Hallo liebe Leser,
dass China unter Umweltverschmutzung leidet, wird fűr die meisten von euch nichts Neues sein. Nur allzu bekannt sind die Bilder der Smogwolken aus Peking.
Qingdao jedoch gilt allgemein als „grűne Insel“ – davon leitet sich sogar der Name der Stadt ab (青岛 – blaugrűne Insel). Die Stadt granzt direkt ans Meer und ist umgeben von Bergen. Viele Parks und Grűngűrtel schműcken die Stadt. Nicht umsonst wurde Qingdao 2009 zur lebenswertesten Stadt in China gewählt.
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Doch auch in Qingdao macht sich die Umweltverschmutzung sichtbar. Es regnet zur Zeit nur selten in Qingdao und der Wasserstand des grössten Flusses ist dementsprechend sehr niedrig. Ich bin an seinem Ufer entlang gegangen und habe einige Fotos geschossen. Deutlich sieht man den starken Algenwuchs im Wasser. Dieser beeinträchtigt die anderen Wasserlebewesen, z.B. Fische erheblich. Wenn Algen absterben und sich versetzen wird Sauerstoff verbraucht und teilweise giftige Gase (Schwefelwasserstoff) freigesetzt. Ein Prozess, den man Eutrophierung nennt. Er kann letztendlich zum Absterben der anderen im Wasser lebenden Arten fűhren.
Am Ufer des Flussen haben einige Angler ihre Posten bezogen. Die Fische die in ihren Eimern schwimmen wirken eher kűmmerlich. Stolz zeigt mir ein Mann, der gebrochen Englisch spricht, einen etwa 15cm langen Fisch. Den grössten bisher gefangenen.
Erste Hoffnungsschimmer
Wird China also im eigenen Dreck ersticken? Nicht zwingend – es gibt einige Hoffungsschimmer. Immerhin der Wille zur Veränderung ist da. Bereits im Fűnfjahresplan von 2005 hatte die Kommunistische Partei beschlossen den Wasser- und Energieverbrauch zu senken sowie den Schadstoffausstoß zu verringern. Die VR China aber ist sehr gross und fűr viele Lokalregierungen ist Peking nicht nur räumlich weit weg. Die Korruption erschwert die Umsetzung der gesetzlichen Umweltstandards.
Trotzdem gibt es einige erfolgreiche Umweltschutzprojekte. Eines davon wird momentan in Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China umgesetzt: Der Sino-German Ecopark.
Leuchtturmprojekt: Der Sino-German Ecopark
Auf 11.6km2 entsteht der Ecopark mit Industrie- und Gewerbeflächen, sowie Wohngebieten mit öffentlichen Einrichtungen. Auch die Ansiedlung einer Universität wird diskutiert. Das Besondere am Ecopark ist, dass sich hier nur Firmen ansiedeln dűrfen, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfűllen. Dazu wurde extra ein TŰV-zertifiziertes Indikatorensystem entwickelt. Die vier Hauptaspekte sind:
- Umweltfreundlichkeit
- Ressourcenschutz
- Wirtschaftlichkeit
- Soziale Verträglichkeit
Bei meinem Besuch konnte ich das wirklich riesige Modell des Parks bewundern, das in etwa erahnen lässt, wie es hier einmal aussehen soll. Ausser dem Besucherzentrum ist bisher nur eine grosse Baustelle zu sehen. Doch wer die Chinesen kennt, weiss, dass sie so ein Mammutprojekt in Windeseile fertig stellen können. Schon dieses Jahr sollen die ersten Wohnungen bezugsbereit sein.
Der Ecopark ist also auch aus deutscher Sicht ein Ausnahmeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit. Eine kleine grűne Insel im grauen Meer. Eben Qingdao.
Eure
Grace