Trans Bavaria – Filmkritik

Da geht man einfach einen Abend ins Kino,
sitzt neben der Maskenbildnerin,
und lernt in der Bar auch noch mehr
Leute von der Crew kennen -
so lässt man sich Kino doch eingehen.

Ob da noch ein objektive Blick auf Trans Bavaria gelingt?

Mal sehen:

In Trans Bavaria will der bayerische Abiturient Quirin
seiner Ader für Revolution nachgehen, nimmt mit seinen zwei
Spezi ‘Joker’ und ‘Wurschti’ die Abschlusszeugnisse des
Jahrgangs gefangen, und will eigentlich nur eine
erpresserische Spendengala machen.
Doch dann fackeln die Abiturzeugnisse ab.
Der Haussegen hängt schief, gemeinnützige Arbeit soll die
letzten Ferien vorm Erwachsen werden vollstopfen und sonst
ist die Stimmung schlecht.
Doch eine Lösung erscheint (wie ach so oft) beim Abschlagen
am Urinal – der letzte grosse Revolutionär, Fidel Castro,
spricht bei seiner Reise auf dem roten Platz.
Also nichts wie den Wurstlaster gepackt, sich von der
Freundin verabschiedet, und ab Richtung Moskau.
Zur „revolutionäre Dienstreise“.

Die Abschlussarbeit des Filmhochschuleabsolvent Konstantin
Ferstl zeigt den Trend, in den bayerische Filme der letzten
Jahre gegangen sind – skurille Szenen und ein Roadmoviefeeling sind uns ja aus ‘Wer früher stirbt, ist
länger tot’ und ‘Grenzverkehr’ durchaus aus den
weissblauen Gefilden vertraut.

Und besonders die skurillen Szenen schlagen den Zuschauer
in ihren Bann – ob nun die Wanderung der drei Revoluzzer
über eisige Berge, das Landschaftsbild über die leider
nicht revolutionäre Herkunft des Protagonisten oder das
Szenenbild über den Kini, in diesen Moment zeigt sich
Trans Bavaria sich von seiner Schokoladenseite.
Besonderen Dank an den Regisseur und Drehbuchschreiber
Ferstl, der uns durch Quirins Augen einen Einblick in
seine Sicht der Dinge gestattet.
Für alle Literaten und Feingeister ein Fest.

Schauspielerisch zeigt sich die Crew engagiert.
Auch wenn es die Regie den zum Teil zum ersten
spielenden Protagonisten nicht leicht macht.
Einmal zuoft müssen sich Quirin und Spiessgesellen
ihre Zeile stehend um die Ohren hauen -
Einstellung hin oder her, da wäre mehr drin gewesen.

Grössen wie Hansi Kraus und Ottfried Fischer
runden das Ensemble ab.

Auch kann der letzte grosse Konflikt einen Zuschauer
erstmal verunsichern, ein Unglück aus dem Nichts will
abgewendet werden – doch spätestens wenn Gorbatschow
zur Rettung eilt, ist die Grenze zwischen Phantasie
und Realität durchbrochen und das Publikum erheitert.

Genauso wie ich und das gesamte Kino.
Wer sich also auf bayerische Mundart hinter im ehemaligen
Ostblock einlassen will, sei herzlich willkommen.
Aber:
“Wenn du glaubst, dass Heimat dort ist, wo du dich gerade wohlfühlst, dann bleibst du ein ewiger Tourist.”

Mit dem stärksten der gelungenen Oneliner verabschiedet
sich euer
Frank A. Braun

Urteil:
Gelungenes Erstlingswerk

Für:
Bayern
Roadmoviefans
Kommunisten

Nicht so das wahre für:
Sachsen
Realisten
Papstfans


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