Trainingslager – das Crash-Training in der Praxis

Von Walter Kraus
Was für Radfahrer und Triathleten im Winter meist schon zum Standard gehört, so ist das Trainingslager in den Wintermonaten für Läufer noch nicht so populär. Wieso auch? Der Läufer braucht nicht unbedingt die Wärme, um trainieren zu können. Dennoch kann eine gut geplante Trainingswoche eine besondere Wirkung erzielen.
Wir haben erfahren, dass durch ein Crash-Training die Leistungssteigerung unter Umständen größer ausfallen kann, als durch einen normalen Trainingsaufbau. Doch wenn man den Trainingsumfang kurzfristig stark erhöht, steigt dadurch auch das Risiko, sich zu verletzen. Läufer wissen, dass ihr Trainingslimit meist der eigene Körper ist. Wird zu viel trainiert, bahnt sich schon bald die nächste kleine Überlastung am Bewegungsapparat an. Deshalb müssen die Trainings- und vor allem die Regenerationsbedingungen optimiert werden.
In einem Trainingslager gibt es solche idealen Bedingungen. Dort braucht man nichts anderes tun, als laufen, schlafen, laufen, essen und laufen. Trainieren wie die Profis, ohne sich nachhaltig zu überfordern. So erreicht man leicht einen doppelten bis sogar dreifachen Trainingsumfang, da in dieser Zeit die Regeneration und die Wirksamkeit des Trainings deutlich verbessert werden:
  • viel mehr Schlafstunden – nicht nur in der Nacht, sondern auch Untertags
  • ausreichend und vor allem dem Training angepasstes Essen, das man zudem nicht selbst zubereiten muss
  • ideale Trainingsbedingungen ohne Vorbereitungszeit, Anfahrt oder Terminvereinbarungen - kein Stress mit Abwärmen, Dehnen und Entspannen
  • findet das Trainingslager in größeren Höhen statt, kommt der Effekt es Höhentrainings auch noch dazu
  • motivierende Trainingskollegen, die ähnliche Ziele verfolgen 

Jedoch funktioniert dieses Trainingslager nicht ganz optimal wenn es zu Hause in einer „normalen Urlaubswoche“ durchgeführt wird. Zu viele Einflüsse bleiben bestehen und behindern das Training. Der Alltag bleibt noch immer präsent und beeinflusst die Trainingsqualität:
  • Verpflichtungen und andere Termine müssen weiterhin eingehalten werden. Viele bekommen gerade im Urlaub einen besonderen Terminstress.
  • gerade wenn man in der Früh ausschlafen kann, dann besteht oft die Gefahr, dass die Abende länger werden. Die vielen Termine und das Freundetreffen enden dann oft spät am Abend oder sogar mit einer ausgedehnten Zechtour.
  • wenn schon einmal Zeit vorhanden, dann können endlich einmal aufgeschobene Erledigungen getätigt werden: die Wohnung wird neu gestrichen oder ein neuer Schrank wird montiert, das Kellerabteil muss ausgeräumt werden, die Wintergarderobe erfordert ein paar Neuerungen…
  • Zu Hause ist man immer erreichbar. Viele können in der freien Zeit nicht abschalten und sind für jeden – auch in beruflicher Hinsicht – erreichbar. Ein vollkommenes Abschalten ist oft nicht möglich. 

Kennst du diese Situationen? All diese Faktoren bedeuten zusätzlichen Stress, längere Erholungszeit und folglich eine schlechtere Trainingswirkung bzw. höheres Verletzungsrisiko. Aus eigener Erfahrung gehen solche Trainingsblöcke meist in die Hose! Deshalb ist es auch so wichtig, dass das Trainingslager nicht zu Hause, sondern weit weg vom Alltag abgehalten wird.
Wird das Trainingslager systematisch in die Trainingsplanung eingebaut, dann ist in den darauf folgenden Wochen eine deutliche Leistungssteigerung zu erwarten – vorausgesetzt natürlich, dass die nötige Anpassungszeit berücksichtigt wird. In der unmittelbaren Wettkampfperiode (ca. 6 bis 8 Wochen vor dem Wettkampf) kann man sich voll und ganz auf das Qualitätstraining konzentrieren. Mit der Gewissheit, dass ein wichtiger und umfangreicher Trainingsblock bereits hinter sich ist. Es beflügelt so richtig und man kommt regelrecht in einen Höhenflug. In dieser Zeit werden dann auch die persönlichen Bestzeiten gelaufen!
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Wie genau ein Trainingslager zu gestalten ist, wann es sinnvoll ist und was du dabei berücksichtigen musst, erfährst du im nächsten Beitrag. Möchtest du die Berichte bequem per Mail zugestellt bekommen, dann abonniere den Infokanal!


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