Hach, auf Französisch klingt alles gleich viel besser. Aus dem "Garten" wird der "Jardin" und nasal ausgesprochen hat's noch mehr Exotik (und Erotik) in der Stimme. In Marrakesch gibt es einen ganz besonderen Jardin - nämlich den Jardin Majorelle (ausgesprochen so irgendwie "Schardäh Maschorel"). Meine Girls und ich sind fast eine Stunde lang zu Fuß von unserem Hotel aus hingelaufen - die Deutschen laufen halt und bei 48 Grad Hitze kamen wir bestens abgeschminkt und kletschnass geschwitzt am Zielort an. Richtig tolle Planung - im Nachhinein wäre ein Taxi definitiv besser gewesen. Aber wir wollten Geld sparen und die Gegend erkunden. Immerhin haben wir Kilometer über Kilometer zurückgelegt - die Nike-Running-App würde Freudensprünge machen.
Der Garten kostet zwar um die sieben Euro Eintritt (70 Dirham) und somit wurde der Preis erhöht, denn unser Reiseführer schrieb noch etwas von 30 Dirham, aber es lohnt sich meiner Meinung nach sehr. Es handelt sich um einen botanischen Garten, der Pflanzen aller Kontinente beheimatet und gleichzeitig gehörte der Garten Yves Saint Laurent, bis er 2008 starb. Er kaufte das Anwesen 1980 vom Maler Jaques Majorelle, nachdem der Garten benannt ist und der eine leuchtend kobaldblaue Farbe für sein Anwesen im Garten verwendete. Das Blau ist übrigens auch nach ihm benannt - not bad!
Die Asche von Yves Saint Laurent wurde auch im Rosengarten verstreut und das Memorial des Designers befindet sich nach einem kleinen Fußmarsch ebenfalls dort. Dieser ganze Ort war einfach so wunderschön, dass ihn auch meine Fotos nicht so sehr darstellen können, wie ich es gerne hätte. Überall Kakteen (die liebe ich ja sowieso), hohe Pflanzen, kleine verwinkelte Gassen und satte Farben. Dazu viele schattige Plätzchen, die es wettertechnisch wirklich erträglich machen. Zum Blau mischt sich ein Zitronengelb (diesen Farbakzent setzte Yves Saint Laurent) und goldene Verzierungen, die sich einfach ganz ganz grandios vom Grün der Pflanzen abheben. Hier ist es ruhig, man kann der Hektik aus Marrakesch entfliehen und auf den vielen Bänken sich genüsslich den Schweiß von der Stirn tupfen. Zumindest sah so unser Tag dort aus: Schnell für Fotos posieren, abtupfen. Drei Meter laufen, abtupfen. Kurz durch die Sonne gehen, Fotos machen, abtupfen. Ich glaube, am Ende hielten nur meine nachgezogenen Augenbrauen und die Wimperntusche der Hitze noch stand (immerhin!).
Seit 2001 kümmert sich eine Stiftung um die Anlage, die von 20 Gärtnern betreut wird. Damit wir Touristen und alle Besucher noch lange etwas von dieser schönen Ruhe-Oase haben. Also wer sich überlegt, mal in Marrakesch Urlaub zu machen, darf sich den Jardin Majorelle wirklich nicht entgehen lassen (außer ihr findet Pflanzen generell scheiße - dann spart besser den Eintritt :D). Denn vor Ort mit eigenen Augen ist es noch tausend Mal schöner!