Bastelläden waren mir schon immer ein Graus. Nichts Ungewöhnliches, eher die logische Konsequenz aus meinem nicht vorhandenen handwerklichen Geschick. Eigentlich war es schon immer so: Bastelmaterial interessiert mich nicht die Bohne, ich habe weder Geduld noch Talent zum Basteln und was bitte sollte eine Papeterie sein? Mit dieser Einstellung kam ich bislang gut durchs Leben, doch dann…
…begannen wir mit unseren Hochzeitsvorbereitungen und alles wurde schlagartig anders. Plötzlich erwischte ich mich dabei, wie ich um den Eingang eines Bastelladens herumschlich und mich letztendlich sogar in diesem wiederfand. Vom Klebestoff-Regal aus lugte ich in sicherer Entfernung in Richtung Papeterie hinüber, die sich praktischerweise gleichzeitig in diesem Bastelladen befand. In einer Papeterie ist übrigens Papier in allen erdenklichen Farben und Formen sowie von unterschiedlichster Qualität zu finden. Ein Ort, an dem das Bastlerherz höher schlägt.
Ich, gleichermaßen erfahrungs- sowie ahnungslos, traute mich nicht so recht aus meiner Regaldeckung heraus und beobachtete das Treiben in der Papeterie. Geradewegs in die Arme einer freundlichen Verkäuferin mit Verkaufsabsichten zu rennen erschien mir ein Schritt zu gewagt. In meiner Situation würde ich mir nahezu alles aufschwatzen lassen und die Höflichkeit würde es mir verbieten dieses Angebot abzulehen. Ein Verkaufsgespräch ohne Vorbereitung hätte mir gerade noch gefehlt.
Imaginäre Verkäuferin: „Guten Tag, kann ich Ihnen behilflich sein?“
Ich: „Äh, nein danke, ich schaue mich nur mal um!“
Imaginäre Verkäuferin: „Junge Dame, niemand schaut sich einfach so in einer Papeterie um, nun sagen Sie mir endlich, für welchen Zweck Sie unser Papier benötigen!“
Ich: „Äh, ich wollte mir Papier für Save the Date-Karten, Hochzeitseinladungen und am besten auch gleich für die Danksagungskarten im Anschluss aussuchen! Doch eigentlich wollte ich erst einmal nur schauen. Wirklich!“
Imaginäre Verkäuferin: „Oh, Hooooooch-zeit!“ (gefolgt von einem leisem Quietschen und diesem bestimmten Ausdruck in den Augen…) „Na, da schwirren mir schon eine Menge tolle Ideen im Kopf herum! Von der Einladung bis zu den Danksagungskarten für Ihre Hochzeit – Sie werden staunen! Save the Date-Karten? Kindchen, mit so einem Schnickschnack fangen Sie lieber erst gar nicht an!“
Und damit wäre ich gefangen. Gefangen in den Untiefen der Papeterie und es würde kein Entkommen geben, bevor ich mich nicht den Vorstellungen und Ideen der Verkäuferin gebeugt hätte. Da ist mir das Internet entscheidend lieber, denn dort kann ich mir stundenlang und in aller Ruhe sämtliches (Bastel-)Material ansehen, das wir für Karten jedweder Art benötigen. Von Hochzeitseinladungen bis zu Danksagungskarten und notfalls auch noch Save the Date-Karten, wenn wir diese denn haben wollen würden. Schließlich soll es unser großer Tag werden. Ich möchte mich völlig zwanglos für unsere Wunschkarten entscheiden können, ohne dass diese Entscheidung mit einem grundlosen schlechten Gewissen gegenüber einer anderen Person einhergeht. Eine Hochzeit ist toll, ohne Frage, und ich habe auch bis zu einem gewisse Punkt Verständnis, wenn jemand seine Ideen und Vorstellungen mit in die Planung einbringen möchte. Aber alles hat seine Grenze.
Wir hatten kürzlich darüber nachgedacht die Hochzeitseinladungen im Internet zu gestalten und im Anschluss drucken zu lassen, der Bequemlichkeit und des Bastelunvermögens wegen. Je mehr ich darüber nachdenke, umso besser gefällt mir diese Idee. Warum nicht gleich alles in einem Abwasch erledigen und auch die Danksagungskarten im gleichen Stil wie die Hochzeitseinladungen gestalten? Geringer Aufwand und großer Effekt, sowas mag ich. Und Save the Date-Karten?
Nun, zumindest in einem hatte meine imaginäre Verkäuferin recht – Save the Date-Karten werden wirklich überbewertet. Die gibt es dann halt nicht!