Jeder Mensch tratscht. Immer mal wieder, manchmal öfters, manchmal weniger oft. Und es gibt Geschlechtsunterschiede beim Tratschen – Männer tun das eher auf emotional ungefährlichem Terrain wie Politik, Prominenz, Sport und entfernte gemeinsame Bekannte. Frauen reden lieber über nahe Angehörige und Freunde. Gemeinsam ist beiden, dass Tratsch an sich etwas ist, wie sich gegenseitig seine Landkarte zu zeigen (das ist jetzt pures NLP), d.h. über Tratsch wird dem anderen vermittelt, wie man sich verhalten sollte. Es geht also darum, persönliche Ansichten mitzuteilen, zu überprüfen, sie bestätigt zu bekommen, sich zu vergleichen und vielleicht auch den Vergleichswettkampf zu gewinnen.
Tratsch hat gesellschaftliche Funktion
Zum einen festigt Klatsch und Tratsch die Gruppenzugehörigkeit, festigt Bindung und Beziehung und beugt – durch die Vermittlung von Verhaltensregeln – Egoismus vor. Das wird meistens gerade in Beziehungen übersehen, wo Männer ungern auf solche Themen einsteigen – diese aber ungemein wichtiger für die Frauen sind, die es gewohnt sich, über Kommunikation generell sich der Zugehörigkeit zu versichern. Und es wäre mal interessant zu beobachten, was passiert, wenn Männer und Frauen in Beziehung mehr miteinander tratschen würden; anstatt nur ernsthafte Gespräche zu führen
Tratsch kann auch weiterhin ein probates Mittel sein, Dampf abzulassen, man nennt so etwas dann Lästern. Tratsch ist dann indirekte Aggression und damit kann er Mittel der Wahl sein, wenn aktuell zu viel Druck im System ist und der nirgendwo anders raus kann. Wobei gerade in diesem Fall irgendwann auf die direkte Aussprache der Dinge, die im Raum stehen, umgeschaltet werden sollte. Weil zu viel Indirektheit zerstört in Beziehungen die Intimität und letztlich das Vertrauen. Wann haben Sie das letzte Mal getratscht?