Menschen und Autobots müssen erneut gemeinsame Sache machen um in “Transformers – Ära des Untergangs” die Welt zu retten
Man kann sicherlich recht einfach über Michael Bay schimpfen. Aber man muss sich ebenso eingestehen, dass er es versteht aus Schrott eine ganze Menge Geld zu holen – sogar recht bildlich gesprochen. So verwandelt sich auch in Transformers – Ära des Untergangs, der vierte filmische Aufguss der Hasbro-Spielzeugreihe, allerhand Autoschrott in außerirdische Riesenroboter, die wiederum selbst allerhand Schrott hinterlassen, wenn sie in Chicago, Peking und Hongkong ihren außerweltlichen Kampf austragen.
Und dann ist es der Film selbst, den man beruhigt als Schrott bezeichnen darf. Eine Handlung ist quasi nicht präsent. Es gibt die übliche Regierungsverschwörung, die in jedem Transformers-Film irgendwo im banalen Hintergrund von statten gehen muss, ansonsten Krachbumm, Bäng und Crash, belangloses Aufeinanderkloppen von Autoteilen – dieses Mal gar auch den legendären Dino-Kriegern – im Trailer wurde bereits Grimlock, der T-Rex der Transformer-Saurier enthüllt.
Nicola Peltz (“Die Legende von Aang”) darf patriotisch vor wehender Stars & Stripes-Flagge stehen und staunen
Weshalb der Film dennoch so erfolgreich läuft, dürfte mit der wohl kalkulierten Maschinerie zusammenhängen, die hinter dem Film steckt. Da wären überdimensionierte Roboter, die ausgerechnet dort herum trampeln, von schon Godzilla seine Fußstapfen hinterlassen hat. Der asiatische Markt wird stark mit einbezogen. Gerade Asien bietet reichlich Lokalpatriotismus fürs Kino, wenn Monster ihre Städte platt machen und die Bevölkerung am Ende doch noch gerettet wird. Wen also mag es da verwundern, dass ausgerechnet auf dem asiatischen Markt der Film zum Bestverdiener wurde?
Dann wird der Film in kaum einem Kino in 2D anlaufen, womit sein Einspielergebnis um den üblichen 3D-Aufschlag aufgestockt wird. Die extreme Überlänge (der Film hätte auf die Hälfte reduziert werden können und wäre ebenso Kino-Kompatibel gewesen) sorgt noch für einen weiteren Aufschlag. So produziert man Blockbuster: 3D, Überlänge, Einbeziehung eines starken Kinomarktes als Hauptschauplatz der Handlung. Fertig ist der Kochtopf voller Zutaten, die nicht unbedingt gut schmecken, aber gefressen werden.
Der Film selbst setzt einige Jahre nach dem Transformer-Krieg in Chicago an. Eine Geheimorganisation der Regierung jagt inzwischen sowohl Autobots wie Decepticons, möchte alle Aliens von der Erde schaffen und den Menschen über alles stellen. Das man sich hierbei ausgerechnet mit einer dritten Partei von Schrott-Aliens verbündet und darüber hinaus bereit ist menschlichen Kollateralschaden in Kauf zu nehmen, lässt das Vorhaben recht unglaubwürdig wirken. Allerdings bieten zumindest Kelsey Grammar, Titus Welliver und Stanley Tucci ein illustres Team von Verschwörern – vielleicht gar die stärksten menschlichen Figuren die ein Transformers-Film je zu bieten hatte. Derweil spielt Mark Wahlberg den Daniel Düsentrieb der Geschichte: Gescheiterter Erfinder mit Restmuskelmasse aus Michael Bays letzten Fiasko Pain & Gain und einer Tochter (Nicola Peltz), die sich in bester Megan Fox Pose in kurze Höschen wirft. Fast schon selbstironisch lässt das Drehbuch (von Ehren Kruger, der bereits am fünften Teil schreibt) den Papa immer wieder auf die kurze Beinbekleidung hinweisen, was von der Tochter ebenso ignoriert wird wie von Bay selbst, der immer wieder auf dieses Frauenbild zurückgreift und beständig jeglicher Kritik trotzt.
Mark Wahlberg spielt Cade Yeager, Erfinder, obgleich er meistens wie ein typischer US-Soldat auftritt
Der Rest wird auf die über 160 Minuten ausgeweitet. Mark Wahlberg findet einen verschrotteten Optimus Prime. Dieser setzt sich wieder in Bewegung, versammelt seine Autobots und auf einmal befinden sich allesamt wieder im Krieg. Die Menschen entwickeln gar eigene Transformers – dank der Entdeckung des Transformiums, dem Metall aus dem die Aliens geschmiedet sind. So kommen natürlich immer mehr Transformers zum Einsatz, als befänden wir uns direkt bei Hasbro am Fließband. Nur um am Ende wieder alle gegeneinander kämpfen und sich verschrotten zu sehen. Immerhin hat Michael Bay gelernt, seine unübersichtlich gefilmten Actionszenen nun einfach in Zeitlupe ablaufen zu lassen, so dass wir auch mal was von dem ganzen Gewusel von Autoteilen mitbekommen.
Ansonsten steckt in einem Michael Bay Film immer dieselbe Formel: Die patriotisch im Wind wehenden Stars & Stripes, reichlich Sonnenuntergänge, dramatisch in Szene gesetzte Helikopter, die an Heldentaten der US-Soldaten erinnern sollen. Der Mann macht nicht nur Schrott zu Geld, sondern zieht gar noch aus seiner eigenen Einfallslosigkeit Kapital.
Transformers – Ära des Untergangs
165 Minuten, freigegeben ab 12 Jahren, Kinostart: 17. Juli 2014
im Netz: Offizielle Homepage zum Film
alle Bilder © Paramount Pictures Germany GmbH