[Travel Blog] Sojamilch ist doch vegan? – Versuch eines deutschen Frühstücks in China

Von Grace O @graceosblog

Hallo liebe Leute,

Heute möchte ich euch wieder einen kleinen Einblick in meinen Alltag in China geben. Wie ihr wisst, wohne ich seit April in Qingdao (VR China) und arbeite hier bis Ende September an einem Forschungsprojekt.

An ein typisches Alltagsproblem von Deutschen in China habe ich vor der Abreise nicht gedacht: Was esse ich eigentlich zum Frühstück? Die Chinesen essen zum Frühstück so ziemlich das Gleiche wie zu allen anderen Mahlzeiten auch. Nein, nicht Reis, sondern gebratenes Gemüse und heiße Suppe. Ich habe einmal versucht diese Art von Frühstück in der örtlichen Kantine zu mir zu nehmen. Mit wenig Erfolg. Mein Magen wollte die warmen salzigen Speisen einfach nicht akzeptieren und hat mich prombt mit Unwohlsein bestraft. Essen ist eben zum großen Teil Gewohnheitssache.

Es musste also ein alternatives Frühstück her. Das klassische Marmeladenbrot mit Pot Kaffee konnte es nicht sein. Dazu fehlt es in China an so essentiellen Zutaten wie: Brot, Butter, Marmelade und Kaffee ;) Das heißt es gibt diese Produkte schon zu kaufen. Allerdings laufen sie unter „Importware“ und sind dementsprechend teuer.

Kaffee lässt sich sehr gut durch grünen Tee ersetzen, den ich schon in Deutschland gerne getrunken habe. Solange es nicht so heiß war, konnte ich zum Frühstück immer frisches Obst essen. Z.B. Wassermelone:

Das war eine extrem leckere und gesunde Lösung.

Jetzt im Juli wo die Temperaturen stark steigen, gibt es leider ein Problem: Meine Wohnung hat keinen Kühlschrank. Aus irgendeinem Grund gehört er nicht zur Standardausstattung. Herd, Schränke, Waschbecken – alles war da als ich eingezogen bin, aber kein Kühlschrank. Dementsprechend hält sich Obst nur ein, höchstens zwei Tage. Nach einer sehr unangenehmen Erfahrung mit einer Packung Lychee (nach einem Tag krabbelten dutzende Fliegen unter der Frischhaltefolie), beschloss ich kein frisches Obst mehr für’s Frühstück zu kaufen. Ich bin umgestiegen auf Trockenobst. Genauer gesagt: Müsli!

„Ist Müsli nicht auch etwas sehr Deutsches?“, werdet ihr vielleicht fragen. In der Form in der es bei uns angeboten wird schon. Aber Müsli könnt ihr euch auch ganz einfach selber mischen. Haferflocken oder „oatmeal“ sind auch in China ein beliebter Frühstückssnack. Ich hatte hier das besondere Glück eine Marke Bio-Haferflocken zu finden. Ich war bisher der Ansicht, dass es in China keine „Bio“-Produkte gibt, vielleicht abgesehen von ein paar Hipster Supermärkten in Shanghai. Umso größer meine Freude als ich auf der Packung das Wort „organic“ prangen sah. Leider konnte ich nicht klären, was genau das in China bedeutet. Auf der Website des COFCC (China Organic Food Certification Center) habe ich keine Informationen gefunden, welche Regeln der Zertifizierung zu Grunde liegen. Vielleicht wird ja einer von euch fündig.

Die Haferflocken mische ich mit Trockenobst wie Bananen oder Rosinen. Dazu ein paar Nüsse, z.B. Cashews oder Mandeln (ja, ich weiß, das sind keine „echten“ Nüsse). Fertig ist das selbstgemachte Müsli! Ich verstehe nicht, wie die Leute von „mix my muesli“ mit einer so einfachen Sache so viel Geld verdienen konnten ;)

Natürlich kann ich das Müsli nicht mit Milch oder Yoghurt essen. Beides sind ebenfalls teure Importprodukte. Da ich meine Ernährung eh langfristig auf eine vegane Lebensweise umstellen möchte, habe ich mich für Sojamilch entschieden. Ihr denkt vermutlich es sei einfach Sojamilch in China zu bekommen. Dachte ich auch und habe mich fast tot gesucht. Denn Sojamilch wird in China nicht flüssig im Getränkekarton verkauft, sondern als Pulver. Darauf musste ich erstmal kommen. Letztendlich stand sie dann im gleichen Regal wie die Haferflocken :P

Meine guten Vorsätze ein komplett veganes Frühstück zu erstellen, sollten sich allerdings nicht erfüllen. Zu spät entdecke ich folgenden Zusatz:

Mainly made of soybean”? Und was ist der Rest? Ein Blick auf die Zutatenliste hilft weiter:

Das Sojamilchpulver enthält leider auch (Kuh-)milchpulver. Damit ist es nicht mehr vegan, aber immerhin noch vegetarisch.

Die Zubereitung von Sojamilch aus Pulver ist für mich extrem ungewohnt. Das Pulver ist in kleinen Einzelportionen verpackt (immer dieser Plastikmüll) und soll mit heißem Wasser aufgegossen werden. Leider habe ich es bisher nicht geschafft, das Pulver so anzurühren, dass keine Klumpen entstehen. Ob ich das Pulver langsam ins Wasser einrühre oder das Wasser schluckweise zum Pulver gieße; immer bilden sich diese fiesen Pulverklumpen, die ich mühsam mit dem Löffel zerdrücken muss. Vielleicht hat ja einer von euch einen Tipp, wie es einfacher geht.

Trotz einiger kleiner Rückschläge habe ich mir so ein sommertaugliches Frühstück zusammen gebastelt, dass zumindest vegetarisch ist und außerdem sehr gut schmeckt und den ganzen Vormittag über satt hält.

Kennt ihr auch dieses Problem, dass ihr eure Ernährung auf Reisen anpassen müsst? Und sei es nur an das lieblose Frühstücksbuffet im Hotel? Was esst ihr gern zum Frühstück? Ich freue mich auf eure Kommentare!

Gruß

Grace