Ladies & Gentlemen,
auf dem Foto ist ein glückliches Paar zu sehen, welches unbeschwerte Ferienfreuden genießt. Wie habe ich mich (Anm: P.B.) doch für die beiden jungen Menschen gefreut!
Hinzu kommt, dass sich die Belastung der Urlaubskasse des Paares in Grenzen hält, denn - wie auf dem Plakat ersichtlich - liegt der Traumurlaub etwa im 1-Euro-Bereich. Und weil Plakate in der Regel grundehrlich sind, darf man nahezu blind darauf vertrauen, dass der genannte Preis von 1 Euro auch tatsächlich realistisch ist. Ok, die Gesamtkosten könnten nach meiner Lebenserfahrung vielleicht schon mal auf 1,25 oder im Extremfall gar auf 2 Euro anwachsen. Dies aber nur, falls alle, aber wirklich alle ungünstigen Umstände zusammentreffen sollten. Denn schließlich wären 2 Euro ja eine brutale Kostenexplosion von 100 %! Angenommen, das Paar habe also seinen Wohnsitz in Frankfurt am Main. Dann startet der Traumurlaub für die Verliebten auf folgende Art und Weise:Die beiden machen sich etwa 14 Stunden vor Abflugtermin zu Fuß auf den Weg zum Frankfurter Flughafen. Die schweren Koffer schleppen sie durch den Frankfurter Stadtwald. Ja, das ist reichlich unbequem. Auf der Autobahn darf man bekanntlich nicht zu Fuß gehen. Und die Fahrt mit der U-Bahn wäre viel zu teuer, stünde sie doch in keinem Verhältnis zum Gesamtpreis des Urlaubs von 1 Euro! Man will doch das Urlaubsbudget von Beginn an nicht hoffnungslos überziehen.Vernünftige Fußwege zum Frankfurter Flughafen gibt es im Stadtwald leider nicht. So kämpft man sich eben durch’s Buschwerk und Unterholz. Der deutlich kräftigere Mann hilft dabei seiner schwächeren Begleiterin, indem er bisweilen auch deren Koffer trägt. Ca. 40 kg Gepäck stellen kein Problem für einen sportlich gestählten Mann dar! Kostenloses Trinkwasser gibt es im übrigen genug im Stadtwald. Notfalls muss eben eine Vogeltränke oder der Teich für die Wildschweine herhalten. Aber wenn man so richtig durstig ist, wird jeder auch gerne bereitwillig einen klitzekleinen Umweg machen. Man kennt das ja zur Genüge aus Filmen, in denen Wüsten zu durchqueren waren. - Die letzten Kilometer vor dem Frankfurter Airport sind dann allerdings extrem schwierig zu bewältigen: Zahllose dicht befahrene Autobahnen und Schnellstraßen, weit und breit kein Gehsteig für Fußgänger in Sicht. Dazu ständig die Gefahr von einer gnadenlosen Polizeistreife angehalten und zur Kasse gebeten zu werden.
Deshalb meine Forderung: Dieses Risiko muss künftig auf dem oben abgebildeten Plakat gut sichtbar vermerkt werden. Hinter dem Eurozeichen muss somit ein Sternchen eindeutig darauf hinweisen, dass der ganze Traumurlaub nur in jenem Fall für einen Euro zu haben ist, wenn man nicht von der Polizei gestellt wird.Solbad unser Paar aber straffrei den rettenden Airport erreicht hat, ist alle Mühe auch schon wieder vergessen: Für je 25 Cent bucht man den Flug - natürlich 1. Klasse - zum Beispiel nach Hawaii. In Honolulu angekommen, wartet bereits die Luxuslimousine, denn es handelt sich laut Aussage des Plakates ja nicht um irgend einen Urlaub, sondern wörtlich und ausdrücklich um einen Traumurlaub. Unmittelbar nach der Ankunft gibt es für die exklusiven Ankömmlinge den üblichen Blütenkranz, gut gekühlten Champagner und exotische Früchte. Im Nobelhotel „Royal Hawaiian Hotel (The Pink Palace)“ muss das Paar beim Einchecken zwar schweren Herzens nochmals je 25 Cent pro Person bluten, aber damit ist dann auch endgültig alles abgegolten.Was dann folgt, können Sie auf dem Plakat wunderschön sehen: Ein weißer Traumstrand - ein wahrer Traumurlaub. Ja, so sieht überzeugend informative Werbung der seriösen Sorte aus! Zum Wohlfühl-Paket gehört selbstverständlich: Ein speziell ausgebildeter Butler, der jeden noch so ausgefallenen Wunsch seinen elitären Gästen von den Augen abzulesen bereit ist, Waikiki-Breakfast, Island-Hopping mit hoteleigener Privatmaschine zum Besuch der Macadamia Nuts- und Ananas-Plantagen, sowie Orchideenfarmen auf Big Island. Helicopter-Volcano-Tour ist ein Muss. Zum Sundowner die Elvis-Party am Pool (muss man aber nicht unbedingt mitmachen) und selbstverständlich unvergessliche Aloha-Dinner-Shows. Und immer und überall gilt: ‚All Inclusive‘. Bis zum Abwinken. Natürlich darf man sich nicht wundern, wenn Butler, Limousinenfahrer, Privatpiloten, Barkeeper, Kellner, Liftboys, Kofferträger usw. manchmal etwas betreten blicken, weil sie von dem elegant weiß gekleideten Paar kein Trinkgeld bekommen. Aber wo käme man hin, wenn man den guten Leuten als Erklärung andauernd das 1-Euro-Plakat vor die Nase halten würde! Denn besagter Euro wurde für Flug, Hotel und Vollpension doch längst verbraten! Für Trinkgeld bleibt da keinerlei Spielraum. Irgendwann stößt Großzügigkeit auch an ihre Grenzen!In der Praxis kann es sich aber erweisen, dass die Kalkulation des 1-Euro-Preises dennoch gewisse Tücken aufweist. So hat sich in unserem Fall der übermütige Junge, der aussieht wie der sympathische Schweizer Luca von den Superstars, völlig unüberlegt eine Flasche Bier aus der Minibar geangelt. (Von wegen: „Es gibt kein Bier auf Hawaii…“) Das Bier aus der Minibar ist natürlich separat zu bezahlen! Und schon ist das Budget für den Traumurlaub um ein Vielfaches überzogen. Die Rückreise nach etwa 14 Tagen sollte im allgemeinen stressfrei verlaufen. Der Vorteil: Hat man im Flieger erstmal nette Fluggäste aus Frankfurt kennen gelernt, lässt sich vielleicht der beschwerliche Rückmarsch durch den Frankfurter Stadtwald vermeiden.------------------------------------------ Zum Schluss bitte ich die große Gemeinde des Internet höflich um Mithilfe! Mich interessiert: Wem gelang es nachweislich, einen echten Traumurlaub - etwa wie von mir beschrieben - für einen einzigen Euro zu erstehen? - Jetzt bin ich gespannt. Sie können mir gerne ein E-Mail schicken. [email protected]Aber achten Sie bitte darauf, dass meine Mailbox nicht wegen Überlastung zusammenbricht. Denn wenn sich mehrere zehntausend glücklicher Traumurlauber oder Urlaubsträumer gleichzeitig melden, könnte es eng werden. Deshalb am besten die späten Nachtstunden für die Mail-Nachricht nutzen! --- Peter BroellPS: In einer Woche werde ich über die Anzahl der Personen berichten, die sich gemeldet haben.