Train Simulator 2014 im Test: Enttäuschung oder Super-Simulation?

Erstellt am 21. Oktober 2013 von Gameagainde @gameagainDE

Simulationen hat das Land viele – auch Zug-Simulationen. ZD-Zugsimulator, Eisenbahn-Simulator, Zusi, New EEP, Stadtbahn-Simulator, Loksim3D und und und. Doch wo unterscheiden sich die ganzen Zug-Simulatoren? Sticht der Train Simulator 2014 heraus? Was kann er gegenüber seinem Vorgänger, dem Train Simulator 2013?

Für Train Simulator-Fans eine Enttäuschung

Wer schon lange die Train Simulator-Reihe von Aerosoft verfolgt, der wird enttäuscht sein. Die Mega-Neuerungen bringt das Spiel nicht mit, es sind eher Details. Dafür können Besitzer der vorigen Versionen des Train Simulators ihr Spiel kostenlos auf die neue Version updaten. Das zeigt: Auch beim Test des Spiels sollten wir uns vor allem auf Erstkäufer konzentrieren.
Eröffnet wird das Spiel durch den Trailer. Der ist hübsch gemacht, mit netter Musik unterlegt, allerdings wird er bei jedem Spielstart gestartet. Irgendwann kennt man den Trailer in- und auswendig, es nervt also auf Dauer etwas. Danach erscheint das Hauptmenü. Es erinnert stark an Windows 8 mit seinem Kachel-Design. Der erste Menüpunkt heißt “Fahren” und leitet zum Herz des Spiels weiter: Dem Karriere-Modus, dem “Schnellen Spiel”-Modus, dem Standard- oder freien Spiel. Hier geht es also ums Fahren mit der Lokomotive.
Starten wir also mit unserem Lokführer eine Karriere und sammeln im entsprechenden Modus fleißig Steam-Punkte. Wie schon beim Vorgänger hat man hier die Wahl zwischen mehreren Missionen. Diese sind nicht in zehn Minuten erledigt. Man braucht oft 30-60 Minuten für eine Mission. Auf der Fahrt heißt es dann, von einem Bahnhof zum nächsten rasen oder klüngeln.

Eingefleischte Zug-Fans kommen auf ihre Kosten

Beim Fahren auffällig: Alles wirkt ultra realistisch. Der Sound beispielsweise ist an jede Lok, jeden Zug und jede Geschwindigkeit angepasst und ist einfach spitzenmäßig. Von außen lassen sich neben dem Zug-Sound auch noch Nebengeräusche wahrnehmen. Ultrarealistisch. In diesem Punkt macht der Simulator den Unterschied zu vergleichbaren Simulatoren. Ebenfalls bei der Grafik: Auch sie ist detailliert ausgearbeitet, auf den Strecken finden sich unglaublich viele, an die “richtige” Strecke angelehnte, Objekte, Gebäude und Landschaften. Und zu guter Letzt der Realismus vom Fahren her: Wem der grafische und Sound-technische Anspruch noch nicht genügt, der wird spätestens beim Fahren mit allen Funktionen überzeugt: Alle Zugsicherungssysteme sind oft aktivierbar, damit kommt der Vollprofi aus seine Kosten, der Laie, der auf das detaillierte Tutorial verzichtet hat, kommt damit aber auch klar. Es ist sehr einfach den Zug zu bedienen. Das Bremsverhalten der unterschiedlichen Züge ist allerdings sehr schwer kalkulierbar, was etwas den Reiz des Spiels ausmacht. Wo wir auch schon beim nächsten Thema wären: Wie lange hält man durch beim Spiel?

Langeweile pur? 

Der durchschnittliche Shooter-Liebhaber oder Action-Fanatiker wird definitiv nicht zufriedenstellend bedient mit dem Train Simulator 2014. Allerdings spricht ein Simulator auch eher Simulatoren-Fans an, die nicht unbedingt die Action des Spiels schätzen, sondern vielmehr den Realismus. Hier kann das Spiel eindeutig punkten. Es geht hier aber auch wirklich nur um Realismus. Das Spiel hat keinen Wirtschaftsteil, wie zum Beispiel der Euro Truck Simulator 2, bei dem es neben dem LKW-Fahren auch um das organisieren des eigenen Unternehmens geht. Diese Art von Action fehlt dem Spiel. Und damit fehlt dem Ganzen ein klares Ziel. Das Einzige, was der TS 2014 an Action bietet, sind rote Signale, die es zu erkennen und vor denen es rechtzeitig zu bremsen gilt.
Klar, auch Missionen sind mit an Bord, aber die Intention, alle Missionen abzuschließen fehlt etwas, denn sie sind einfach so unglaublich unabwechslungsreich. Im Prinzip besteht die Fahrt aus Anfahren, Bremsen (für Signale und Bahnsteige) und Türen öffnen, oder Fracht abladen. Das ist den Käufern aber zumeist bewusst, deshalb kein großer Kritikpunkt.

Zusatz-Features

Neben den Features, die schon der Vorgänger beinhaltete, bietet das Spiel auch ein paar interessante neue Dinge, die Anzahl an Neuheiten ist aber überschaubar – bestätigte man unseren Kollegen von nordrheintv auch seitens Aerosoft auf der Gamescom.
Neu ist der Editor. Noch einfacher soll er funktionieren, noch benutzerfreundlicher soll er sein. Zugegebenermaßen ist er verständlich erklärt, trotzdem noch total unübersichtlich. Wer sich da nicht reinfuchst, der verzweifelt allein bei dem Anblick des Editors.
Ebenfalls neu ist die Möglichkeit im schnellen Spiel sich einen eigenen Zug zusammenzustellen. Das ist ein geniales Feature, das es einem ermöglicht, seinen Zug in beliebiger Reihenfolge, auf einer beliebigen Strecke (so kommen ICEs in die USA) zusammenzustellen. Voraussetzung ist ein gleiches Kupplungssystem. Damit lassen sich verschiedene Triebwagen hintereinander kuppeln, ein Zug – bestehend aus Bordbistros – zusammenstellen und und und. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt. Dabei bedacht werden sollte nur, dass Züge mit 100 Wagen unter Umständen nicht in einen Bahnhof passen, womöglich noch am letzten Bahnhof mit Zugteilen vertreten sind.

Fazit

Der Train Simulator ist für all die Zug-Fans etwas, die großen Wert auf die Mischung zwischen Realismus, Grafik, Sound und Gameplay legen – dafür aber auch bereit sind eine Menge Geld auf den Tisch zu legen. Das Spiel an sich ist mit knapp 40€ schon recht teuer (verglichen mit anderen Simulatoren). Wer bei dem Spiel aber richtig Spaß und vor allem Abwechslung spüren will, der muss sich eine Menge an Zusatz-Addons, die mitunter sehr teuer sind, kaufen. Unter Simulatoren teilt sich das Spiel den ersten Platz aber auf jeden Fall mit dem Euro Truck Simulator 2, der aufgrund seinem Wirtschaftsteil noch massen kompatibler ist. Allerdings darf man bei dem Train Simulator nicht die unglaubliche Abwechslung und schon gar nicht Action erwarten – es ist halt eine realistische, schöne Zugsimulation.

Von uns bekommt das Spiel wegen seiner technischen Merkmale 80/100 Punkten. Die Minuspunkte gibt es, weil das Spiel wenig Abwechslung bietet und vor allem auf Dauer sehr teuer wird.

Unsere Kollegen von nordrheintv haben ein Video-Review zum Spiel veröffentlicht, welches ihr euch unter dieser Zeile anschauen könnt.