Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine kleine Geschichte von Wolfdietrich Schnurre erzählen:
„Die Tat einer Amsel“
www.unsere-amseln.de
„Ich war vierzehn Jahre alt, da sah ich, wie im Holunderstrauch eine Amsel saß und sich von den Beeren der ehemaligen Blütendolde ernährte.www.meinobst.com
Als sie gesättigt war, flog sie zu der sich in der Nähe befindlichen Mauer und strich sich an dem Gestein einen Samen vom Schnabel.Ich war vierzig Jahre alt, da sah ich, dass aus der geborstenen Mauer ein Holunder herauswuchs.
Die Wurzeln hatten die Mauer aufgesprengt.
Ein tiefer Riss klaffte in ihr, bequem, um durch sie hindurchzuschreiten.
www.wikipedia.org
Mit weißem Mörtel schrieb ich daneben: „Das ist die Tat einer Amsel!““
Ihr Lieben,
das, was an dieser Geschichte so besonders bedenkenswert ist, sind zwei Aspekte:
Zum einen hat die Amsel den Samen nicht mit voller Absicht dort hingetragen, wo später der neue Holunderstrauch wuchs, und zum anderen hat der Holunderstrauch viele Jahre gebraucht, um die Mauer zu sprengen.
Wenn wir uns in unserem Alltag mit unseren Kindern und Enkelkindern unterhalten, wenn wir mit unseren Freunden, Bekannten und Verwandten sprechen, oder wenn wir mit unseren Nachbarn oder zufällig uns begegnenden Menschen reden, dann tun wir jedes Mal genau dasselbe wie die Amsel.
Bei all diesen Gelegenheiten verteilen wir Samen.
Und es kommt ganz allein auf uns an, ob wir in unseren Gesprächen Samen des Respekts, der Hoffnung, der Freude, der Liebe, der Zuversicht, der Ermutigung oder aber Samen der Demütigung, der Entmutigung, des Hasses, der Gleichgültigkeit verteilen.
Jedes unserer Worte ist wie ein Samen.
Die meisten Menschen bedenken nicht, dass sie immer, bei allen Gesprächen, einen Samen hinterlassen. Und weil das so ist, sollten wir unsere menschlichen Begegnungen immer neben dem Informationsaustausch dazu nutzen, um Menschen zu ermutigen, ihnen Hoffnung zu machen, ihnen unseren Respekt zu erweisen, sie in ihrer Zuversicht zu stärken, ihnen das Licht der Freude und der Liebe zu bringen.
Aber wie bei der Amsel können wir die Wirkung des Samens, also dessen, was wir gesagt haben, in der Regel nicht sofort feststellen. Oft dauert es viele Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte, bis der ausgestreute Samen aufgeht.
Mir selbst geht das heute noch so, dass manches Wort des Troste, das mir in der Kindheit zugerufen wurde, mich heute noch tröstet. Und mehrfach durfte ich schon erfahren, dass manches Wort der Ermutigung, dass ich vor vielen Jahren zu einem Jugendlichen im Rahmen meiner Jugendarbeit gesagt hatte, Jahre später Früchte trug.
Natürlich tragen nicht alle unsere Samen Früchte,
aber das sollte uns nicht entmutigen.
Der Blick in die Natur zeigt uns, wie wir richtig handeln:
Die Natur ist geradezu verschwenderisch mit ihren Samen.
Denkt doch nur einmal an den Kastanienbaum,
von dem wir als Kinder oft die Kastanien gesammelt haben.
www.wikipedia.org
Ein einzelner mittelgroßer Kastanienbaum trägt durchschnittlich 2.500 Kastanien.
Und nur eine (!) oder zwei (!) von diesen 2.500 Kastanien wachsen wieder zu einer Kastanie heran.
www.reisefieber.hotnewsblog.net
Das sollte uns Ermutigung sein.
Wir werden mit unseren Worten nicht immer Erfolg haben,
aber wir sollten es wenigstens versuchen.
Wir müssen langfristig denken, denn bis unsere Worte ihre Wirkung entfalten, das kann wie bei dem Holundersamen und der Mauer lange dauern.
Und wir sollten unseren Worten Großes zutrauen, denn unsere Worte können Ähnliches ausrichten, wie der Same an der Mauer.
Mit unseren Worten können wir Mauern des Hasses einreißen.
www.tagesspiegel.de
Mit unseren Worten können wir Brücken bauen.
Mit unseren Worten können wir Menschen miteinander versöhnen.
Mit unseren Worten können wir die Wunden eines Herzens verbinden.
Mit unseren Worten können wir Hoffnung entzünden, wo Verzweiflung herrscht.
Mit unseren Worten können wir dafür sorgen, dass Menschen aufgerichtet werden, Mut fassen, erhobenen Hauptes ihres Weges gehen und glücklich sind.
Quelle: Astrid Müller
Ihr Lieben,ich wünsche Euch einen Abend der guten Gespräche, des stillen Zuhörens und des Füreinander-Daseins und ich grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen