Traumjob Sportwart – Rennstrecke hautnah

Von Michael Messer @SportsCarNet

Es regnet. Auf der nassen Fahrbahn kommt ein Auto von der Fahrbahn ab, rutscht ins Kiesbett. Das Rennen läuft weiter. Doch sofort sind die Männer – und Frauen! –  der Streckensicherung bereit, schwenken die gelben Flaggen um die Unfallstelle zu sichern, die vorbei rasenden Wagen zu warnen und den laufenden Verkehr auf der Strecke zu sichern.

Janine an Ihrer Heimstrecke – im Hintergrund nicht zu verkennen

Eine von ihnen ist Janine König. Die 29-Jährige ist durch Ihren Lebenspartner zum Motorsport gekommen. Seit Ihrem ersten Rennbesuch auf dem Nürburgring 2011 ist sie dem Sport verfallen und die Leidenschaft für Ihre Tätigkeit als Sportwart ist aus jedem Ihrer Worte herauszulesen. Seit einem Jahr steht Janine gemeinsam mit Ihrem Partner Andreas Thomas an der Strecke und übt diese verantwortungsvolle Tätigkeit aus. Mehr aus Neugier hatte Janine einen Abschnittsleiter angeschrieben und an einem Schnuppertag der Streckensicherung teilgenommen “um zu sehen was dort geschieht”. Leider geschah nicht viel, da aufgrund schlechten Wetters nicht ein Auto fuhr. Danach haben Janine und ihr Partner sich entschieden die Lizenz Stufe C des  Motorsport-Verbandes Nordrhein-Westfalen zu erlangen. Seit über zehn Jahren bildet der MVNW Sportwarte der Streckensicherung, insbesondere für Motorsport-Veranstaltungen am Nürburgring, fachkundig aus. Nach einem Ganztagesseminar und erfolgreich absolviertem Test ging es dann endlich an den Ring, und von dort am liebsten nicht mehr weg, wie uns Janine erklärte.

Wir wollten mehr über die Arbeit der Streckensicherung wissen und haben uns bei Janine ein wenig umgehört.

Wie sieht so ein Tag an der Strecke für Dich aus? Wann fängst Du an, wie lange dauert eine Schicht?

Unser Tag beginnt mit dem Aufstehen um 4.30 Uhr. Um 5 Uhr fahren wir in Richtung Ring, da um 7 Uhr das Treffen der Teams ist. Dort werden die Materialien (wie Funk, Flaggensatz etc.) verteilt. Kurz danach geht es in den Abschnitt zum zugeteilten Posten. Um 8.30 Uhr beginnt das Training, das bis 10 Uhr geht. Dann ist erst mal Pause und Zeit zum Entspannen, zum Essen, mit Kollegen reden und was einem noch so einfällt. Um 12 Uhr beginnt das 4 stündige Rennen (1 mal im Jahr 6 Stunden). Wenn das Rennen nicht unterbrochen und neu gestartet wurde, endet es um 16 Uhr, wo wir uns daraufhin an einem Parkplatz treffen bis wir denn den Heimweg antreten dürfen. Wenn wir in etwa um 19 Uhr zuhause angekommen sind und nen bisschen entspannt haben, fallen wir todmüde ins Bett.

Andreas Thomas – Janines Partner ist am Posten immer an ihrer Seite

Vom Renngeschehen bekommt man nicht so viel mit, da man sich auf den Verkehr und den Job konzentriert. Mein Partner guckt hin und wieder mal kurz im Netz nach wie die ersten Platzierungen sind. Mehr bekommt man da nicht mit.

Wenn Du die Wahl hättest, den Tag auf der Tribüne oder auf dem Posten zu verbringen, was würdest du wählen? Welches Rennen möchtest Du mal als Sportwart begleiten? Oder doch lieber als Zuschauer erleben?

Eindeutig Posten, da ich den Job viel zu gerne mache. Außer ich gewinne VIP-Tickets. Von den 10 Rennen im Jahr sind wir ein Rennen auf der Tribüne. Man muss ja mal gucken, was da so los ist. Die GT Masters interessieren mich schon sehr, vor allem da Rowe Racing dort mitmischen möchte. Das würde ich mir schon gern live ansehen als Zuschauer.

