martin (undunzählige Namenlose) sind die traurigen Beispiele dieses Irrglaubens. Allescheinen sich dabei einig zu sein. Und dann kommt Deutschland.Als ob wir uns alle in einem zusammenhangslosen Vakuum befinden,befindet das Verwaltungsgericht Koblenz genau diese Einschätzung für zulässigund für den Dienst der Bundespolizei unabdingbar. Und zwar im Kampf gegen das "Illegale". Ist der/die BahnreisendeSchwarz oder auch nur vom Aussehen her nicht der "deutschen Kultur"(sic) zugehörig, dann soll es legitim sein sie/ihn stichprobenartigauszusondern, um sein "Deutschsein" zu überprüfen. Ist sie/er durchwundersame Fügung des Schicksals tatsächlich deutsche_r Staatsbürger_in, folgtder obligatorische Anruf in der Zentrale, um sicherzugehen, dass hier nichtnoch ein offener Haftbefehl aussteht. Was hat Trayvon Martin damit zu tun?Exakt die Einschätzung, die Trayvon Martin das Leben kostete, wird inDeutschland richterlich abgesegnet - die Kriminalisierung des SchwarzenSubjekts, wahlweise jeglichen Subjekts of color. Wir befinden uns in keinem soziopolitischen Vakuum. So groß ist die Welt nicht mehr. Wir, als Gesellschaft haben eineVerantwortung zu tragen, uns zu entwickeln, uns zu bessern und - platt gesagt -die Welt zu einem faireren, gerechteren Ort zu machen. Dies ist der Impuls unddie Legitimation unseres Handelns. Ein Bedauern der "menschenverachtendenZustände in Übersee", gepaart mit dem Abnicken diskriminierenderRasterfahndung im eigenen Land, ist - ich bedauere das pathetische Grummeln vom Olymp - Urin auf den Gräbern der Menschen, die füreine bessere Welt kämpften oder in einer schlechteren ums Leben kamen. Vor noch nicht langer Zeit wurde uns gesagt, wir seien Deutschland. Das ist toll und doch manchmal ein fragwürdiges Zugeständnis. Bei all der Selbstbeweihräucherung demokratischer Grundwerte und dem latenten Misstrauen gegenüber den eigenen Bürgern und Gästen, bleibt es doch, was es war. EinLand mit einem schizophrenen Verhältnis zum eigenen Spiegelbild. Daran könnten wir doch mal arbeiten.

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