AB 21. JULI IM KINO! ©Constantin Film
Filme bemühen sich oftmals, den Zuschauer in fremde Welten zu entführen. Ob eine Insel auf der anderen Seite der Erde, berauschende Fantasywelten oder das verschlossene Haus gegenüber – Kino besucht Orte, die uns oftmals nicht bekannt sind. Besonders für das Publikum im Kindesalter ist die Leinwand eine Möglichkeit Wunder kennenzulernen und zu entdecken. Steven Spielberg ist ein Regisseur, der diesen Blick mit dem Alter nicht verloren hat. Noch immer läuft er mit großen Augen hierhin und dorthin auf der Suche nach dem Unbekannten, Interessanten und Schönen. Er ist ein Geschichtenerzähler, der das Träumen nicht verlernt, der seine Figuren randvoll mit Liebe und Naivität füllt. In Spielbergs Kino gibt es stets den Silberstreif am Horizont, der Glaube daran, das alles besser wird, wenn man nur etwas tut. Mit „BFG“ kehrt er zurück zu der Sorte Geschichte, mit denen er in den 70ern und 80ern Generationen begeisterte.Mit der Vorlage des großen Roald Dahl im Rücken, macht sich Spielberg auf, eine Geschichte zu erzählen. Es ist der Werdegang der kleinen Sophie, die von einem Riesen entführt und in sein Reich gebracht wird. Dort angekommen, muss sie sich mit der Situation arrangieren und freundet sich langsam mit dem Hünen an. Zusammen mit der verstorbenen Drehbuchautorin Melisa Mathison („E.T.“) sorgt Spielberg für allerlei heitere Momente, die das Kennenlernen und Zusammenraufen der ungleichen Freunde begleitet. Immer wieder streift die bewegliche Kamera durch das Domizil des Riesen, erkundet metergroße Flaschen und Kisten, lässt eine Galeone vom Riesen zum Bett umfunktionieren und sprüht schier über vor Liebe zum Detail. Keine Frage, „BFG“ ist in jeder Hinsicht ein schöner Film, der visuell nicht mit Schauwerten geizt.
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Leider sorgt das lustige Treiben in des Riesen Höhle für Stillstand. Nach und nach hat man sich an den vielen kleinen Wundern satt gesehen. Die anfangs großen Augen kehren von ihrer Entdeckungstour zurück, werden müde. Hier zeigt sich eben, dass die Buchvorlage keineswegs Raum für 115 Minuten bietet. Schon befürchtet der Zuschauer, der märchenhafte Zauber des Werkes könnte verfliegen und verpuffen. Doch Spielberg wäre nicht Spielberg, wenn er nicht die ungewöhnlichsten Zutaten zu einem funktionierenden Ganzen zusammentragen könnte. Wo sonst würden sich Riesen, Helikopter und die Queen denn sonst unterbringen lassen?Es ist Spielberg hoch anzurechnen, dass er „BFG“ trotz all des Pomps nicht zu sehr ausufern lässt. Er ist ganz seiner Hauptdarstellerin Ruby Barnhill verpflichtet, die Sophie mit viel Durchsetzungswillen zum Leben erweckt. Im Kino Spielbergs ist es ein kleines Mädchen, das die Welt retten kann, allen Hindernissen zum Trotz. Spielberg ist einer der letzten Romantiker seiner Zunft, ein Märchenonkel, der das Dunkel in der Welt sieht und nicht verzagt. Viel eher sind seine Geschichten oft ein feines Netz aus ambivalenten Strömungen, in denen sich das Helle als die stärkere Kraft herausstellt. Auch „BFG“ ist erfüllt von diesem positiven Denken: den unscheinbarsten Menschen nämlich, deren kleine Gesten Großes bewirken. Man könnte es Kitsch nennen, wenn man selbst nicht so davon eingenommen wäre. Manchmal möchte der Zyniker im Publikum bloß schweigen und genießen. Der Silberstreif am Horizont ist schließlich wunderschön.
BEWERTUNG: 7,5/10Titel: BFGFSK: ab 6 freigegebenLaufzeit: 115 MinutenErscheinungsjahr: 2016Autorin: Melisa MathisonRegisseur: Steven SpielbergDarsteller: Ruby Barnhill, Mark Rylance, Rebecca Hall, Bill Hader, Rafe Spall, Penelope Wilton, Jemaine Clement