Tränen der Erinnerung

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Tränen der Erinnerung

6Drama

Der Film aus dem Jahr 1991 erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die aus der Großstadt aufs japanische Land reist und Besuch von ihrer Vergangenheit bekommt.

Taeko (Miki Imai & Youko Honna) ist 27 und lebt bereits ihr ganzes Leben in Tokio. Von ihrer Familie des Öfteren unter Druck gesetzt, sich einen Ehemann zu suchen, beschließt sie Urlaub in einem kleinen Dorf zu machen. Die Familie ihres Schwagers bietet ihr an auf dem Bauernhof und bei der Ernte von Saflorblüten zu helfen. Trotz der Aussicht auf harte Arbeit sieht Taeko dieser Abwechslung mit Freude entgegen. Es folgen mehrere episodenhafte Rückblicke auf die 10-jährige Version ihrer selbst, die sie trauriger, aber auch glücklicher Momente erinnern lässt. Der gleichaltrige Toshio (Toshirō Yanagiba) zeigt Interesse an der Frau aus der großen Stadt und bekommt wie der Zuseher, die Geschichten aus ihrer Kindheit erzählt. Da dieser sich der Berufung als Landwirt verschrieben hat, stellt er Taekos Lebensweise in Frage. Die junge Frau steht vor einer Entscheidung die Hektik der Metropole für die Ruhe des Dorfes aufzugeben.

Tränen der Erinnerung ist zu dem Zeitpunkt seines Erscheinens erst der zweite Film von Studio Ghibli, der ohne jegliche fantastische Elemente auskommt. Dies spiegelt sich in der zögerlichen Herangehensweise des Films wider. Das Werk von Regisseur Isao Takahata plätschert für 118 Minuten vor sich hin, ohne einen echten Spannungsbogen aufzubauen. Der Dramatik weichen allerdings kurze Episoden die mal sehr unterhaltsam, mal etwas belanglos voranschreiten. Das eine tropische Frucht für Japaner in den 60er-Jahren ein Luxusgut war ist zwar interessant, muss aber nicht für mehr als 10 Minuten thematisiert werden.




Hinzu kommt, dass sich die zwei Erzählstränge stark in ihrer Qualität unterscheiden. Die Rückblicke auf die junge Taeko sind durchwegs interessant und kreativ gestaltet, wenn gezeigt wird wie sich eine 10-jährige die Welt vorstellt. Ihr älteres Ich hingegen, scheint über die Jahre an Charisma und Humor eingebüßt zu haben. Die Rahmenhandlung ist zwar notwendig, zieht Passagen aber oft in die Länge.

Das Dialogszenen oft länger dauern als man es gewohnt ist, mag daran liegen, dass Studio Ghibli mit den neu erarbeiteten Animationen prahlen wollte. Diese sind auch heute noch auffallend detailreich. In Kombination mit Toshirō Yanagibas beeindruckendem Voice-Acting, bleiben Zuseher gebannt an den gezeichneten Lippen hängen. Wer sich in der englischen Übersetzung wohler fühlt, wird hier mit den Stimmen von Hochkarätern wie Daisy Ridley (Star Wars Episode VII-IX) und Dev Patel (Slumdog Millionär) verwöhnt. Ein interessantes Detail ist, dass Erstere bei der Premiere des Films noch nicht mal geboren war.

Das Ende von Tränen der Erinnerung, welches sich hauptsächlich in der Gegenwart abspielt, schafft es den Film in zufriedenstellender Weise abzuschließen. Allerdings sollten sich Zuseher über die gesamte Laufzeit nicht so viel Emotion erhoffen, wie es der deutsche Titel vermuten lässt. „Erinnerungen“, ja – „Tränen“, leider nicht. Wer sich also nur mit der Hälfte des Versprochenen zufriedengeben kann, bekommt einen durchschnittlichen Ghibli Film präsentiert.

Regie und Drehbuch: Isao Takahata, basierend auf dem Manga von Hotaru Okamoto und Yuuko Tone, Stimmen (Original): Miki Imai, Toshirô Yanagiba, Yoko Honna, Mayumi Izuka, Mei Oshitani, Filmlänge: 119 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 11.12.2015