Zeit kann manchmal wirklich unfassbar relativ sein – während sie ab und an einfach dahin rast, kann man bei manchen Minuten den Sekundenzeiger vor sich sehen, der einfach nicht weiter rücken möchte. Spielt dann auch noch das Wetter verrückt und scheint der Trainingsplan deshalb aus den Fugen zu geraten, ist das mit der Zeit so eine Sache. Erst recht, wenn man stundenweise Schwimmen oder lange Radausfahrten und Koppeleinheiten angesetzt hat.
Dennoch liegt der vermutlich am schnellsten vergangene Monat in diesem Jahr hinter mir. Er verflog so schnell, dass ich erst nach vier Tagen im Juni mitbekam, dass ich bereits den neuen MyGoal Plan vor der Nase habe. Verwunderlich, denn manche Tage und auch Trainingsläufe haben sich bei Dauerregen quälend lang angefühlt.
Ich dachte, dass knapp 50 Stunden im April schon viel waren, aber mein kleines Mini-Trainingslager zu Haus hat da noch einmal einige Stunden oben drauf gelegt. Obwohl es nicht mit einem kleinen Urlaub verbunden war und ich einige Termine umher manövrieren musste, hatte ich an allen Tagen sehr viel Spaß.
Es verlangte einiges an Kraft – Aufstehen morgens um fünf obwohl Wochenende war; bei Regen und frischen Temperaturen mutterseelenallein ins eisige Wasser abtauchen; vier Einheiten am Tag bei denen sogar Yoga erschöpfend wirkte; die letzte Radausfahrt hat noch einmal alles abverlangt, was an Reserven übrig war…
Trotz des schlechten Wetters und der Tatsache, dass ich die letzten Tage des Monats nur noch etwas auf der Rolle Rennradfahren konnte, sind gut 550km zusammengekommen. Es war alles vertreten – Koppeleinheiten, Intervalle, Tempoeinheiten, die mich fit für den nahenden Velothon und Triathlon machen sollten.
Wunderbare Momente konnte ich beim Laufen erleben – ausgerechnet dann, wenn das Wetter am wenigsten dazu eingeladen hat. Morgens bei Dauerregen und Kühle sind die Wege genauso einsam, wie an den Tagen mit Luft zum Schneiden und tief hängenden graublauen Wolken und wenn die Feldwege so aufgeweicht sind, dass man die Schuhe anschließend mit unter die Dusche nehmen muss.
Auch wenn ich mir zeitweilig gewünscht habe, lieber auf dem Sofa zu liegen, war ich froh um jede Einheit, die ich absolvieren konnte. Ein kleiner Wettkampf mit ‘We own the night‘ hat alles ein wenig aufgelockert und auch wenn ich keine berauschende Zeit erlaufen konnte, war ich dennoch zufrieden. Es war eine kleine oder vielleicht sogar ziemlich große Herausforderung einen Wettkampf nach einer absolut harten Trainingswoche anzugehen. Interessant zu sehen, was man noch für Möglichkeiten hat, selbst wenn die Beine nicht mehr wollen oder sich der gesamte Körper schwer anfühlt.
Nicht weniger schön war das Schwimmen – eigentlich überraschend, denn der Besuch eines kuscheligen Spaßbades wird zur Seltenheit. Ich habe das Freiwasserschwimmen für mich neu entdeckt – eine besondere Erfahrung, denn nie zuvor war ich so lange und so zügig in einem See unterwegs.
Da es sich um einen Baggersee handelt, sind die Temperaturen derart gering, dass vermutlich bis spät in den Sommer hinein, kein Triathlon darin stattfinden könnte. Die ein oder andere Einheit hätte ich gern verlängert, weil es so gut lief, aber die Kälte ließ es nicht zu. Irgendwann wurden meine Finger steif. Ich konnte kaum noch das Wasser spüren und sie hingen einfach willenlos an meiner Hand. Etwas ärgerlich, denn ich hatte bei fast jedem Training das Gefühl, dass noch mehr ginge. Auch wenn ich mich nur grob an den Plan halten konnte (es fällt mir im Freiwasser wirklich schwer, die Meter abzuschätzen und Intervalle sowie Technik zu trainieren), empfand ich das Training als sehr effektiv und vor allem abhärtend.
Zwei Mal die Woche habe ich mich zur Entspannung, Dehnung der Muskeln und zum Aufbau der Kraft dem Yoga gewidmet. Wie immer nach intensiven Trainingseinheiten verlangte mein Körper danach – schwer zu beschreiben, aber ich fühle mich einfach unwohl, wenn ich nicht auf die Matte darf, um den Körper zu lockern. Ich muss mich von oben bis unten stretchen und meine Mitte trainieren können.
Besonderes Highlight waren zwei Stunden schweißtreibendes Yoga im Spirit Studio Berlin mit Bryan Kest. Es war, als würde jemand eine Dusche über mir halten. Tropfnass rutschte ich über die Matte und obwohl ich lange nach der Arbeit nicht mehr so müde war, fühlte ich mich währenddessen wunderbar erfrischt, aufgeweckt und ausgeglichen. Wie immer ein ganz wunderbares Erlebnis!
Alles in allem ein richtig guter Monat, der sehr viel Spaß gemacht hat; der unglaublich vielfältig war; der mir gezeigt hat, dass ich genau das machen möchte, auch wenn manchmal die Bedingungen alles andere als gut sind. Aber das ist vermutlich auch die Herausforderung, die ich suche.
Bild: Trainings-Grafiken erstellt mit Sportics