Trainingsgeschichten: Wenn es läuft…

Je mehr und intensiver man trainiert, desto mehr erlebt man natürlich; mal von der Erfahrung, die man sammelt abgesehen. Man ist häufiger auf seinen Trainingsstrecken unterwegs, liegt noch mehr am Boden und tobt sich auf der Matte bei Stabilisationsübungen aus und das Freibad kommt einem fast wie ein zweites Zuhause vor. Man grüßt sich freundlich mit anderen Läufern; Rennradler brausen kopfnickend an einem vorbei; man wird überschwänglich vom Kassierer des Stadtbades empfangen, bevor man etwas wankend nach dem Bahnenziehen versuchte das Drehkreuz zu betätigen. 

Trainingsgeschichten

An manchen Tagen läuft es überhaupt nicht, die Beine sind dick und schwer, die Arme scheinen immer länger zu werden und das Sitzen auf dem Rennradsattel tut schon in Gedanken weh. Ich schlürfe nach dem Aufstehen an den Laufschuhen vorbei und strafe sie mit Missachtung, da hilft es auch nicht, dass sie mich so schön gelb anstrahlen; das Rennrad wird komplett ignoriert, frage mich nur, wer es in die Wohnung gestellt hat; mache mich mit dicker Sonnenbrille auf zum Baden, denn mehr wird es an diesem Tag sicher nicht werden. Der Samstag oder Sonntag, der in meinem Trainingsplan als fester Schlunztag festgelegt ist (auch das gehört zum Training!) wird nicht ausgesessen sondern meist eher auf der Sonnenliege im Schatten ausgelegen.

Es gibt aber auch Tage, an denen stehe ich einfach so um fünf auf; trinke meinen Sencha oder Mate Tee und nehme dazu vielleicht noch eine Schale Haferflocken oder einen frisch gepressten Saft. Die Nachbarn danken es mir alle Küchenmaschinen zu so einer Zeit am Laufen zu haben. Ich liege dann spätestens um sechs auf der Yogamatte, um kurz nach sieben mit dem Rad ins Schwimmbad zu fahren. Schließlich zählt jeder Kilometer und da schaue ich das Auto oder den Bus natürlich nicht einmal an. In der Hand ist schon der Matchashake.

Obst Gemüse Smoothie Quinoa Grüntee

An diesen Tagen klappt es dann auch mit dem Essen. Da knabbere ich nicht wild um mich herum und muss auch nicht umhernaschen. Der Körper verlangt den ganzen Tag nach leckeren Früchten und Salaten, ich spüre, wie er die Energie daraus zieht und ich mit Sicherheit weiß, dass irgendwann am späten Nachmittag noch ein Training folgen wird. Manchmal kann ich mich wirklich dazu motivieren und freue mich wie ein kleines Kind mit frisch angespitztem Bleistift eine Einheit nach der anderen von meinem Plan am Kühlschrank abzuhaken.

Trotz des unglaublichen Gefühls am Abend, wieder so einiges geschafft zu haben, sind diese Tage selten, um genau zu sein, zu selten. Um so mehr der Wettkampf in greifbare Nähe rückt, desto häufiger liege ich lange gähnend im Bett, das von Tag zu Tag komfortabler wird. Die Einheiten sind eigentlich immer zu schaffen, machen Spaß, aber zum Glück habe ich dieses eine feste Ziel vor Augen. Es verschwimmt zwar durch viel Arbeit und andere Sachen ab und an, aber dann gibt es Menschen, die einen motivieren und noch einmal zeigen, wohin es gehen soll. Spätestens dann rollt es wieder und kann weiter gehen.


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