Neil Smith (1956 – 2012)
Während ich auf zwei Konferenzen in Göteborg und Lodz mit Freund/innen und Kolleg/innen über die Gentrification und die Recht-auf-Stadt-Bewegungen diskutierte, erreichten mich die traurigen Nachrichten: Anfang der Woche hieß es, Neil Smith sei ins Krankenhaus eingeliefert worden und gestern dann die kurze Meldung, dass er gestorben ist. Auf der Webseite der CUNY gibt es ein knappe Todesanzeige und ein elektronisches Kondolenzbuch, in der Freunde/innen und Kolleg/innen kurze Einträge der Trauer und Erinnerung hinterlassen können.
Mit Neil ist einer der inspirierendsten und unbequemstem Geister der Gentrification-Debatte gegangen. Wie kein anderer hat er die kritischen Studien zu Gentrification und Verdrängung geprägt. Über 30 Jahre hat er mit seiner Rent-Gap-Theorie (1979), seinen Analysen zur Revanchistischen Stadtpolitik (1996) und zur Gentrification als “global urban strategy” (2002) die Stichworte für eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den für alle sichtbaren Veränderungen in den Städten geliefert.
Schon im Studium war es die Klarheit seiner Argumentationen und die Konsequenz, mit der er die Strukturen hinter den beobachtbaren Phänomenen aufzudecken versuchte, die mich in seinen Bann gezogen haben. In Erinnerung bleiben aber nicht nur seine Schriften und Konferenzbeiträge, sondern vor allem sein herzliches und allürenfreies Wesen. Neil war im Umgang mit anderen von ausprägter Alltagsbezogenheit und völlig frei von professoralem Statusgehabe. So haben wir uns bei der ersten Begegnung irgendwann in den späten 1990ern eben nicht nur über die beginnende Gentrification in Prenzlauer Berg unterhalten, sondern vor allem über die Fankulturen in verschiedenen europäische Fussballligen und die Vorzüge verschiedener Biersorten.
In Erinnerung bleiben wird auch die Selbstverständlichkeit, mit der er sich in politische Debatten und Bewegungen einbrachte. So war er einer der ersten internationalen Wissenschaftler, die sich nach meiner Verhaftung 2007 öffentlich zu Wort meldeten (German GWOT Misfire) und sich gegen die 129(a)-Ermittlungen empörten.
Auch wenn es ihm in den letzten Jahren nicht immer gut ging, war es doch immer eine große Freude ihn zu treffen und mit ihm zu diskutieren. Wir werden nicht nur seine Analysen vermissen, sondern seine Herzlichkeit, seinen Humor und seine Freude am Leben.