Trauer und Hoffnung

Trauer und Hoffnung

Foto copyright by Günter Havlena / pixelio.de

Bereits tagsüber hatte ich Unterleibsschmerzen, die im Laufe des Tages immer stärker wurden. Nach Feierabend ging ich zu meinem Gynäkologen, der konnte nur noch den Tod des Fötus feststellen und überwies mich sofort ins Krankenhaus.
Doch zuerst musste ich nach Hause wegen Bianca und Marco. Beide wussten nichts von meiner Schwangerschaft. Ich rief Dreju an und bat ihn, für meine Kinder da zu sein, während ich im Krankenhaus war. Dreju kam sofort.  Erst fuhr er mich ins Krankenhaus, danach kehrte er zu meinen verstörten und besorgten Kindern zurück. Es war das erste Mal, dass ihre Mutter im Krankenhaus war, dementsprechend verunsichert waren sie. Bevor ich ging, beruhigte ich beide und versprach ihnen, so schnell wie möglich wieder bei ihnen zu sein. Ich erzählte ihnen, ich hätte ein harmloses Unterleibsproblem, das mit einem kleinen Eingriff beseitigt werden würde.
Dreju versorgte sie, war am nächsten Morgen bei ihnen und schaute, dass sie rechtzeitzig in die Schule kamen.
Für mich war die Fehlgeburt sehr schlimm. Ich empfand sie als Strafe für den Schwangerschaftsabbruch, den ich vor 9 Jahren vornehmen ließ. Damals wollte ich meinem ungeborenen Kind keine Chance geben.  Diesmal war es anders, ich hatte mich ohne wenn und aber für dieses Kind entschieden, gegen den Willen seines Vaters, mit der Gewissheit, dass ich nach der Geburt mit 3 Kindern alleine da stehen würde. Von Anfang an kämpfte ich für mein Kind und war wild entschlossen, alles zu tun, um ihm und meinen beiden Großen ein schönes Leben zu bereiten. Doch diesmal war ich es, die keine Chance bekam. Mein Baby verabschiedete sich für immer von mir, ohne dass ich es auch nur einmal gesehen hatte.
Den Eingriff überstand ich ohne Probleme, am gleichen Abend wurde ich nach Hause entlassen. Dreju holte mich ab und brachte mich zu meinen Kindern, die mich überglücklich in die Arme nahmen und so froh waren, dass ihre Mutter wieder bei ihnen war.
Ich musste mich noch schonen. Also legte ich mich hin. Dreju kümmerte sich um das Abendbrot der Kinder. Als die beiden im Bett waren, kam er zu mir. Die ganze Zeit war er sehr schweigsam gewesen. Auch ich wollte nicht reden, hing traurig meinen Gedanken nach. Still legte Dreju sich zu mir ins Bett, nahm mich einfach nur in den Arm und streichelte mich.
Stundenlang lagen wir so da. Irgendwann musste er gehen. Zum Abschied sagte er zu mir:"Ich hätte nie geglaubt, dass Du unser Baby gegen meinen Willen auf die Welt gebracht hättest. Eigentlich wollte ich dieses Kind nicht, weil Du immer wieder gesagt hattest, dass Du jetzt noch kein Kind von mir wolltest. Doch Deine Stärke, Dein Durchhaltevermögen, Dein Wille, das Baby anzunehmen, obwohl es so gar nicht in Deine Lebensplanung gepasst hatte, beeindruckte mich von Tag zu Tag mehr. Wie Du jetzt mit dem Verlust des Babys umgehst, ohne Dich zu beklagen, nur still trauernd, berührt mich sehr. Ich liebe Dich. Es tut mir leid, was ich Dir angetan habe. So gerne möchte ich eine Familie mit Dir gründen. Doch ich habe verstanden, dass das jetzt der falsche Moment dazu ist. Wir haben Zeit. Ich werde zuerst meine Situation klären. Wenn ich wirklich frei für Dich bin, dann schauen wir weiter."
Seine Worte taten mir so gut. Alles was ich jetzt brauchte war seine Liebe. Und die hatter er mir gerade gezeigt. Unser Baby würde nie leben. Daran war nichts mehr zu ändern. Doch die Zukunft gehörte uns.
Trauernd schaute ich zurück. Und gleichzeitig schaute ich hoffnungsvoll nach vorne.

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