Uruguay sei sehr unsicher und dass das Geld, das sie vom Staat bekommen würden, sei nicht ausreichend. "Uns wurde ein billiges und sicheres Land versprochen, und das Gegenteil ist der Fall", äußert sich ein syrischer Flüchtling. Eine Mutter von zehn Kindern beschwert sich, dass ihr Mann Ibrahim nicht mehr als umgerechnet 400,- EURO pro Monat verdiene und dieses Geld nicht ausreichen würde, um zu leben. "Heute gibt uns die Regierung noch Geld, um Miete zu bezahlen, aber innerhalb eines Jahres läuft die Hilfe aus. Wir wollen zurückkehren und die Uruguayer wollen nicht, dass wir hier sind." "Ich komme aus Aleppo, aus dem gleichen Land aus dem das ertrunkene Kind Aylan kommt. Ich weiß, was los ist. Wir haben Angst vor Zukunft. Uruguay ist sehr teuer, wir können nicht mit 12 oder 13 Kindern in Uruguay leben. Der Libanon wird besser für uns sein, es gibt Schulen und in Uruguay gibt es Menschen, die hungrig sind", äußert sich ein anderer Familienvater.
Hinter vorgehaltener Hand wird das Traumziel Deutschland genannt, per Internet besteht Kontakt zu Familienangehörigen in Deutschland und täglich werden die Nachrichten über die in Europa eintreffenden Flüchtlingsströme verfolgt. Vom Kindergeld in Deutschland können die in Uruguay gestrandeten syrischen Familien nur träumen, denn ein soziales Netz wie in der Bundesrepublik gibt es in Uruguay nicht. Der Durchschnittsverdienst eines Uruguayers liegt bei etwa EUR 900,- und der Lebensstandard einer Durchschnittsfamilie liegt deutlich unter europäischen Verhältnissen. Häufig wohnen auch Erwachsene noch bei ihren Eltern, denn für eine zusätzliche Miete sind viele Einkommen zu niedrig.
Das vom ehemaligen Präsidenten José Mujica initiierte Programm, syrische Flüchtlinge aus dem Libanon in Uruguay aufzunehmen, scheint gescheitert. Die in Uruguay lebenden 47 Flüchtlinge möchten allesamt das Land verlassen, die Ankunft einer zweiten Gruppe von 72 weiteren Flüchtlingen wurde Ende 2015 vom neu gewählten Präsidenten Tabaré Vázquez verschoben, um die gegenwärtige Situation zunächst zu analysieren. Trotz staatlich finanzierter Spachlehrer sprechen die erwachsenen Syrer auch nach einem Jahr kaum spanisch. Außerdem haben viele Uruguayer kein Verständnis dafür, dass Uruguay syrische Flüchtlinge aufnimmt, während die sozialen Probleme des nur 3,5 Millionen Einwohner zählenden Landes nicht gelöst sind.
Hinzukommt, dass es unter den syrischen Familien zu polizeibekannten Fällen häuslicher Gewalt gekommen ist, die von den männlichen Oberhäuptern der syrischen Familien als normal empfunden wurden. Auch die Weigerung eines syrischen Familienvaters, seine Kinder zur Schule zu schicken, wurde zur Anzeige gebracht. Uruguay ist ein streng laizistisches Land, in dem Religion weitgehend aus dem öffentlichen Leben verbannt wurde. Selbst die Ferien im christlich dominierten Uruguay werden staatlicherseits neutral benannt, um dem Gebot der Trennung von Religion und Staat gerecht zu werden.