Nach einem Jahr als Sportwart der Streckensicherung – welche Eigenschaften sind aus Deiner Sicht ganz besonders wichtig, was zeichnet einen Sportwart an der Rennstrecke aus?

Man muss nicht nur die Lizenz, sondern auch Respekt und Leidenschaft für die Sache selbst und den Motorsport mitbringen. Wenn einer daher kommt und sagt, er hat das nur gemacht um vor dem Fangzaun zu stehen, weil man da besser sehen kann, ist er dort fehl am Platz. Das “Gaffersyndrom” sollte man auch nicht haben, denn derjenige, der die Flaggensignale gibt, muss den nachfolgenden Verkehr beobachten und nicht den Unfall.

Ein viel diskutiertes Thema ist derzeit Code 60. Wie stehst Du zu diesem heiklen Thema? Bringt es wirklich einen Sicherheitsgewinn aus Deiner Sicht?

Hm, ja Code 60. Wir schwenken doppelt Gelb anstatt der Code 60, da die Code 60 Flagge für die gesamte Strecke gilt, aber auf Grund der Länge des Nürburgringes nicht so einfach ist. Man kann die Bedeutung der Code 60 Flagge auch nicht so einfach umfunktionieren, so dass sie nur für den Abschnitt gilt. (Wäre aber eine Überlegung wert und in der Hinsicht sinnvoller). Doppelt gelb ist schon offensichtlich und die Bedeutung ist klar aber eine Code 60 Flagge ist durch die Farbe sichtbarer. Die doppelt gelb geschwenkten Flaggen sind für diese Bedingungen die beste Lösung. Es gibt aber noch ein paar mehr Sachen zum Thema Sicherheit die erwähnenswert sind aber das sind Sachen die man mit den Verantwortlichen besprechen sollten. Wie z.B. Gestaltung der IV-Cars (Intervention-Cars, Anm. d. Red.) oder der Leitplankensituation oder die Befestigungssituationen der Posten.

Was ist Dein tollstes Erlebnis bisher an der Rennstrecke, welches Dein Lieblingsteam, Lieblingsfahrer, Lieblingsauto?

Eigentlich ist alles toll, was man an der Strecke erlebt, vor allem die Erlebnisse mit den Kollegen in unserem Abschnitt. Es sind alles schöne und wertvolle Erinnerungen. Aber das tollste was ich erlebt habe, war, dass ich von Rowe Racing VIP-Tickets gewonnen hatte. Ich liebe alle Autos und Teams in der VLN aber das Rowe Racing-Team und -Auto vergöttere ich einfach (siehe Bild).

Christian Menzel und Sabine Schmitz sind meine Lieblingsfahrer, da sie sich sehr gegen den Verkauf des Ringes einsetzen und ich das sehr bemerkenswert finde. Sie kämpfen mit dem Verein „Ja zum Nürburgring“ und der Initiative „Wir sind Nürburgring“ dafür, dass der Ring in öffentlicher Hand bleibt und die Region geschützt wird. Ich bin auch gegen den Verkauf des Nürburgringes und unterstütze Sabine und Christian in der Hinsicht so weit ich kann. Ich hab schon an mehreren Demos und an einem Korso teilgenommen und werde zum nächsten Korso am 15.2., der von Mainz zum Nürburgring führt, auch wieder mit am Start sein.

Janine ist mit Herzblut bei der Sache, bei der Tätigkeit an der Strecke und wie wir erfahren konnten, beim Kampf um Ihre Ziele für Ihre Heimstrecke, den Nürburgring. Wir möchten Janine für Ihren Bericht und die Erfahrungen, die sie mit uns geteilt hat, herzlich danken. Und natürlich dafür, dass auch Sie, gemeinsam mit so vielen Kollegen an den verschiedenen Rennstrecken, dafür sorgt, dass wir weiterhin spannende und sichere Rennen erleben dürfen.

Wer nach diesen interessanten Ausführungen Lust bekommen hat, selbst die Fahnen in die Hand zu nehmen und sich für die nötige Sicherheit an und auf der Strecke zu engagieren, der kann sich hier weiter informieren und bewerben:

Informationen zum Thema Sportwart/Streckensicherung:

Grundsätzliches:

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